18 | Friends for help.

66 6 6
                                    

HARRY
MULLINGAR – 22.06.2018
*

Und schon wieder stand eine Beerdigung an.

Wenn es so weiterging, musste ich mir ernsthaft Sorgen um meine Mitmenschen machen. Bereits zwei Todesfälle in meinem Freundeskreis, wobei ich Zayn nicht mehr zu meinem Freundeskreis hinzuzählte.

Während sich der Horan-Hofstaat um Denise, Theo und Nialls Eltern tummelte, saß Niall mit uns Abseits des Trubels, den Kopf auf seinem Arm abstützend und sah mit einem geisterhaften Blick auf sein Glas Wasser. In der ganzen Zeit, seit wir nun hier waren, hatte er kein einziges Wort gesagt. Selbst gestern waren seine einzigen Worte: „Schön, dass ihr gekommen seid" und „Gute Nacht".

Ich als bester Freund machte mir natürlich Sorgen um ihn.

Zum Glück war ich nicht der Einzige, auch Louis und Liam warfen sich gegenseitig immer wieder besorgte Blicke zu, aber Niall bemerkte das alles gar nicht. Er war viel zu sehr mit seinem Glas-Anstarren beschäftigt, als dass er irgendetwas von seiner Umgebung wahrnahm.

„Hey, Niall, willst du nicht einmal was essen?", Louis schob ihm seinen Teller mit dem übriggebliebenen Kuchen hin, um unseren Kumpel an seine Liebe zum Essen zu erinnern. Doch er würdigte den Teller nicht einmal eines Blickes und schob ihn wieder zurück in Louis Richtung.

Liam seufzte: „Du hast seit gestern nichts mehr gegessen, willst du nicht wirklich-"

„Keinen Hunger." Nicht einmal mit den Wimpern gezuckt hatte er. Also ließ Liam es sein und presste die Lippen aufeinander.

Louis kam auf eine im ersten Moment nicht sonderlich kluge Idee. Er kramte in seiner Jackettasche herum, bis er ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit herauszog. Bei dieser Flüssigkeit handelte es sich um Wodka, wie ich feststellte.

„Verdammt, Louis!", zischte ich und wollte ihm die Flasche aus der Hand reißen, weil ich genau wusste auf welche Art Idee er gekommen war, aber er zog seine Hand rechtzeitig weg, sodass ich in die Leere griff.

„Hey, vielleicht brauchen wir alle jetzt mal ein wenig starken Fusel. Niall wird wohl derjenige von uns sein, der mir freudig um den Hals fallen wird." Er warf einen Blick zu unserem trauernden Freund. „Zumindest wenn er nicht ständig auf sein leeres Glas schauen würde."

Dann öffnete er das kleine Fläschchen und schüttete jedem etwas in unsere Gläser. Niall löste sich zum ersten Mal von seinem Glas und wir stießen an. Das Zeug brennte in meinem Hals, als ich es runterkippte, und verzog kurz mein Gesicht: „Echt starkes Zeug."

Louis nickte: „Ist ja auch der von Ollie. Der hat mich schon vorgewarnt, dass das Zeug stark ist."

Nur Niall verzog keine Miene, stellte sein Glas wieder ab und dasselbe Theater begann von vorne.

Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein!

„Hast du eigentlich noch was von El gehört, nachdem du bei ihr auf ihrer Arbeitsstelle aufgekreuzt bist?", lenkte schließlich Liam das Gespräch in eine andere Richtung. Nur blass konnte ich mich daran erinnern, dass Louis bei El aufgekreuzt war, um Liam mit seinem Problem zu helfen, aber es anscheinend nichts gebracht hatte, da El nach wie vor stur blieb.

Vielleicht wäre ich lieber gegangen.

„Wenn wir wieder zurück in London sind, wollte ich ihr noch einmal einen Besuch abstatten. Vielleicht hat sie ja ihre Meinung geändert", Louis zuckte mit den Schultern und goss sich noch etwas ein. Niall schob wortlos sein Glas in seine Richtung, damit er ihm auch etwas von dem starken Zeug gab.

RequiemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt