NIALL
BRADFORD – 13.05.2018
*
Beerdigungen waren eine schlimme Sache.
Jeder war dunkel gekleidet und überall durchströmte das Gefühl der Trauer die Menschen. Sie hatten alle ihre Blicke auf den geschlossenen Sarg gerichtet, der Pastor hielt eine Rede. Tränen flossen, ununterbrochen.
Doch ich gehörte wahrscheinlich zu den Einzigen, die nicht weinten oder auch nicht das Gefühl der Trauer besaßen. Ich wusste, es war nicht richtig es nicht zu haben. Dennoch konnte ich diese unterdrückte Wut in mir brodeln spüren.
Ich hatte nicht einmal vorgehabt, hier herzukommen.
Die Nachricht von seinem Tod hatte mich jedoch ein Stück weit aus der Bahn geworfen. Damit hatte ich als letztes gerechnet.
Meine Hände schwitzen leicht, obwohl wir gerade mal drei Grad hatten. Ich vergrub sie weiter in meine Hosentasche um dort nach dem Taschentuch zu greifen und mir den Schweiß von den Händen zu wischen.
Seine Mutter war wirklich erfreut darüber gewesen, dass ich gekommen war. Trotz der traurigen Nachricht.
Der Pastor beendete seine Rede. Die Menge beweinte den Sarg noch ein letztes Mal, bevor es mit einem Trauermarsch zu dem großen, weißen Zelt hinüberging, dass auf der anderen Straßenseite aufgebaut worden war.
Ich blieb am Grab stehen. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit und ich wusste nicht wieso.
Der Grabstein war dunkel gehalten. In schnörkeliger Schrift waren die Initialen Zain Javaad Malik eingraviert worden, darunter sein Todesdatum, 07.05.2018. Ein kleiner Satz befand sich im unteren Teil des Grabsteines: Ruhe in Frieden.
Gerne hätte ich gewusst, wie Zayn umgekommen war, aber die Familie hielt es unter Verschluss und ließ auch ehemalige Freunde nicht daran teilhaben. Ich meinte sogar Perrie in der Menge gesehen zu haben, aber ich konnte mich genauso gut irren.
Mit langsamen Schritten folgte ich der Menge zum Zelt. Ein riesiges Buffet war aufgebaut worden, aber all das hier, dieses Schwarz der Leute, diese komisch traurige Stimmung, all das hatte mir den Appetit verdorben.
Ich hielt mich eher mehr im Hintergrund auf und schaute Leuten zu wie sie nach und nach zu Zayns Familie gingen und ihr tiefstes Beileid aussprachen. Zayns Schwestern saßen neben ihrem Vater und starrten sich wie leere Seelen an. Ihre Gesichter waren ganz blass und ihre Augen rot angeschwollen. Ich wollte nicht wissen, wie es war, wenn man seinen Bruder verlor.
Ich wollte nicht wissen, wie es war, wenn ich meinen Bruder verlor. Bei dem Gedanken drehte sich mein Magen schon um.
Vor mir blieb eine Blondine stehen.
Perrie.
Sie zog ihre Sonnenbrille aus und verstaute sie in ihrer schwarzen Klutch. Ihr Blick glich dem der anderen. Okay, ich hätte jetzt nicht damit gerechnet, dass sie jubelnd auf seinem Grab tanzte, weil er ihr nun nicht mehr das Herz brechen konnte. Verwunderlich war es dennoch, dass sie gekommen war.
„Perrie", sprach ich ruhig und umarmte sie kurz zur Begrüßung. Sie hatte sich sehr verändert, aber wie lange hatte ich sie nicht mehr gesehen ... zwei, drei Jahre waren es sicherlich her. Ihre Umarmung war herzlich, wie immer.
Ein leicht trauriger Schatten huschte über ihr Gesicht: „Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst."
„Um ehrlich zu sein: Ich auch nicht. Aber keine Sorge, ich bin nicht wegen des ganzen kostenlosen Essens gekommen. Mein Appetit hat sich schon verabschiedet, als ich den Friedhof betreten habe."
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Requiem
FanfictionEr versuchte zu retten, was es zu retten gab. Eines würde er nicht mehr gewinnen können: die unzertrennliche Freundschaft und die bedingungslose Loyalität zu seinen ehemaligen Freunden. Er versuchte zu sichern, was es zu sichern gab. Das Geld, das...