24.Kapitel

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Hermione rannte nach unten. Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal und lief fest entschlossen einfach weiter. Draußen war es eiskalt. Sie ignorierte die Kälte und rannte los, zu der Stelle wo Draco und der Mann gelandet seien mussten. Sie hatte die ganze Zeit panische Angst. Ihre Gedanken purzelten durch ihren Kopf und sie musste sich zusammenreißen nicht wie ein kleines Mädchen zu weinen. Schließlich entdeckte sie die Beiden. Sie stieß einen kurzen Schrei aus und kniete sich besorgt neben Draco. Seine Haut war blass, seine Augen geschlossen und in seinem hellen Haar hatten sich Schneeflocken verfangen. Der metallische Geruch von Blut hing in der Luft. Hermione bemerkte mit Schrecken, dass sich der Schnee um Dracos Kopf herum rot gefärbt hatte. Sie fühlte seinen Puls. Nichts. Hermione wusste nicht was sie tun sollte. Sie wusste nicht einmal ob sie überhaupt etwas tun konnte. Ihre Hände glitten zitternd zu seinen. Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte ihren Arm. Sie machte verwirrt den Mund auf. Das Armband rollte sich von ihrem Arm ab. Es schlängelte sich wie eine Schlange einige Zentimeter durch den Schnee, dann löste es sich auf. Hermione blickte zu Dracos Hand. Auch sein Ring war verschwunden. „Er hat sich geopfert!", hauchte sie. Sie spürte eine Träne ihre Wange hinunter laufen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie wollte nicht wahr haben, was gerade geschehen war. Sie fühlte sich leer und erschöpft, so als hätte man ihr die Kraft aus dem Körper gezogen. Plötzlich vernahm sie hinter sich Schritte. Sie wirbelte herum. Vor ihr erschienen Mc Gonegal, Harry und Slughorn. „Ich hab Hilfe geholt!", keuchte der Gryffindor außer Atem. Hermione antwortete nicht, sondern wandte sich wieder zu dem Slytherin um. „Schnell!", hörte sie Mc Gonegal sagen, „Wir müssen den Jungen sofort in den Krankenflügel bringen!" Hermione beugte sich schützend über Draco, so als traute sie den Erwachsenen nicht. „Hermione. Sie werden ihm helfen, wirklich! Du kannst jetzt nichts tun!", Harry hockte sich zu der Freundin und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zögerte kurz, dann wich sie zurück und erhob sich. „Komm! Wir gehen nach drinnen.", sagte Harry und stützte Hermione. Weinend schmiegte sie sich an ihn. Der Gryffindor kam alles wie ein Traum vor. So unreal und verzerrt. Sie zitterte und spürte kalte Tränen ihre Wangen hinunter rinnen. Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel ließ sie kurz innehalten. Slughorn kam auf sie zu. „Bei Merlins Bart. Miss Granger sie sind ja kreidebleich! Ich helfe ihnen Mister Potter." Im Moment, indem er Hermione packte, verlor sie das Bewusstsein.

Helles Licht. Wärme. Schmerzen. Hermione hörte Stimmen, konnte sie aber nicht zuordnen.

„Wie geht es ihr?" „Immer noch bewusstlos." „Wird sie zu sich kommen?" „Keine Angst, Mister Potter. Wir kriegen sie schon wieder hin."

Hermine stöhne kurz auf, dann wurde um sie herum wieder alles schwarz.

Die Gryffindor schnappte nach Luft und öffnete ihre Augen. Ihr Körper fühlte sich schwer an, am schwersten waren allerdings ihr Augenlider. Langsam wurden die Umrisse des Raumes scharf- sie sah weitere Betten und viele Fenster, die Vorhänge waren zugezogen- der Krankenflügel. Hermione verspürte großen Durst. Plötzlich hörte sie, wie eine Tür geöffnet wurde. Unter Mühen drehte sie den Kopf nach rechts, was weitere Schmerzen verursachte. Sie erkannte Harry, der auf sie zu geeilt kam. „Gott sei Dank. Du bist wach.", sagte er erfreut und ließ sich auf der Bettkante nieder. Hermione sah ihn müde lächelnd an. „Wie geht es dir?", fragte ihr Freund besorgt. „Großen Durst!", krächzte sie. „Oh... warte.", er beugte sich zum Nachttisch und schenkte ein Glas Wasser ein. Vorsichtig reichte er es ihr. Gierig führte die junge Hexe es zum Mund. „Hey, schön langsam trinken, okay?", mahnte Harry. Nachdem Hermione ein paar Schlucke des lauwarmen Wassers getrunken hatte, überreichte sie ihm wieder das Glas. Harry stellte es zurück auf den Nachttisch. Kurze Zeit schwiegen sie, dann fragte Hermione so leise, dass sie nicht sicher war, ob Harry sie verstanden hatte: „Draco?" Harry schüttelte den Kopf: „Ich hab noch nichts gehört. Er wurde ins St. Mungos gebracht, soviel ich weiß." Sie lehnte sich wieder zurück. „Tut mir leid. Ich habe euch nicht helfen können!", sagte der Zauberer wütend zu sich selbst. In seinem Blick lag wahre Demut: „Ich hab Malfoy... äh Draco nicht vertraut und war unsicher. Mein Verstand hat mir gesagt, dass er niemals...", er brach ab und schluckte kurz. Dann sah er Hermione erwartungsvoll an: „Kannst du mir jemals verzeihen?" Die Gryffindor erwiderte: „Oh Harry... natürlich. Es war nicht deine Schuld." Harry sah sie dankbar an. Auf einmal öffnete sich erneut die Tür. Mc Gonegal und Miss Pomfrey betraten den Raum. Als Miss Pomfrey sah, dass Hermione wieder aufgewacht war, rannte sie zu ihnen. „Mister Potter! Ich muss doch sehr bitten. Miss Granger braucht Ruhe! Sie muss sich noch schonen." Harry seufzte kurz, dann stand er auf: „Na dann. Ich komme dich bald wieder besuchen!" „Jaja... und jetzt gehen sie!", die Krankenschwester machte eine abwertende Handbewegung.

Inzwischen war Mc Gonegal an das Bett getreten. Ernst blickte sie Hermione an. „Professor Mc Gonegal? Ich hab da eine Frage.", sagte sie nach einiger Zeit des Schweigens. „Fragen sie ruhig.", erwiderte die alte Hexe. „Ich... nun ich muss wissen, was mit Draco ist. Geht es ihm gut?", stotterte Hermione. Die Direktorin seufzte kurz: „Er wurde ins St. Mungos gebracht und liegt dort im Koma. Ich weiß noch nichts genaueres, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass er wieder aufwacht. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen!" „Dann muss ich unbedingt zu ihm?!", rief Hermione entsetzt und richtete sich so schnell auf, dass ihr kompletter Körper zitterte. „Ruhig Miss Granger! Sie müssen ruhig liegen bleiben!", Miss Pomfrey drückte Hermione zurück aufs Bett. „Ich kann nicht ruhig liegen bleiben!", protestierte sie, „Ich muss sofort nach London ins St. Mungos und sehen wie es Draco geht!" „Das können sie leider nicht!", seufzte Mc Gonegal. „Sie sind noch viel zu schwach! Ich denke das Beste ist, wenn sie erst einmal versuchen zu schlafen." Hermione funkelte die Direktorin wütend an, nickte dann jedoch langsam und schloss die Augen.

Als sie sie das nächste Mal öffnete, war es bereits Abends. Auf dem Nachttisch stand etwas Suppe und obwohl Hermione keinen großen Hunger hatte, löffelte sie die Suppe artig. Ein zufriedenes Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus, als sie die heiße Suppe schluckte. Nachdem sie sich den letzten Löffel gegönnt hatte, sah sie sich um. Nun wusste sie nicht, was sie machen sollte. Zum Schlafen hatte sie keine Lust und aufstehen durfte sie nicht. Stattdessen dachte sie über Mephisto nach. Er war verrückt gewesen, keine Frage, aber sie wollte verstehen, wie er gedacht hatte. Noch lange dachte sie über ihn nach, schließlich siegte aber doch die Müdigkeit und sie fiel in einen unruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen wachte Hermione schon früh auf und beschloss ihre Zeit sinnvoll zu nutzen. Deshalb schlich sie sich leise aus dem Krankenflügel und sah sich aufgeregt um. Plötzlich ließ sie eine vertraute Stimme innehalten: „Was machst du denn hier? Du sollst dich doch ausruhen." Sie wirbelte herum und sah in Ginnys Gesicht. Ihre Freundin musterte sie besorgt. „Ich weiß... aber ich fühle mich schon viel besser und ich kann doch nicht einfach untätig hier rumliegen, während woanders so viel passiert!" Sie riss überrascht die Augen auf, als sie sah, dass Ginny Tränen in den Augen standen. Das rothaarige Mädchen rannte auf sie zu und umarmte sie: „Ach Mine... ich bin ja so froh, dass dir nichts passiert ist." Hermione erwiderte die Umarmung ruhig und genoss die glückliche und geborgene herrschende Atmosphäre. „Zum Glück ist es vorbei.", seufzte Ginny. Indem Moment wich die junge Hexe zurück und sagte: „Es ist noch lange nicht vorbei. Ich muss als erstes wissen, wie es Draco geht." Ginny betrachtete ihre Freundin nachdenklich aus geröteten Augen. „Ich muss jetzt wirklich los.", lächelte Hermione erschöpft und unterdrückte ein Seufzen. „Warte!", Ginny sah sie ernst an, „Ich verstehe, dass er für dich wichtig ist... aber was genau hast du denn jetzt vor? Wir wissen doch nicht einmal wo er ist." „Doch, er ist ins St. Mungos gebracht worden. Ich muss da jetzt gleich hin und-" „Hermione!", unterbrach ihre Freundin sie lauter als gewollt, „Du kannst nicht immer alles alleine machen. Du machst dich sonst kaputt! Lass mich dir helfen... du bist im Moment noch viel zu schwach um zu apperieren und den Lehrern würde dein Fehlen auffallen." Hermione nickte nach einer Weile. Ginny hatte recht, sie würde nicht sehr weit kommen, wenn sie einfach so ohne einen Plan vorgehen würde. „Wir können heute Abend doch immer noch gehen. Da bist du stärker. ", Ginny strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Wir?", fragte Hermione. „Ja natürlich. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich alleine lassen gehe." „Danke Ginny... aber du kannst Draco doch gar nicht ausstehen.", murmelte sie verwirrt. „Ich mach das ja auch nicht für ihn, sondern für dich!", lächelte Ginny. Dann wandte sie sich zum Gehen um. „Ruh dich besser weiter aus!", sagte sie noch schnell, bevor sie in Richtung große Halle davon ging.

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