LIAM
LONDON - 04.06.2018
*„Was denkst du, werden diese Angaben auf dem Zettel für eine Bedeutung haben. Ich meine, der Zeitstempel zeigt den nächsten Mittwoch an. Das ist in drei Tagen", sprach ich Louis darauf an, als er versuchte sich geschickt durch den morgendlichen Verkehr zu schlängeln. Dieser zuckte nur mit den Schultern und nahm einen großen Schluck von seinem dampfenden Kaffee.
„Um ehrlich zu sein, es ist mir egal. Zayn hatte schon immer Gefallen an irgendwelchem komischen Quatsch, weswegen mich gar nichts mehr wundern sollte."
Aus dem Radio dudelte leise Musik. Ab und zu berichtete der Reporter über die neuesten Staumeldungen und über einen neuen, womöglichen Blizzard, der über England kommen soll, wo sich die Meteorologen aber noch drum stritten. Ich konnte dazu gar nichts sagen, denn ich war immer noch wie vor den Kopf gestoßen.
Ich hatte eine Tochter, von der ich drei Jahre lang nichts wusste. Wenn das mich nicht zum schlechtesten Vater der Welt machte, dann wusste ich auch nicht mehr weiter.
„Hast du schon mit Sophia geredet?", fragte Louis, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich schüttelte den Kopf: „Nein, nicht wirklich. Ich habe sie zwei Mal angerufen. Beim ersten Mal hat sie mich weggedrückt und beim zweiten Mal hat sie mir klipp und klar deutlich gemacht, dass ich sie in Ruhe lassen soll und sie meine Hilfe nicht braucht. Dann hat sie wieder aufgelegt. Es ist wie ein Teufelskreis." Ich seufzte und rieb mir durch's Gesicht.
„Das ist der Instinkt einer Mutter, Liam. Das braucht eine Weile, bis sie erneut Vertrauen zu dir gefasst hat. Glaub' mir, das habe ich schon alles hinter mir."
Ich konnte mich gut an den Tag erinnern, als er völlig aufgelöst im Hotel erschienen war und erzählt hatte, dass Brianna ihm ihre Liebe gestanden hatte, er sie aber nicht erwidern konnte, weil er sie nicht liebte und die Sache zwischen ihnen nur eine einmalige Sache war. Einerseits konnte ich Brianna verstehen, dass sie verletzt davon war, aber mehr konnte ich meinen besten Freund verstehen.
Wir blieben ruckartig stehen und Louis fluchte lautstark: „Man, pass' doch auf, du verdammter Idiot!" Er drückte ein paar Mal auf die Hupe.
„Und du glaubst wirklich, dass wir heil bei Niall ankommen? Wieso haben wir nicht die U-Bahn genommen? Dann wären wir jetzt schon sicherlich bei ihm", meinte ich daraufhin und erntete ein entrüstetes Schnauben: „Sag' mal, bist du lebensmüde oder so?"
Langsam schüttelte ich den Kopf. „Ich meinte doch nur, dass es vielleicht schneller gegangen wäre. Du bist lebensmüde, weil du dich mit deinem Wagen in diesen Verkehr traust."
„Im Gegensatz zu dir kann ich auch Auto fahren."
Wenn man von den wackeligen Fahrten über den Highway sprach, konnte ich das nicht so sagen. Mir wurde davon immer übel, die anderen haben sich noch nie beschwert. Vielleicht aber innerlich.
Louis schüttelte nur den Kopf und fuhr weiter.
Es dauerte zwanzig Minuten, ehe er in Nialls Straße einbog und vor dessen Haus parkte. Die Tatsache, dass direkt vor uns Harrys Wagen stand, überraschte uns sehr. Mein Kumpel neben mir ließ sofort verlauten: „Anscheinend hat der große, böse Bär den kleinen, armen Hasen noch nicht gefressen."
Ich zog beide Augenbrauen hoch. „Was noch nicht ist, kann bekanntlich ja noch werden."
Mein bester Freund nickte bedauernswert und stieg aus. Ich folgte seinem Beispiel und zusammen machten wir uns auf zur Haustür. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper, als eine kalte Windböe mich erwischte. Meine Haut war bereits mit einer Gänsehaut überzogen. Wenn Niall nicht endlich mal seinen Hintern zur Haustüre schwingen würde, würde ich mich direkt vor seiner Haustüre zu einem riesigen Eisklotz verwandeln.
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Requiem
FanfictionEr versuchte zu retten, was es zu retten gab. Eines würde er nicht mehr gewinnen können: die unzertrennliche Freundschaft und die bedingungslose Loyalität zu seinen ehemaligen Freunden. Er versuchte zu sichern, was es zu sichern gab. Das Geld, das...