2 | The Good Old Times.

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LIAM

LONDON – 16.05.2018
*


Die Fahrt zurück war bedrückend gewesen. Zwar saß ich alleine in meinem Wagen, aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass mir irgendjemand über die Schulter schaute und mit Argusaugen mich beobachtete. Beinahe hätte ich gedacht, dass es Zayn sein könnte, der hinter mir saß und mich beobachtete. Bei dem Gedanken jedoch lachte ich sarkastisch auf und vertrieb den Gedanken so schnell wie er gekommen war.

Ich hatte angestrengt versucht der Musik zu lauschen. Wirklich.

Aber in meinem Kopf schwebten so viele unbeantwortete Fragen in meinem Kopf herum, dass es mir schwerfiel der Stimme des Sängers oder der Sängerin zu lauschen.

Wieso hatte Zayn uns diesen Zettel hinterlassen? Wie war er gestorben und wieso sagten seine Eltern nichts? Woran hatte er gemerkt, dass ihm die Zeit davonlief? Und wann hatte er bemerkt, dass er alles, was er getan hatte, falsch war und wieso wollte er uns helfen aus unserem Loch zu kommen?

Ich verstand es einfach nicht. Vor Wochen hatte er sich einen Dreck für uns interessiert und jetzt tauchte dieser mysteriöse Zettel auf, der jeden von uns nachdenklich machten? Selbst Louis, der seit Zayn's Abschied nicht einen bloßen Gedanken an ihn verschwendet hatte?

Dieser Zettel hatte mich verwirrt. Dann kam auch die Frage auf, ob er auch an Harry gerichtet war. Er war schließlich nicht auf der Beerdigung erschienen, was ihm, glaube ich, abgesehen von Niall niemand übel nahm.

Ich war mit meinem Gedanken meilenweit von der Realität entfernt, sodass ich beinahe zwei Verkehrsunfälle gebaut hätte, hätte ich nicht im letzten Moment das Lenkrad rumgerissen und dem Fahrer in letzter Sekunde ausgewichen, der mir brüllend Schimpfwörter an den Kopf geschmissen hatte. Den Rest des Weges versuchte ich mich auf den Verkehr zu konzentrieren, was mir eher schlecht als recht gelang.

(„Liam, fahre niemals, wenn du emotional komplett fertig bist. Das beeinträchtig dein Können als Fahrer." - „Jaja, hab verstanden.")

Zayn schlich sich immer wieder in meine Gedanken.

Ich fragte mich, ob es wohl sein Ziel gewesen war uns mit dem Zettel durcheinander zu machen. Aber für mich hatten diese Worte etwas Wahres an sich – ich würde es in Louis' geschweige denn Harrys Gegenwart niemals laut aussprechen.

Es stimmte, wir Jungs waren seit der Pause irgendwie auseinander gedriftet. Jeder verfolgte seine eigenen Ziele. So war es gekommen, dass sich die Band One Direction, so wie es sie früher gab, aufgelöst hatte. Zumindest in unseren Herzen, auf Papier gab es uns immer noch. Es hatte mich gewundert, Niall und Louis bei der Beerdigung zu sehen. So verändert. Bei Louis eher ins Negative, bei Niall konnte ich es nicht sagen. Er hatte während der ganzen Trauerfeier nur ein paar Worte gesprochen, ansonsten hatte er geschwiegen. Das war nicht typisch von ihm.

Als ich zuhause mein Haus betrat, rannte mir Loki entgegen. Ansonsten war das Anwesen leer und still. Alles lag an seinem Platz, so wie ich es verlassen hatte. Manchmal wünschte ich mir, dass hier wieder jemand wäre, der für Unordnung in dieser Ordnung sorgte. Jemand, der mich neben Loki erwarten würde, doch stattdessen herrschte Eiseskälte.

Traurig war das irgendwie schon.

Ich beschloss mir die letzte Fertigpizza im Ofen warm zu machen und dazu noch einen Marvel-Film anzuschauen. Loki rannte die ganze Zeit um meine Beine und ließ mich nicht aus den Augen. Selbst beim Fernsehen hatte er seinen Kopf so gelegt, dass er mich anschauen konnte.

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