20. Teil : "Weißt du...Ich find du bist ein super Typ."

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20. Kapitel 


Ich klopfe sanft gegen die Tür und öffne sie. Als ich bemerke das Lucy sich gerade umzieht, schließe ich sie schnell wieder. 
Sonst würde es eventuell ein wenig aufdringlich wirken. 
"Du kannst jetzt reinkommen.", ruft Lucy und humpelt ein wenig unbeholfen zu mir. 

Auch ihre Mutter gesellt sich wieder zu uns. 
"Du wirst heute entlassen.", erklärt sie. "Deswegen hole ich jetzt dein Zeug und Josh wird dich doch sicherlich nach Hause begleiten oder?" 
Ich nicke. 

Ihre Mutter wuselt wieder hinaus. In der Tür bleibt sie stehen. 
"Tut mir ja leid, das ich euch nicht mitnehmen kann, aber ich muss zur Arbeit. Sonst reißt mein Chef mir den Kopf ab." 
Lucy lächelt und nickt. Schließlich nimmt sie meine Hand und läuft neben mir her. 

"Wie geht's dir?", frage ich leise. 
"Ich glaub gut und dir?" 
Ich lächle. "Ach.... ich glaub auch gut."  

Sie grinst mich an. "Du bist doof." 
Lucy nimmt meine Hand. Ich stütze sie so gut ich kann. Ihr Bein hat sie die letzen Tage schon ein wenig behindert, aber das wird schon wieder werden. 

Wir schlendern gemeinsam durch den Park. 
"Können wir uns kurz hinsetzen?", erkundigt sich Lucy ein wenig schüchtern. 
Lucy und schüchtern, normaler Weise wären das zwei verschiedene Welten. 
"Na klar." 

Auf der nächsten Parkbank machen wir es uns gemütlich. 
Ein wenig zögernd lege ich meinen Arm um ihre Schulter. Ihr Kopf schmiegt sich an mich und sie seufzt. 
"Weißt du...Ich find du bist ein super Typ. Das ist merkwürdig, wie wohl ich mich fühle." 
Ich lächle, während ich ihr leicht durch Haar streiche. 

"Eigentlich bin ich ein ziemliches Arschloch." Ich zucke die Schultern. "Vielleicht bringst du mich auch einfach nur zur Vernunft." 
Sie lacht auf. "Nein, das will ich gar nicht." 

Stirnrunzelnd sehe ich sie an, trotzdem lächle ich noch. 
"Was willst du nicht?" 
"Na ja, du brauchst dich nicht verstellen, falls du das denkst. Ich glaub ich weiß wie du wirklich bist. Außer du hast mir die ganze Zeit was vorgemacht." 

Lucy lächelt immer noch, wenn auch ein wenig scheu. 
"Ich wäre ein totaler Idiot, wenn ich das machen würde." 
"Oder ein ziemliches Arschloch." 

Ungewollt pruste ich los. Lucy stimmt in mein Gelächter ein. 
"Also wenn du willst können wir jetzt weiter gehen." 

Ich richte mich auf und reiche ihr die Hand. Unsicher ist sie nun wieder auf den Beinen. 
"Ist es noch weit?", fragt sie nun. 
"Nein....Nicht sehr weit." 

Eine Weile herrscht Schweigen. Ich kann mich nicht entscheiden ob es nun angenehmes oder unangenehmes Schweigen ist. Vielleicht auch eine Mischung aus Beiden. 


"Wie sieht es eigentlich bei mir aus?" 
Ich runzle die Stirn. Einen Moment lang brauche ich, bis ich begreife das sie sich ja gar nicht erinnern kann. 

Schließlich zucke ich die Schultern. 
"Ich kenn mich nicht so gut in deinem Haus aus. Ich war ein paar Mal da, aber eine Führung hast du mir jetzt nicht unbedingt gegeben." 

"Wow, dann war ich früher wohl doch ziemlich ätzend, oder?" 
"Nein. Du warst toll, genau wie jetzt.", erkläre ich ihr. 

Das Lächeln auf ihren Lippen kehrt wieder zurück, wird deutlicher. 
"Darf ich dich dann mal zu mir einladen?", fragt sie nun. 
"Liebend gern.", stimme ich zu. "Ich würde gern kommen." 

Lucy bleibt stehen und sieht mich eindringlich an. Soll das jetzt die Aufforderung sein, sie zu küssen? 

Ich entscheide mich einfach dazu, die Arme um sie zuschlingen und sie eine Zeit lang in meinen Armen zu halten. 

Wir lösen uns voneinander. In Lucys dunkelblauen Augen schimmern Tränen. 
"Lässt du mich allein? Oder kommst du an den Wochenenden nach Hause?" 
Ich nicke. "Ich schätze ich werd regelmäßig nach Hause kommen." 
Auch sie nickt nun. 

"Ich mag dich nämlich echt gern..."
Ein warmes Gefühl macht sich in meinem Magen breit. 
Vielleicht wird sie mich ja auch bald auf die Art mögen, wie ich es tue. 

Ich glaube ich würde glatt ein paar Saltos machen. Wobei ich ehrlich gesagt nicht wirklich Lust habe mir das Genick zu brechen. 

Am liebsten würde ich sie jetzt an mich ziehen und sie küssen. Aber vielleicht würde Lucy das zu aufdringlich finden, oder irgendwie merkwürdig. 

Ich lasse einfach ihr den Vortritt. Sie kann das entscheiden, was sie möchte. 
Während wir im langsamen Tempo unseren Weg fortsetzen, merke ich schon, das gleich was nicht so schönes passieren wird. 

Dan läuft uns entgegen. Ich drücke Lucys Hand. Sie sieht mich an. 
"Was ist, Josh?" 
In diesem Moment bleibt Dan vor uns stehen. In seinem Gesicht schimmern noch ein immer ein paar einzelne Überbleibsel meiner Schläge. 
"Lucy?", fragt er, etwas ungläubig.
Ich werfe ihm einen so garstigen Blick zu, das er einen Schritt zurück weicht. 

Sie runzelt die Stirn und scheint tief durch zu atmen. 
Dann lässt sie meine Hand los und geht einen Schritt auf ihn zu. 
"Du bist Dan, oder?" 
Er schluckt, so merkwürdig und komisch, das er sich zu verschlucken scheint und nickt dann. 

Anders als erwartet lächelt Lucy, nett und herzlich. Täuschend herzerwärmend. 
Mit einem Mal holt sie so heftig aus, das Dan ein Stückchen nach hinten torkelt und sich die Nase hält. 

"Du bist ein Arschloch." 
Lucy sagt diese Worte mit so einem Nachdruck und so eindringlich, das ich eine Gänsehaut bekomme. 
Sie schnappt sich meine Hand und zieht mich hinter sich her. 
Fassungslos grinse ich Dan an. Dann Lucy. 

"Gerechtigkeit, Dan.", zwinkere ich, nun provokant und remple ihn zur Seite. 

"Komm, Josh. Es ist stinkt hier, ganz schön." Sie drückt meine Hand und zieht mich noch weiter hinter sich her. 

"Das musste sein. Das was du mir erzählt hast war einfach zu viel." 
Lucy zuckt die Schultern. "Außerdem hat es sich ziemlich gut angefühlt." 

"Ich habe Dan noch nie so schweigen gesehen und gehört." 
"Von mir aus kann er sich auch für immer in seinem Bett verkriechen.", erklärt mir Lucy und ich kann einfach nicht anders, als zu lachen. 

In diesem Punkt ist sie auf jeden Fall noch ganz die Alte. 
Gemeinsam, immer noch Hand in Hand, biegen wir in Lucys Straße ein. 
"Hast du überhaupt einen Schlüssel?" 
Lucy nickt. "Ja, den hat Mum mir gegeben." 

Ich bringe sie noch genau bis zur Haustür. Sie steht vor mir, genauso wie damals, als ich sie zum ersten Mal nach Hause gebracht habe. 
Dort hat sie mir einen Kuss auf die Wange gedrückt und mir dann die Tür vor der Nase zu gehauen. 

Jetzt steht sie dort und lächelt mich an. Herzlich und nett, so das mir wieder ganz warm wird. 
Sie beugt sich vor, legt ihre Hände an meine Wangen und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. 
Ihre Haare kitzeln mich an den Wangen, am Hals, bringen mich sogar leicht zum Lachen. 

"Du bist wundervoll...", flüstere ich. Sie lächelt, mit glasigen Augen. "Du auch." 

Ich streiche ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und zwinkere. 
"Wir sehen uns." 
"Ja, wir sehen uns.", stimmt sie zu, dreht sich um und verschwindet in ihrem Haus. 

Ein fast Déjá- vu, wenn man das so nennen kann....

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