Tag 2 Teil 2 ✔

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Harry POV.

Nachdem Mister Martin bei uns angerufen und uns zum Tatort gebeten hat, stehen wir jetzt wir vor Louis' Haus. Von außen sieht es aus wie immer, denke ich mir, aber es gibt niemanden mehr, der dieses Haus mit Leben füllt. Schwiegend gehen Niall, Liam und ich hinein.  

Wir setzen uns im Wohnzimmer auf die braune Couch. Mein Blick wandert zu dem offenen Zugang zur Küche. Dort auf den weißen Fliesen ist noch sein Blut und auch teilweise an den Wänden. Ich stehe auf, lasse die anderen hinter mir und betrete seine Küche das erste Mal, seit er nicht mehr unter uns ist. Sofort schießen mir Tränen in die Augen und hinterlassen eine brennende Spur auf meinen Wangen. Ich lasse es einfach geschehen.

Bestimmt hat er sich nur etwas zum Essen gemacht, einen Mitternachtssnack. Eine seiner komischen Angewohnheiten. Aber mich störte das nie im geringsten. Ich fand es immer toll, wie offen er seine Ecken und Kanten zeigte. Anders als Calder. Sie war natürlich immer perfekt und man konnte nie eine Macke finden. Ach, wie toll sie doch ist!  Louis war das beste Beispiel dafür, dass der Mensch eben doch nicht perfekt ist. Lustigerweise macht ihn gerade diese Erkenntnis zum perfektesten Menschen der Welt. Warum nur ist er gegangen? Ich stehe hier, in seiner Küche allein und heule wie ein kleines Mädchen. Was wäre, wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten? Aber auf diese Frage kann mir leider niemand eine Antwort geben. 

Unsanft zieht mir jemand am Ärmel. "Harry! El ist hier und möchte mit dir reden!", flüstert Niall mir ins Ohr. Ich öffne meine Augen und sehe Niall direkt vor mir, Liam, Zayn und Eleanor dagegen sitzen auf der Couch, aber alle zusammen starren mich an. "Na gut, Calder. Komm.", gebe ich mich geschlagen. 

Draußen im Flur fange ich an. "Also, was gibts?" Ich versuche dabei weniger desinteressiert zu wirken als ich bin. 

"Harry, ich weiß du kannst mich nicht leiden, auch wenn ich nicht weiß, warum. Aber ich möchte dir sagen, das alles geht mir ziemlich nahe und ich erwarte nicht von dir, dass du mich tröstest sondern einfach akzeptierst, dass ich Louis Verlobte war und..."

"Du bist Louis Verlobte!", verbessere ich sie schnell.

"Ja genau. Was ich sagen wil, du kannst mich nicht ausblenden. Ich bin ein Teil von deinem Leben geworden, ob du das nun willst oder nicht."

"Was willst du mir damit sagen?"

"Die anderen sagten mir, du bist eifersüchtig auf mich, weil Lou mehr mit mir gemacht hat als mit dir. Sozusagen habe ich ihn dir weggeschnappt, und falls es das ist, was zwischen uns steht, dann tut mir das wirklich leid. Aber ich habe Lou niemals zu etwas gezwungen. Es war alles seine Entscheidung."

"Also erstmal: Nur seine Freunde dürfen ihn Lou nennen. Zweitens: Ja, vielleicht bin ich sogar eifersüchtig. Aber das ist ja schließlich mein gutes Recht!"

"Harry, ich versuche wirklich, mich zu beherrschen. Louis und ich waren verlobt. Wir wollten heiraten. Akzeptier endlich dass ich zu ihm gehört habe und jetzt gehöre ich zu dir genauso wie zu Zayn, Niall und Liam."

"Niemals, Calder, werde ich dich an seiner Seite akzeptieren. Du passt nicht zu ihm. Du sprichst von ihm, als würde er dir nichts bedeuten!", werfe ich ihr an den Kopf und gehe wieder zu den anderen. Das muss ich mir doch nicht bieten lassen! Was denkt die eigentlich, wer sie ist? Queen Elisabeth? Ernsthaft Lou, hättest du dir nicht jemdanden mit Verstad aussuchen können? 

"Was war den grade los? Warum habt ihr euch so angebrüllt?", fragt Liam.

"Calder ist ein Verlogenes Miststück. Und ich gehe jetzt lieber bevor noch mehr solcher Wörter fallen!"

Niall POV

"El? Was ist da grade passiert?", frage ich sie vorsichtig, als sie wieder zu uns kommt. 

"Kümmer dich um deinen eigenen Kram! Es war eine blöde Idee von dir, mich mit Harry auszusprechen! Ich bin auch weg!", ruft Eleanor aggressiv und ich lehne mich eingeschüchtert ein wenig zurück.

"Warte! So redest du nicht noch mal mit meinem Niall! Ist das klar?", verteidigt mich Liam. Dankbar lächle ich ihm zu und werde rot. 

Plötzlich kommt jemand in das Wohnzimmer und wir drehen uns alle verwundert zu ihm um. Mister Martin. "Stopp. Niemand geht hier. Was wird hier denn veranstaltet? Tut mir leid, dass ich so spät bin. Berufsverkehr... Sie haben doch hoffentlich nichts angefasst? Das ist schließlich immer noch ein Tatort!" 

Alle heben unschuldig die Hände. Ich war immer noch geschockt von Eleanor. Früher hätte sie sich sowas nie geleistet. Als sie mit Zayn aufgetaucht ist, mit High Heels und kurzem Kleid hielt ich die Klappe. Als sie abwertend über Harry gesprochen hat, hielt ich die Klappe. Ich meinte es nur gut und wollte sie in die richtige Richtung schubsen. Woher sollte ich denn ahnen dass sie gleich so ausickt? Geht sie so mit ihrer Trauer um? Louis beste Freunde niedermachen und anschreien? Wo ist das nette, schüchterne Mädchen von einst hin? Ich erkenne sie überhaupt nicht wieder! 

"Miss Calder, würden Sie uns bitte den Weg zum Schlafzimmer zeigen?", bricht Mister Martin dann endlich das Schweigen.

"Aber natürlich, Detective. Folgen Sie mir."

Im Schlafzimmer angekommen holt Mister Martin ein Tablet heraus und fragt Eleanor, auf das Bett deutend: "Hier haben sie also in der Nacht geschlafen?" 

"Natürlich! Wozu ist denn ein Bett da?", knurrt sie schon leicht.

"Zusammen?"

"Wir waren verlobt!", schreit sie schon fast.

"Miss Calder, bitte. Ich muss alle Eventualitäten abklären. Außerdem sind sie noch die Verlobte von Mr. Tomlinson.", weist er sie konkret darauf hin. "Und ich nehme an, das ist ihr Kleiderschrank?", sagt er und bewegt sich auf eine weitere Tür im Raum zu.

"Unter anderem. Wir haben auch unsere Schuhe da. Aber was wollen sie in meinem Schrank?"

Mister Martin zieht eine Augenbraue hoch und schaut El verwundert an. Dann notiert er etwas auf seinem Tablet. "Miss Calder! Ich stelle hier die Fragen.  Sie müssen nur antworten."

In El's Augen lodert das Feuer. Ich glaube, am liebsten würde sie ihn anspringen, aber äußerlich ist sie ganz ruhig. Gute Selbstbeherrschung, das muss man ihr lassen.

"Entschuldigen Sie, aber sagten Sie nicht, Louis sei von einem kleinen, spitzen Gegenstand getroffen worden?", fragt Liam vorsichtig.

"Ja, das sagte ich. Wir suchen allerdings noch nach der richtigen Waffe.", meint er beiläufig und betretet den Kleiderschrank.

Verwirrt sehe ich Liam an und er deutet mit einem Blick unauffällig auf Eleanor's Schuhe. High Heels. Kleiner, spitzer Absatz.

The Two Faced GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt