21 | A Good Friend.

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LIAM

LONDON – 25.06.2018

*

Für heute hatte der Schneesturm eine Pause gemacht. Es war noch immer eiskalt, aber angenehmer, da der Schnee einem nicht mehr die Sicht rauben konnte. Ich lief innerlich auf Hochtouren. Sophia untersagte noch immer jeglichen Kontakt mit ihr oder Ashley, aber nichts hinderte mich daran, mit ihrer besten Freundin zu reden, welche ich gestern am Telefon um ein Treffen gebeten hatte.

Louis würde mich einen Kopf kürzer machen, wenn er wüsste, dass ich mich mit Eleanor traf. Er hatte mir versprochen, dass er sich darum kümmern würde, aber da seit Tagen nichts dabei herumgekommen war und er mir nichts gesagt hatte, ging ich davon aus, dass Eleanor ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Also nahm ich es lieber selbst in die Hand, denn mit ihr hatte ich nicht eine solche Vergangenheit wie Louis.

Nachdem Harry nach New York geflogen war, war Louis ganz und gar nicht in der Stimmung für schlechte Neuigkeiten. Er lief mit diesem Blick herum, der einen aus einer Meile Entfernung warnte ihm nicht zu nahe zu kommen. Niall hatte sich zuhause verbarrikadiert, zusammen mit seinem Neffen Theo. Niemand drang zu ihm durch, nicht einmal sein Neffe, Louis oder ich.

Währenddessen musste ich endlich erreichen, dass Ashley von mir erfuhr. Dass Sophia sich endlich dazu durchringen konnte, den Kontakt nicht mehr zu untersagen, damit ich Zeit mit ihr verbringen konnte.

Ich hatte mit Eleanor ein Platz im Hydepark ausgemacht, den sie hoffentlich noch wiederfinden würde. Aus früheren Zeiten wusste ich noch, dass sie und Louis einmal da gwesen waren, um die Vögel zu beobachten.

Weit und breit war keine Menschenseele in Sicht, nur die wenigen Hundebesitzer und Jogger, die sich bei diesen Eiszeit-Temperaturen rauswagten. Auch ich hatte Loki mitgenommen. Seinen traurigen Blick konnte ich nicht mehr ertragen, weil er seit ein paar Tagen nur auf die Terrasse durfte. Umso erfreuter zog er jetzt an der Leine, um umhertoben zu können.

Bei der Bank, die ich als Treffpunkt ausgemacht hatte, machte ich ihn von der Leine los. Sofort rannte er los, um dem nächsten Eichhörnchen bei einer Baumgruppe hinterherzulaufen. Ich setzte mich hin und wartete.

Eleanor ließ nicht lange auf sich warten. Sie kam mit Bruce, der bei Lokis Gebell natürlich Feuer und Flamme wurde. Sie machte ihn von der Leine los und die beiden Hunde fingen an sich gegenseitig zu jagen.

„Gott sei Dank hat es aufgehört zu schneien. Bruce war kaum noch auszuhalten", sie drückte mich kurz an sich und ließ sich neben mir auf die Parkbank nieder.

Es war eine Ewigkeit her, seit ich Eleanor das letzte Mal gesehen hatte. Die Haare hatte sie unter der Mütze versteckt und entgegen ihres sonstigen Styles trug sie ihren alten Uni-Pulli, einen weiten Mantel, Jeans und Chucks. Aber auch sonst hatte sie sich verändert. Sie wirkte erwachsener.

„Wie geht es dir?", fragte ich und sie lächelte traurig: „Nun ja, es geht. Die Arbeit bei Chanel ist doch anders, als ich mir vorgestellt hatte, ich meine, mein Blog diente ja nicht dafür, dass ich nachher ein Mädchen für alles bin, verstehst du? Natürlich, es macht Spaß, aber es ist nicht das, was ich mir erträumt habe." Sie sah zu mir: „Wie geht es Niall?"

Ich seufzte: „Er verbarrikadiert sich hinter seinen eigenen Mauern. Wortwörtlich."

Eleanor nickte: „Er trauert. So etwas ist normal. Was ist mit euch?"

„Harry ist nach New York geflogen wegen irgendetwas, keine Ahnung. Louis ist deswegen ziemlich angepisst, weil er wollte, dass wir alle zusammen Niall helfen, von einem Ort aus und nicht aus verschiedenen Ecken der Welt. Nun ja, und ich... ich weiß nicht." Ich zuckte mit den Schultern.

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