Tag 10 Teil 2

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Liam POV.

Das Interview im Radio hat mich sehr große Überwindung gekostet. Ich habe einfach so über die Köpfe der anderen hinwegentschieden. Und deswegen habe ich ein teuflisch schlechtes Gewissen. 

Als ich das Studio verlasse, hört mein Handy nicht auf zu vibrieren. Alles Tweets von traurigen Fans. Aber seien wir ehrlich, es KANN kein One Direction geben, ohne Louis. Abgesehen von der momentanen Situation. Zerstritten bis zum gehtnichtmehr. 

Plötzlich werde ich von hinten gepackt. Etwas schweres schlägt auf meinen Kopf ein und ich werde ohnmächtig. 

....

In einem dunklen Raum wache ich auf. Ich hab keine Ahnung, wie lange ich hier schon bin, wie viel Uhr es ist oder wie ich hierhergekommen bin. Ich weiß nichtmal, ob ich überhaupt in einem Raum bin, so finster ist es. 

Meine Hände und Füße sind an einen Stuhl gefesselt. Mit aller Kraft rufe ich um Hilfe. Meine Stimme ist kratzig und rau. In meiner Verzweiflung fange ich an zu weinen. Wer auch immer mich hier eingesperrt hat, wird mich wahrscheinlich nicht wieder freilassen. Die Frage, die ich mir stelle ist, Warum? Warum ich? Warum jetzt? Warum hier? 

Aus einem Lautsprecher, den ich irgendwo über mir einordne, kommt eine dunkle, düstere Stimme: "Heute Nacht, Liam Payne, wirst du sterben. Ich werde mir Zeit lassen. Es wird sehr qualvoll für dich sein. Ich will dich leiden sehen. Ich will, dass du den selben Schmerz spürst, wie ich. Nur tausendmal schlimmer! "

Womit habe ich das verdient? Ich soll leiden? Warum? Was habe ich ihm denn getan? So sehr ich meinen Kopf auch anstrenge, ich komme nicht darauf, zu wem diese Stimme gehört. Aber irgendwie kommt sie mir bekannt vor...

Auf einmal geht das Licht an, und ich erkenne, wo ich mich befinde. In einer Schießhalle. Genauer gesagt, direkt vor der Zielscheibe. Mir gegenüber steht ein Mann, der eine Pistole auf mich richtet. 

"Jetzt wirst du sterben, Payne. Erst ein Schuss in das Bein, dann in dem Arm, so lange, bis du darum bettelst, getötet zu werden."

"Sie sind ein Psycho!", schreie ich voller Wut. Ich verabscheue ihn so sehr. Die ganze Wut von damals kommt wieder hoch. Er hat meine Eltern ermordet. Er ist der Vater von Elanor. Und er sollte eigentlich im Knast sein. 

"Ja, das bin ich. Aber das ändert nichts daran, dass du sterben wirst.", grinst er böse.

"Warum sind sie hier? Warum wollen sie mich ermorden? Sie haben mir meine Eltern genommen! Ist das nicht genug?"

"Ich wurde freigelassen. Interessiert doch eh niemanden. Warum du leiden sollst? Du hast meine Tochter vor ihrem Verlobten schlecht gemacht. Wegen dir wollte er sich von ihr trennen!"

"Das stimmt nicht! Ich habe nie ein schlechtes Wort über sie verloren! Das war Harry! Außerdem wollten sie von ihrer Tochter doch überhaupt nichts wissen. Sie war ihnen egal. Sie haben sie behandelt wie den letzten Dreck."

"Du kleines Miststück! Ich liebe meine Tochter!", brüllt er.

Plötzlich löst sich ein Schuss und ich merke, wie ich zusammenzucke. Doch ich verspüre keinen Schmerz. Stattdessen kippt Els Vater um und bleibt regungslos liegen. 

Wer zum Teufel hat da geschossen?

"Liam!!!", ruft mich eine Stimme. Zayn. 

Sofort ist er bei mir und befreit mich. Wir umarmen uns stürmisch. Wäre er nicht gewesen, wäre ich vermutlich tot. 

"Was machst du denn hier? Wie hast du mich gefunden? Wo hast du die Waffe her?"

"Ganz ruhig", versucht er mich zu beruhigen. "El hat eine Nachricht von ihrem Vater bekommen in der stand, wo er ist, und, dass er sich rächt. Wir sind sofort hierhergefahren um dir zu helfen. Wir sind hier in einer Schießhalle, da gibts solche Teile, stell dir vor."

"Du verlierst echt nie deinen Humor oder? El ist auch hier?"

"Ja klar, sie hat geschossen. Ich hätte mich das niemals getraut."

Nochmal umarmen wir uns. Dann kommt auch El zu uns. An ihren Händen klebt Blut. 

"Warum hat er das getan?", frage ich Eleanor. 

"Ich weiß es nicht. Er ist ein Psychopath und gehört eingesperrt."

Von draußen hören wir Sirenen. Kurz darauf wird Eleanor's Dad unter Bewachung in einen Krankenwagen gebracht. 

"Anstrengende Weihnachten, dieses Jahr. Louis wurde uns genommen und fast hätte ich auch noch meinen besten Freund verloren.", sagt Zayn mit Tränen in den Augen. 

Er hat Recht. Und ich war sauer auf ihn! "Zayn, es tut mir leid. Verzeihst du mir?", flehe ich ihn an.

Zayn POV.

"Klar du Idiot! Lass uns zu Harry und An fahren und zusammen Weihnachten feiern. Ich bin sicher, Louis hätte es so gewollt. Er wäre heute 21 Jahre alt geworden." Traurig schüttle ich den Kopf. Er ist tot, Zayn, kapier es. Wenn du ständig über ihn sprichst, kannst du nie darüber hinwegkommen! Ich bringe mein inneres Ich zum schweigen, indem ich mir vor Augen halte, was ich alles habe. drei wundervolle Freunde, die mir die Welt bedeuten, eine wunderbare Familie, bei der ich mich immer geborgen fühle und ich lebe meinen größten Traum. Es mag hart klingen, aber ich muss Louis vergessen, denn immer wenn ich an ihn denke, weiß ich, dass nichts so perfekt ist, wie ich es gerade gesagt habe. Mein Leben ist leer. Einer meiner besten Freunde ist gestorben, meine Familie zerstritten und mein Traum geplatzt.

"Kopf hoch. Das wird wieder. Es ist schwer für uns alle.", versucht Liam mich auzuheitern.

Auch El lächelt mich an. Dieses strahlende Lächeln, wie sehr ich es doch vergessen habe. In diesen dunklen Tagen. 

Zu Hause angekommen sind An und Harry unauffindbar. Oh nein...

"HARRY? ANN? WO STECKT IHR?", brülle ich durch mein Apartment. Liam und El helfen mir, alle Zimmer zu durchsuchen.

Plötzlich ruft mich El panisch aus dem Gästezimmer. "Zayn, Liam! Kommt schnell!!"

Dort liegt An auf dem Boden. Bewusstlos. In ihrer Hand hat sie einen Zettel. Ich entfalte ihn und lese laut vor: 

Liebe An, es tut mir leid, dass ich das tun musste, aber du hättest mich nie gehen lassen. Ich hoffe dir geht es gut und es steht dir zu, mir auch eine runterzuhauen. Wie auch immer. Der Grund für mein Handeln ist einfach. Niall. Du sagtest, ich soll ihm Zeit lassen. Aber das kann ich nicht. Verstehst du? Ich muss zu ihm. Es geht ihm schlecht wegen mir. Ich kann ihm helfen. Keine Sorge, ich bin spätestens morgen wieder zurück. 

In Liebe, Harry Styles 

"Heißt das Styles ist schwul?", meldet sich El. 

Liam verdreht die Augen und nickt. 

In dieser Sekunde bewegt sich An. "Was ist passiert?", fragt sie benommen.

"Harry hat dich angegriffen und dir das hier gegeben.", sage ich und reiche ihr den Brief. Sie liest ihn leise und als sie fertig ist sagt sie: "Dieser Arsch. Kann er nicht einmal auf mich hören?" Dann lacht sie los. Warum auch immer, aber wir lachen alle mit. 

Es ist ein sehr schöner Abend. Gut, wirklich weihnachtlich verhalten wir uns nicht gerade, aber was solls. Traditionen können wir immer noch bewahren, wenn wir alt sind. 

Mit zwei Partypizzen pflanzen wir uns vor den Fernseher und schauen einen Horrorfilm. Danach reden wir alle zusammen über Louis, wie er war, was er gemacht hat, und wie besonders er doch war. Selbst An, die eigentlich nicht über ihn weiß, erzählt was sie mitbekommen hat. Dabei wirkt El so frei, so fröhlich. Wie konnte ich nur glauben, dass sie ihn umgebracht hat? Sie ist gezeichnet von ihrer Vergangenheit und hat doch einen solchen Lebenswillen. Sie ist stark. Und sie ist Louis' Verlobte. 

"Oder wisst ihr noch, als wir in Paris waren und Louis mich vor allen Fans in einen Brunnen geworfen hat? Dieser Spinner! Ich werde das alles schrecklich vermissen!", meint El. 

Wir reden und reden, bis die Sonne aufgeht und selbst da hören wir nicht auf. Er war so außergewöhnlich. So besonders. 

Und da erkenne ich: Um den Schmerz zu verarbeiten, muss ich Louis nicht vergessen. Ich muss damit leben können. Und mit meinen Freunden darüber reden. Denn ihnen geht es nicht anders als mir. 

Mitten in einer Erzählung von Liam lache ich laut los, ohne Grund. Doch die anderen stimmen mit ein. Wir hören erst auf, als die Türklingel uns unterbricht.

The Two Faced GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt