1. Teil: "Du siehst gut aus."

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1. Kapitel 

"Semih...Ich bin in den Ferien bei meiner Mum." erkläre ich meinem Zimmergenossen.  "Ich bleib hier." Er grinst mich an.  "Ich dachte du kannst deine Mutter nicht leiden?" Ich zucke die Schultern. "Na ja...Besuchen kann man sie auch mal." Seit ich hier auf dem Collage bin und zu niemanden in meinem alten Zuhause Kontakt habe bin ich ein richtiger Musterschüler geworden. Ich habe sogar fast verdrängt wieso ich weg wollte. Lucy Stone. Wie sie wohl aussieht? Hat sie einen neuen Freund? Es ist jetzt fast fünf Monate her, dass ich abgehauen bin. Sie hat mir ihre Liebe gestanden und ich habe sie in meiner Haus Einfahrt stehen gelassen. Seit dem hatte ich nichts mit irgendeinem anderem Mädchen. Nicht das ich das nicht gekonnt hätte, aber ich wollte ganz einfach nicht. Zugeben...Ich steh noch ziemlich auf Lucy. Zwar habe ich die Gedanken an sie unterdrückt, aber sie waren immer da. Vielleicht treffe ich sie ja auch nicht. Vielleicht ist sie ja auch weg und auf ein Collage woanders gegangen. Ich packe den Rest meiner Klamotten in eine Tasche, die nächsten zwei Wochen werde ich also nach Hause fahren. Meine Mutter müsste auch gleich kommen um mich abzuholen. Eigentlich bin ich ziemlich sauer auf sie, auf meinen Dad auch. Schließlich hat mir keiner von ihnen zu meinem neunzehnten Geburtstag gratuliert. "Tschau, wir sehen uns." lacht Semih. "Viel Spaß in der Hölle." Ich muss grinsen. "Danke sehr." Voll gepackt mit einer riesigen Tasche laufe ich über den Campus zu den Parkplätzen. Der rote Mini meiner Mutter steht schon da. Er ist ja auch gar nicht zu übersehen. Sie stürmt aus dem Auto und zieht mich in eine Umarmung. "Josh! Ich habe dich so vermisst." Ha, ha als ob. "Ich dich auch." lüge ich.  Wir fahren nach Hause. Ich steige aus dem Auto und sehe mich um. In der Hauseinfahrt, habe ich Lucy stehen gelassen. Meine Mutter will mir irgendwas erzählen. Ich nicke einfach nur und laufe die Treppe nach oben in mein Zimmer. Rein gar nichts hat sich hier geändert. Alles liegt so da, wie bei der Abfahrt. Schweigend packe ich mein Zeug aus und setzte mich aufs Bett. „Joshua!“ Ich stehe auf und springe vom Bett. Krachend springe ich die Treppe runter. „Dan hatte vor ein paar Tagen angerufen. Ich hab ihm gesagt das du nach Hause kommst. Er will das du mal vorbeischaust.“ „Ok…“ sage ich knapp. Dan…Mein bester Freund, den ich seit fast fünf Monaten nicht mehr gesehen habe. Ich hatte auch nicht wirklich Lust noch mit ihm zusprechen oder Kontakt zu haben, weil er in jeder Scheiße mit drin steckt. „Ich schätze er ist zu Hause.“ Sagt sie noch dazu. Ich nicke und verlasse das Haus. Langsam mache ich mich auf dem Weg zu dem Haus in dem unzählige Partys stattgefunden hatten. Ich nehme den Umweg durch die Straße in der Lucy wohnt oder gewohnt hat. Vor ihrem Haus bleibe ich stehen und sehe es an. Wie es ihr wohl geht? Ich verdränge die Gedanken und laufe weiter. Nach ein paar Minuten komme ich bei Dan an. Zögernd klingle ich. „Josh!“ Er schlägt ein und zieht mich in eine kurze brüderliche Umarmung. „Dan…“ erwidere ich. „Wie geht’s dir? Und wie ist es so auf dem Collage.“ „Gut, und was machst du?“ „Ich…Also bis jetzt nichts.“ Irgendwie muss ich grinsen. „Tja...Was hätte ich anders erwarten sollen?“ lache ich. Wir sitzen eine Weile im Wohnzimmer und ziehen uns ein Basketballspiel rein. Als es dunkel wird, verlasse ich sein Haus.

Ich gehe wieder den gleichen Weg zurück, wie ich auch gekommen bin. Der Himmel ist beinahe schwarz und die Sterne leuchten extrem hell. Die meisten Straßenlampen sind kaputt. Jemand zieht an meinem Arm und schubst mich dann nach vorn. Ich verliere das Gleichgewicht und jemand fällt auf mich. „Na…“ Es ist ein Mädchen, da bin ich mir sicher. Erstens wiegt sie rein gar nichts und die Stimme ist so klar. Im Licht kann ich, aber nicht erkennen wer es ist. „Hallo.“ Sage ich knapp. Eine kurze Weile starre ich nur ins Dunkle. „Erkennst du mich gar nicht?“ Die Stimme kommt mir auf einmal verdammt bekannt vor. „Ach Josh…Das hätte ich mir denken können. Fünf Monate und du vergisst mich.“ „Lucy!“ sage ich und muss grinsen. Sie will gerade wieder aufstehen, aber ich halte sie am Rücken fest. Es sieht bestimmt komisch aus, wie wir hier herumliegen, aber was solls? Die Lampe über uns flackert weiter, bis sie sich wieder einkriegt. Jetzt erkenne ich auch Lucy richtig. Ihre Haare gehen nur noch knapp bis zum Kinn, aber mit den Locken sieht das einfach verdammt gut aus. Ihre Augen sehen ein wenig gelangweilt aus, aber sie ist noch immer so dunkel wie vor ein paar Monaten geschminkt. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. „Du siehst gut aus.“ Räume ich ein. „Das würde ich auch gern sagen, aber du siehst einfach verdammt Scheiße aus! Und dazu kommt das es mir total egal ist!“ Ich grinse sie an. „Süße, dir müsste ja eigentlich klar sein…Wenn es dir so egal ist, dann würdest du nicht auf mir sitzen und im in Begriff sein, mich zu küssen.“ Ihre Lippen kommen meinen bedrohlich nah und sie stockt. „Ich bin nicht im in  Begriff dich zu küssen. Ich verdrehe dir nur ein wenig den Kopf.“ Ihr Blick ruht auf meinen Lippen. Ich hebe den Kopf und setzte mich ein Stück auf. Lucy sieht mich eindringlich an, dann drückt sie meinen Kopf zurück auf den Asphalt und flüstert: „Zwing mich nicht unmoralische Dinge zu tun. Mein Freund wäre davon nicht gerade angetan.“ Ihr Freund? Sie hat einen Freund? Lucy windet sich von mir herunter und steht auf. Ich tue es ihr gleich. „Dein Freund muss ja ein riesen Idiot sein, dass du dich auf andere Kerle stürzt!“ „Nein…Du kennst ihn und du magst ihn.“ Ich runzle die Stirn. „Dein bester Freund.“ Sie lächelt mich an und verschwindet in der nächsten Straße. „“Mein bester Freund? Dan? Sie hasst Dan doch! Oder hat ihn viel mehr gehasst? Ich laufe zurück zu Dan und klingle. Seine Eltern sind ohnehin nicht da. „Hast du was mit Lucy am Laufen?“ frage ich, als die Tür auf geht. Er grinst und nickt. „Oh ja…Sie ist ja so was von scharf.“ „Wie bitte?“ „Sie ist heiß und  was sie alles so drauf hat, Mann.“ „Wir reden gerade von der gleichen Lucy oder?“ Dans Grinsen wird nur noch breiter. „Oh ja…Lucy Stone.“ Ich starre ihn kurz an. „Seit wann?“ „Gut zwei Monate, aber Alter…Ich glaub ich steh echt auf sie.“ Was? Dan und meine Lucy? Wieso bin ich einfach abgehauen? Das geschieht mir recht.

Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und verlasse das Haus. Ich gehe zu mir und stelle mich unter die Dusche. Dann lege ich mich ins Bett und starre an die Decke.

Das kann doch nicht deren Ernst sein oder? Das ist völlig absurt und verrückt! Dan und Lucy? Lucy hasst Dan und Dan findet sie doch eigentlich nur scharf! Was da wohl passiert sein mag, wenn sie in einander verliebt sind? Irgendwie macht mich das fürchterlich eifersüchtig.  

Ps; Ich widme dieses Kapitel meiner besten Freundin Tamara, weil sie mir Mut gemacht hat zu schreiben...Und mir gesagt hat, ich solle niemals aufgeben :) <3
Danke, dafür! <3 
Ich hab dich lieb :) <3 

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