Tag 12 Teil 2

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Liam POV.

"Leute kommt mal runter!", ruft Harry aus dem Wohnzimmer. 

Mehr oder weniger elegant steige ich aus dem Bett und treffe die anderen bereits putzmunter an. Alle starren wie gebannt auf den Fernseher, in dem gerade eine Reportage über uns gezeigt wird. 

"Wir verstehen überhaupt nicht, warum sie uns das antun! Ich meine sie werden von Millionen von Fans vergöttert aber sind tatsächlich Gangster die sich bei dem kleinsten Streit die Birne wegblasen und unschuldige Passanten gefährden. Ich habe gesagt, ich stehe immer zu den Jungs, egal was kommt, aber das ist mir dann doch eine Spur zu krass."

"Okay, das war Clary K. über One Direction. Ich denke, so wird es vielen Directionern gehen. Einerseits sind sie total von dem Leben und der Musik der Jungs begeistert, andererseits sind sie durch ihr Verhalten verwirrt. Natürlich kann dieser Ausraster auch mit dem plötzlchen Tod von Louis Tomlinson zusammenhängen. Doch wir möchten Harry, Niall, Zayn und Liam mitteilen, dass sehr viele Menschen trauern. Jeden Tag Milliarden. Aber wenn wir alle zusammenhalten, werden wir auch das überstehen. Wir hoffen, dass sich die Jungs nochmal zusammensetzen und über die Auflösung diskutieren. Das könnte nämlich laut der Polizei dei Ursache des Streits sein."

Wütend schaltet Niall den Fernseher aus. Alle haben die gleichen Gedanken, aber keiner will sie aussprechen.

Warum denken die, wir haben uns gestritten? Weil ich gesagt habe, dass wir uns trennen? Ich meine, hallo? Wir wurden fast ermordet, aber nein, wir komme ich nur darauf dass ich Hilfe brauche? Dass wir Hilfe brauchen? Gut, vielleicht habe ich ein wenig übertrieben aber der ganze Stress ist mir zu Kopf gestiegen. Ich konnte einfach nicht mehr klar denken. Außerdem, wie soll es denn jetzt weitergehen, ohne Louis? Aber das muss warten. Wir haben dringendere Probleme. 

"Wisst ihr, vielleicht klingt das komisch, aber irgendwie fühle ich mich verloren. Ich fühle mich, als ob ich einfach so in ein schwarzes Loch falle, das keinen Boden hat. Ich spüre, wie mir mein ganzes Leben unter den Füßen weggerissen wird. Und ich kann einfach nichts dagegen unternehemen.", meint Niall niedergeschlagen. Ich nehme ihn in der Arm und ernte einen giftigen Blick von Harry. 

"Niall, es geht uns allen so."

"Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es ist, als würde keine Farbe mehr existieren. Nur schwarz. Schwarz, wie der Tod. Glaubt ihr nicht, mit dem Tod wird alles leichter? Wird man nicht erlöst?"

"Bitte, hör auf sowas zu sagen, du machst mir Angst.", flüstert Harry.

"Armer kleiner Niall. Glaub mir, egal, wie beschissen dein Leben ist, der Tod macht es nicht besser. Er beendet es vielleicht, aber dadurch wirst du auch nicht glücklich.", sagt Anne traurig.

"Leute, die Stimmung hier ist furchtbar. Lasst uns einfach überlegen, wie wir diese Arschlöcher killen können und dann wird alles gut. Auch für dich, Niall.", lächelt El.

"Ach halt die Klappe, Calder.", faucht Harry sie an und nimmt Niall in den Arm. 

"Nein, sie hat Recht. Erzähl den anderen von deinem Plan.", antwortet er.

Wir waren alle begeistert von Harrys Plan, jedoch glaubt niemand daran, dass er funktionieren wird. Dennoch machen sich Zayn und Anne auf den Weg zum Van, den ich irgendwo im Wald geparkt habe. Sie treffen sich mit der Mafia im Hyde Park, mitten in London. Zayn wird uns ein Zeichen geben, bevor sie das Gelände betreten. Danach werde ich die Polizei anrufen und sagen, dass wir im Park sind. Wenn alles klappt, nimmt die Polizei vorerst Zayn fest und die Mafia, aber nachdem wir ihr das erklärt haben werden wir alle wieder frei sein. So sieht zumindest der Plan aus.

Eleanor hüpft die ganze Zeit aufgeregt neben mir herum. "Was ist, wenn ihnen etwas passiert?" Niall und Harry lenken sich ab, mit was auch immer. Ich will es gar nicht wissen. Sie sitzen im Wohnzimmer aber man hört immer nur schmatzende Geräusche. "Nicht Harrry! Lass das, das kitzelt!" Ich sitze einfach nur angespannt im Schaukelstuhl und warte auf den Anruf von Zayn. 

Auf einmal fragt mich Eleanor etwas sehr seltsames. "Glaubst du, ich habe Louis umgebracht?"

Ich weiß nicht recht, was ich darauf antworten soll. Ein Ja wäre zu hart, ein Nein wäre gelogen. Ich mag El wirklich. Sie war immer nett zu allen. Aber seit seinem Tod hat sie sich geändert. Sie hat öfter Stimmungsschwankungen, benimmt sich völlig daneben und verschließt sich total. Aber in gewisser Hinsicht haben wir uns seitdem alle verändert. Niall ist stiller geworden. Harry ist vorsichtiger geworden. Zayn ist ängstlicher geworden. Ich bin schwächer geworden. Es ist einfach nicht leicht, eine solche Last mit sich herumzutragen. Uns alle betrifft das. Jedem geht es schlecht. Und keiner kann dem anderen helfen. Wir wollen einfach nur unsere Ruhe. Warum versteht das niemand? 

Fast hätte ich mein Handy überhört. Immer noch gedankenverloren gehe ich ran. 

"Es kann losgehen.", sagt Zayn mit zitternder Stimme.

"Alles klar."

Zayn POV.

Okay, dann mal auf in die Höhle des Löwen. Ich nehme vorsichtig Annes Hand und führe sie zu der Bank, wo zwei ganz in scharz gekleidete Männer sitzen. Ich habe Angst. Sehr große Angst sogar. Nicht um mich, sondern um Anne. Wer weiß, was sie mit ihr anstellen werden... Hoffentlich ist die Polizei schnell da. 

"Sieh an, sieh an, welches Vögelchen da angeflogen kommt. Wenn das nicht unser kleiner Araber ist. Mit der kleinen Prinzessin. Schön, dass ihr es eingerichtet habt.", sagt einer der beiden herablassend. 

"Ganz ruhig, okay? Wir wollen keinen Stress. Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr ihr nichts antut!", fordere ich.

"Natürlich werden wir das.", lacht der andere dreckig.

"Jetzt gib sie uns endlich!" 

"Wir wollen doch kein Aufsehen erregen, also schlage ich vor...", fange ich an, doch die Kerle reißen mir Ann einfach aus der Hand. Ich versuche, hinterherzurennen und sie zu retten, aber der Mann dreht sich um und ziehlt mit einer Pistole auf mich. "Du willst doch nicht, dass noch einer von euch stirbt oder?" Wie angewurzelt bleibe ich stehen und starre in den schwarzen Lauf der Pistole. Ist es so, wie Niall beschrieben hat? Alles schwarz? Kein Lichtblick? Erlösung? Tod?

"Braves Bürschchen.", grinst er hämisch. Ich verliere meinen ganzen Mut. Sie werden An wegbringen. Die Polizei wird mich hier finden und festnehmen. Und ich werde nie wieder Eleanors strahlendes Gesicht sehen. Ich spüre, wie langsam eine Träne meine Wange hinunterrollt.

Dann spüre ich plötzlich, wie sich alles in mir zusammenzieht und sich ein stechender Schmerz direkt an meiner Hüfte breitmacht. Der Blick nach oben zeigt, dass der Typ abgedrückt hat und sich zufrieden umdreht.

Er hat auf mich geschossen. In einem öffentlichen Park. Doch um mich herum schieben Mütter ihre Kinderwägen und bemerken mich nichteinmal.

Für sie ist es ein wunderschöner Wintertag. Gestern hat die ganze Familie Weihnachten gefeiert und Geschenke getauscht. Heute ein kleiner Spaziergang. Die Sonne bringt den Schnee zum glänzen. Es ist wahr. Eigentlich ist es ein wunderschöner Tag. Doch ich habe meine Augen davor verschlossen. Ich habe nur das negative gesehen. Das dunkle. 

Ich spüre, wie sich vorsichtig eine Hand auf meine Wunde legt, aus der immer noch Blut strömt. Meine trüben Augen erblicken ein kleines Kind. Es ist vielleicht erst drei Jahre alt. Es hat wunderschöne braune Augen und ich sehe die Weisheit eines alten Mannes darin. Seine Hand ist blutgeträkt, doch es interessiert ihn nicht. Das kleine Kerlchen starrt mich einfach nur mit großen Augen an. Irgendetwas an ihnen war komisch, aber ich kann nicht beschreiben , was.

"Geh, Kleiner Mann. Du solltest das hier nicht sehen.", versuche ich es ihm beizubringen, doch er antwortet wie selbstverständlich: "Nein. Ich bleibe bei dir."

Das sind die letzten Worte die ich höre. Seine Augen sind die letzten, die ich sehe, bevor die Dunkelheit über mich fällt. 

The Two Faced GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt