15.Kapitel

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Am nächsten Morgen erwachte Hermione wegen einem Rumpeln. Schnell richtete sie sich auf. Und strich sich die braunen Haare aus dem Gesicht. Ginny kramte in ihrem Kleiderschrank herum. „Was ist denn?", fragte Hermione verschlafen und streckte sich ausgiebig. „Ich hab zu viele Sachen!", beschwerte sich Ginny. Auch Parvati war aufgewacht und musterte ihre Freundin amüsiert. „Kannst du nicht wann anders umräumen?", fragte Hermione und ließ sich wieder zurück fallen. „Tut mir echt leid, wenn ich euch geweckt habe. Aber mein Schrank platzt bald.", seufzte Ginny. „Dann sortiere doch einfach einige Klamotten aus.", schlug Parvati vor. Ginny sah sie trotzig an: „Nein. Bestimmt nicht." „Naja egal. Jetzt sind wir eh schon wach.", Hermione stand auf und öffnete das Fenster um frische Luft herein zulassen. Ginny kramte weiter in ihrem Schrank und sortierte ihre Röcke. Hermione sah nach draußen. Die Sonne ließ Hogwarts in einem hellen Licht erstrahlen und der Schnee glitzerte wie polierte Diamanten. Es sah atemberaubend schön aus.

Nachdem Hermione geduscht hatte, sich frische Sachen angezogen und ihre Haare zu einem leichten Pferdeschwanz gebunden hatte, ging sie die Treppen hinunter. Ginny und Parvati folgten ihr plappernd. Hermiones Freude verwandelte sich in Wut als sie Ron erblickte, der sie aus zusammen gekniffenen Augen beobachtete. Sie ignorierte ihn und stolzierte an ihm vorbei. „Was war das denn?", Ginny hatte sie eingeholt. Ihre roten Haare fielen ihr glatt über die Schultern. „Ron ist immer noch sauer. Also habe ich beschlossen ihn zu ignorieren.", erklärte Hermione knapp. Ginny seufzte hörbar.

Nach dem Essen hatte sie Zauberkunst mit den Ravenclaws. Hermione war erleichtert, dass sie dem Unterricht gespannt folgen konnte und nicht wie häufig zu durcheinander war. Eifrig notierte sie sich Wichtiges mit ihrer Feder und beantwortete Flitwicks Fragen konzentriert. Die anderen sollten bloß nichts bemerken. Zum Glück hatte sie niemand weiteres auf die Sache mit Ron angesprochen. Sie wollte nicht, dass alle Wind davon bekamen.

Dann hatten sie Zaubertränke mit den Slytherins. Als Hermione Draco erblickte schlug ihr Herz schneller, doch sie versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren. Das klappte auch recht gut, bis Slughorn auf die „brillante" Idee kam, dass sie in Gruppen versuchen sollten einen Stärkungstrank zu brauen und Hermione zusammen mit Draco arbeiten musste. Schweigend arbeiteten sie. Als Draco ein seltsam aussehendes Kraut in den Kessel geben wollte, sagte Hermione: „Hey, bist du dir sicher, dass das richtig ist?" Draco erwiderte: „Wird schon klappen." Hermione murmelte: „Wenn du meinst." Als Draco das Kraut in den Kessel gab, fing das Gebräu seltsam an zu blubbern. Malfoy wich ein Stück zurück. Plötzlich kroch ein seltsam aussehender Wurm aus dem Kessel. Hermione beäugte ihn angewidert. „Upps", Draco schnippte den Wurm vom Platz. Er flog genau auf Slughorn. Draco verzog das Gesicht, während Hermione nur schwer ein Lachen unterdrücken konnte. „Also Trankbrauer solltest du nicht werden.", lachte Hermione. „Das war ein Versehen!", erwiderte Draco. Slughorn entfernte den Wurm, während die ganze Klasse lachte. Der alte Zauberer warf Draco einen amüsierten Blick zu. Draco grinste leicht.

Hermione und Draco sparzierten in der Pause draußen herum. „Also das in Zaubertränke war echt lustig.", lachte Hermione. „ Hast du Slughorn Gesicht gesehen? Für einen Moment dachte ich, er würde mich erwürgen. Also lustig ist was anderes", sagte Draco mit einem leichten Lächeln. Plötzlich blieb er stehen. Hermione folgte seinem ernsten Blick. Er sah zu einer Gruppe Slytherins, darunter auch Zabini und Crabbe. Sie hatten Fiona gegen eine Wand gedrängt. „Diese Idioten", schnaubte Draco. Hermione zitterte: „Wir müssen Fiona helfen!" Sie wollte schon los rennen, doch Draco versperrte ihr den Weg: „Warte mal. Auf dich werden sie wohl kaum hören. Lass mich das lieber machen." Hermione warf ihm einen wütenden Blick zu: „Glaubst du, sie werden auf dich hören?" Draco blickte sie bald schon enttäuscht an: „Auf wen denn sonst, wenn nicht auf mich?" Damit drehte er sich um und stolzierte zu seinen Freunden. Hermione ging zögerlich näher. Sie verstand nicht, was der Slytherin sagte, aber die Gesichter der anderen wurden bleich. Crabbe machte ein nahezu verständnisloses Gesicht und Zabini protestierte wütend. Schließlich ließen sie Fiona aber in Ruhe und stapften weg. Hermione ging zu Fiona und Draco. „Alles klar?", fragte sie die Ravenclaw besorgt. Fiona nickte zögerlich. Ihre Wangen waren gerötet. „Was wollten sie denn?", fragte nun Draco. „Ach, ich hab einen von ihnen angerempelt und da waren sie wütend auf mich.", Fionas helle Stimme klang kein bisschen aufgeregt. Schließlich sagte sie: „Danke, wirklich!" Hermione wollte gerade etwas erwidern, als Ron auf sie zu geeilt kam. Aufgeregt ging er zu Fiona: „Fiona, alles in Ordnung?", er schubste Draco beiseite. Draco verdrehte genervt die Augen. „Alles gut.", Fiona sah Ron in die Augen. Hermiones Magen zog sich zusammen. Trotzig sagte sie: „Na Hauptsache, es ist nichts passiert. Wir müssen dann auch.", mit erhobenen Haupte stiefelte sie davon. Sie war traurig. Ron war unfair. Unfair zu ihr, zu Draco, aber auch zu sich selbst. Der Slytherin hatte sie inzwischen eingeholt und folgte ihr schweigend. Nach einer Weile räusperte er sich: „ Weasley ist ja ziemlich sauer auf dich." „Ach wirklich?", Hermione betonte das „wirklich" giftig. Draco senkte den Blick, sagte jedoch nichts. Die beiden gingen weiter. Die eisige Januarkälte ließ Hermione zittern.

Sie gingen wieder nach drinnen. Draco verabschiedete sich schnell, mit der Begründung, er habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Hermione biss sich auf die Lippe, während sie hoffte, dass er nichts Dummes anstellte.

Sie ging in Richtung Bibliothek. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt machen sollte. Plötzlich hörte sie eine bittere Stimme:

„Na? Wohin des Weges?" Sie wirbelte herum und blickte in Rons Gesicht. Seine Wangen waren gerötet. "Geht es Fiona wieder gut?", fragte Hermione gleichgültig. "Ja, sie wurde ja bloß bedrängt.", sagte Ron. „ Schön. Ich hab noch was Wichtiges zu tun.", erwiderte Hermione trocken. „Ach ja?! Knutschen mit Malfoy, oder was?!", Ron stellte sich ihr in den Weg. „Was?! Du spinnst doch!", sagte die Gryffindor aufgebracht. „Ach komm schon, jeder Blinde sieht, was da abgeht. Es geht da so ein Gerücht rum, wegen der Party." Hermiones Blick wurde dunkler: „Es gibt viele Gerüchte. Man sollte aber nicht alle glauben!"

„Ja, aber das hier ist eindeutig. Fast jeder hat euch bei der Party zusammen weggehen sehen!" Endlich verstand sie, worauf er hinaus wollte. Ihre Wangen färbten sich rosa, doch sie hielt seinem Blick stand und funkelte ihn an: „Wir haben nichts miteinander. Gar nichts, verstanden? Was immer man dir erzählt hat, es ist eine Lüge." „Eine Lüge? Du bist die einzige, die lügt. Naja, mal abgesehen von dem Frettchen!" „Lass ihn aus dem Spiel!"

Ron lachte kurz auf: „Ist er etwa so feige, dass er sich nicht mal selbst verteidigen kann? Das ist wirklich erbärmlich!", Er spuckte die Worte verächtlich aus. „Du hast dich verändert!", bemerkte Hermione wütend. „Nein. Nicht ich. Du!", war die Antwort. „Mich interessiert eher, wer diese absurden Gerüchte in die Welt gesetzt hat!", die braunhaarige Hexe sah den Jungen finster an. „Das ist doch nebensächlich. Mich interessiert, was du an ihm findest. Klar, er sieht nicht schlecht aus, aber ich dachte immer dir geht es um innere Werte und Malfoy ist ja wohl das verachtenswerteste..." Hermione unterbrach ihn: „Sprich nicht so über ihn! Er ist selbstverständlich nicht gerade der netteste und taktvollste. Er ist aber doch nicht freiwillig so! Ich versuche nur ihm zu helfen. Aber wem erzähl ich das?! Du verstehst ja eh immer gleich alles falsch!" Nun war es Ron, der sie verwirrt ansah. In seinem Blick lag Angst, Trauer und Wut. Erst jetzt wurde Hermione die Situation bewusst. Sie, Hermione Granger hatte gerade Draco verteidigt und sich gegen Ron gestellt. Und irgendwie fühlte es sich richtig an. „Du bist naiv, wenn du glaubst, dass dieser Todesser dich mag.", sagte Ron leise. Hermione spürte, wie ihr die Tränen kamen.

Ron machte einen Schritt auf sie zu. Sie wich zurück.

„Du verstehst das nicht! Du gibst dich doch auch lieber mit Fiona ab."

„Ja, aber sie ist nicht der Feind!"- wieder ein Schritt auf sie zu.

Hermione wich erneut einen Schritt zurück: „Ich will, dass du dich von mir fern hältst!", sagte sie mit schwacher Stimme, doch auf Rons Gesicht zeigte sich Überraschung. Hermione schluckte kurz, dann drehte sie sich um und stürmte davon. Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass es so nicht weiter gehen konnte. Je näher sie Draco kam, desto weiter entfernte sie sich von ihren Freunden. Und das durfte nicht sein. Sie musste etwas dagegen tun, und zwar sofort.

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