12. Teil :"Ruf einen Krankenwagen!"

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12. Kapitel 


"Lucy!", schreie ich und renne ohne zu zögern los. Ich erreiche sie. 
Das Auto was sie angefahren hat, steht quer auf der Straße, der Verkehr staut sich. 
"Es tut mir leid...Ich...ich... Sie war auf einmal vor meinem Wagen...Ich konnte nicht bremsen!", sagt eine schwarzhaarige Frau, im mittlerem Alter aufgelöst. 
Ich merke wie mir Tränen über die Wangen laufen und drängle mich an ihr vorbei. 
Lucy liegt auf dem Boden, eingerollt. Ihr Bein sollte womöglich nicht in diesem Winkel abstehen. 
Ich schüttle an ihr. 
"Ruf einen Krankenwagen!", schreie ich. "Jetzt mach schon!" 
Die Frau wendet sich um und rennt zum Auto zurück. 
Ich spüre ihren Puls, was mich ein wenig beruhigt. Es zeigt das sie noch lebt. 

"Lu...Komm schon... Lu...Du musst jetzt zu dir kommen..." 
Ihr fließt ein wenig Blut aus dem Mundwinkel und an der Schläfe hinab. 
Lucys Lider flattern leicht. "Josh?", krächzt sie. "Hilf mir...", nur das bringt sie noch zu Stande, dann tritt sie wieder weg. 
Ich lege sie auf die Seite und gehe sicher das sie noch Luft bekommt. 
Ihr Atem geht flach, aber wenigstens lebt sie. 

Ist es wirklich meine Schuld, das sie vor das Auto gerannt ist? 
Ich meine wegen mir hat sie das mit Dan rausbekommen... 

Die Frau kommt zurück, mit Tränen überströmten Gesicht und blass.
"Ich wollte das nicht! Ich...Es tut mir so dermaßen Leid! Sie ist auf einmal vors Auto gerannt...Ich konnte nicht bremsen." 

Die eigenen Tränen aus dem Gesicht wischend, nicke ich. "Sie haben einen Krankenwagen gerufen oder?", versuche ich möglichst fest zu sagen. 
Sie nickt. 
"Ist sie...Sie ist nicht tot oder?" 
"Nein...", sage ich und kann sie kaum ansehen. "Sie lebt." 
"Oh Gott sei Dank!" Die Frau hält sich beide Hände vor den Mund und fängt noch stärker an zu weinen. 
"Lucy...Komm wieder zu dir...", flüstere ich und schüttle sie erneut zart, dann stärker. 
Ich weiß das es vergebens ist, sie ist völlig weggetreten. 

Es ist als würde alles in Zeitlupe ablaufen, es ist merkwürdig. 
Mir ist ganz schlecht, wenn ich Lucy so sehe... 

Der Krankenwagen kommt angefahren. Die Sanitäter springen heraus, legen Lucy auf eine Liege und sehen mich an. 
"Kennen Sie sie?" Ich nicke. "Sind sie mit ihr Verwandt?" 
"Nein...aber...Ich....Kann ich mitkommen bitte?" 
 
Die beiden Männer sehen sich an, der jüngere von Beiden nickt. 
"Kommen Sie." 

Ein Polizeiwagen fährt vor, Sie wollen die Frau befragen, den Unfall aufnehmen... 
Das was Polizisten halt immer tun. 
Ich steige mit in den Wagen und halte vorsichtig Lucys Hand.

"Was ist mit ihr?", frage ich aufgebracht und sehe sie an. 
"Das wissen wir noch nicht, aber... nun ja... Es sieht nicht sonderlich gut aus." 
Ich merke wieder wie sich Tränen über meine Wangen davon stehlen. 

Als wir ins Krankenhaus kommen, bekomme ich noch größere Panik. 
Lucy wird hinaus getragen und davon geschoben, in Eile und so schnell das ich gar nicht hinterher komme... 

Irgendwas muss gerade passiert sein. 
Ich renne den Gang entlang. "Lassen Sie mich zu ihnen!", sage ich laut. 
"Ich will zu ihr!" 
"Das geht nicht, junger Mann! Sie muss in operiert werden.", sagt eine Ärztin und schiebt mich zur Seite. 
"Wie bitte? Was ist denn mit ihr." 
"Setzen sie sich einfach dort hin und beruhige Sie sich...Los jetzt." 
Sie rennt durch den Gang.

Ich setze mich auf eine der Bänke, die an den Wänden stehen und stütze mein Gesicht in die Hände.

Das ist alles meine Schuld... 
Ich hätte sie warnen sollen...Dann wäre das nicht so gekommen... 
Dann würde sie jetzt nicht im OP-Saal liegen. Sie würde vielleicht in Dans Armen liegen oder mit mir Zeit verbringen, aber nicht so was. 

"Joshua!" Ich drehe mich um und erblicke Lucys Mutter. 
Lucy ist ihr komplettes Ebenbild, nur das sie grüne Augen hat und keine dunkelblauen. 
Und das sie natürlich um einiges älter ist. 
In ihren Augen schimmern Tränen. 
"Was ist passiert? Wo ist sie?" 
"Im Op...", sage ich leise und atme tief durch. Dann fange ich an alles zu erzählen. 

Ihre Mutter hört mir zu, ohne mich zu unterbrechen. 
"Es wird schon nicht das Schlimmste passieren, Josh...", sagt sie leise. 
"Es ist aber meine Schuld.", murmle ich und schüttle heftig den Kopf. 
"Du hast sie gewarnt. Du trägst daran gar keine Schuld... " 
Lucys Mutter lächelt mich mit gequältem Gesicht an. 
"Sind Sie sicher?" 
Nun nickt sie, mehr oder weniger. 

Die nächsten Stunden sitzen wir nebeneinander. Die Mutter von Lucy und ich. 
Es muss merkwürdig aussehen. 
Ich fahre mir über die Augen, als ein Arzt vor uns auftaucht. 

"Was ist mit ihr?", frage ich tonlos. 
"Ihr geht es den Umständen entsprechend... Sie hat eigentlich ziemliches Glück gehabt."
"Was hat sie genau?", mischt sich nun die Mutter von Lucy ein. 
"Ein gebrochenes Bein, einige angeknackste Rippen und nun ja... Wir hatten den Verdacht auf innere Blutungen...Wir können das nicht vollkommen ausschließen." 
"Wieso wurde sie operiert?", frage ich leise. 
Ich habe keine Ahnung von so was, deswegen komme ich mir hier ziemlich dämlich vor. 

"Wegen ihres Beines...", sagt der Arzt. 
"Also wird sie wieder gesund?",  frage ich ungeduldig, im Chor mit ihrer Mutter. 
"Ich schätze schon.", erklärt er nun mit einem Anflug eines Lächeln. 

Lucys Mutter zerquetscht mir beinahe die Hand und lächelt mich an. 
"Siehst du, sie wird wieder gesund..." 
Auch ich muss jetzt lächeln und mich beherrschen um icht wieder loszuheulen... 

Ich glaube ich war noch nie so froh...

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