9. Teil: "Wie bist du eigentlich auf Tretboot fahren gekommen?"

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9. Kapitel

Mit schnellen Schritten laufe ich die Treppe nach unten und schlendere in die Küche.
Ich hab mächtigen Hunger. Als ich jedoch aufsehe vergeht mir schlagartig der Appetit.
"Was willst du denn schon wieder hier?", frage ich kühl und sehe meinen Vater böse an.
"Josh du hast ein falsches Bild von mir."
Ich runzle die Stirn, beschließe aber doch mir was zu essen zu machen.
"Vater...Ich weiß nicht." sage ich kurz angebunden und schneide eines der Brötchen auf.
"Ich glaube nämlich mein Bild von dir ist genau richtig."
Ich schmiere Butter auf eine der Hälften und lege eine Scheibe Salami darauf.
"Das ist nicht wahr! Die letzten Jahre habe ich mich immer gemeldet."
Eine kurze Minute versinke ich in meinen Gedanken und beiße vom Brötchen ab.
"Na ja...Immer?", sage ich mit ironischem Unterton.
Diese Diskussion erscheint mir generell mehr als nur sinnlos. Mein Vater öffnet den Mund um irgendwas zu sagen, aber da laufe ich schon aus der Küche und gehe nach oben in mein Zimmer.
Ich krame mein Schulzeugs hervor und mache meine Hausaufgaben.
Im Endeffekt müsste ich sie eh bald machen und wenn es mich jetzt ablenkt ist es doch auch gut.

Als ich das nächste Mal in die Küche gehe ist mein Vater weg, nur meine Mutter ist noch da und trinkt ihren Kaffee. Ich betrachte sie schweigend und hole mir eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank.
Meine Mutter mustert mich eindringlich und lässt einen tiefen Seufzer hören.
"Jetzt sieh mich nicht so an. Ich weiß genau das du ihn hasst.", sage ich kopfschüttelnd.
"Ich hasse deinen Vater nicht."
Ich lache auf. "Natürlich, tust du das nicht.", flöte ich ironisch.
Meine Mutter zuckt die Schultern.
"Hast du deine Hausaufgaben gemacht?" Echt, einen Themenwechsel kann man nicht schlechter einleiten, als so.
"Jaah...habe ich." sage ich schnell und rolle die Augen.

Immer wieder streiten Lucy und ich uns. Trotzdem will ich das nicht aufgeben. Ich habe sie viel zu gern, aber sie macht es mir auch nicht wirklich einfach. Vielleicht sollte ich versuchen, die ganzen Streitthemen einfach zu vermeiden, dann gibt es ja auch nichts, weshalb wir uns anschreien müssten.
Ich seufze leise und ziehe mich um. Um mir einfach ein peinliches und unnötiges Telefonat zu ersparen, laufe ich einfach zu Lucy nach Hause.

Sie öffnet die Tür und sieht mich mit ihrem altbekanntem eiskaltem Blick an.
"Hallo.", sage ich schnell.
"Hi?", fragt sie sichtlich verwirrt. "Ich hätte nicht gedacht das du nochmal kommst."
Ich zucke die Schultern.
"Wie du siehst bin ich ja da...", erkläre ich ihr und lächle vorsichtig.
"Das hättest du dir eigentlich auch sparen können..."
"Nein, hätte ich nicht. Ich will mich entschuldigen.", sage ich rasch, bevor sie die Tür genau vor meiner Nase zu schmeißen kann.
"Ok...Dann lass hören...", sagt sie und der Anflug eines Lächelns huscht über ihr Gesicht.
"Ja also...Entschuldigung.", fange ich an. Sie zieht die Augenbrauen gelangweilt zusammen.
"Ja...Das gestern war gemein und nicht nett und...Ich wollte dich nicht verletzen oder so was...aber es tut mir leid..." Ich war noch nie wirklich gut in Entschuldigungen, aber das war jetzt wirklich ziemlich grottig.
Lucys Reaktion ist jedoch anders, als ich es mir ausgedacht hätte. Sie lächelt und nickt.
"Und...Ich wollte dich fragen, ob wir beide heute was zusammen unternehmen wollen..."
Ihre Antwort ist ein zweites Nicken. Ich lächle.
"Wo wollen wir hin?", fragt sie mit heiserer Stimme.
"Hm...Ich weiß nicht..." Ich zucke die Schultern. Irgendwas das sie vielleicht süß finden könnte, muss mir doch einfallen...
Was vielleicht sogar ein wenig kitschig ist, aber nicht so das Lucy sich darüber kaputt lacht.
"Wie wärs mit Tretboot fahren?", sprudelt Lucy los und ihre Wangen färben sich rot.
"Das würde ich...", fange ich an, werde ich jedoch von ihr unterbrochen. "Das war eine dumme Idee...Ich weiß." Ich grinse sie an.
"Eigentlich wollte ich sagen, dass ich das gern machen würde. Außerdem...was ist nur mit dir los? Früher hattest du so was ganz normal gesagt und jetzt ist es dir peinlich?"
Sie lächelt leicht. "Ich hab mich geändert.", erklärt sie mit einem Schulterzucken. "Man kann halt nicht immer alles von der schlechten Seite sehen und auch nicht immer alles so locker sehen."
Ich lächle sie an. Lucy hat Recht. Sie ist einfach erwachsener geworden.

"Dann lass uns gehen?", fragt sie zaghaft. "Lass uns gehen!", erwidere ich bestimmt.
Nach einiger Zeit kommen wir an einem See an, der ganz in der Nähe ist.
"Wie bist du eigentlich auf Tretboot fahren gekommen?", frage ich Lucy und reiche ihr die Hand, damit sie leichter ins Boot steigen kann.
"Keine Ahnung...War einfach da, die Idee." Ich nicke anerkennend.
"Wie läuft das Collage eigentlich so?", fragt sie mit leiser Stimme.
Ihre dunkelblauen Augen sehen gar nicht mehr so gelangweilt und kühl aus.
"Gut...", antworte ich ein wenig abwesend, denn ich verliere mich beinahe in ihnen.

"Josh...Ist irgendwas? Du starrst mich an. Das mag ich nicht." Sie grinst frech.
"Du bist so schön...Es geht nicht anders."
"Ich weiß.", erklärt sie und zwinkert mir zu.
Dann bricht sie in schallendes Gelächter aus und steckt mich damit an.
Am liebsten würde ich ihr jetzt eine Rede über Dan halten, spare es mir, aber denn das würde sie nur wieder aufregen und alles wäre umsonst gewesen.

"Du bist ein netter Kerl.", sagt Lucy und lächelt mich an.
"Nur nett bringt mich aber nicht weit.", sage ich ein wenig mürrisch.
"Ach doch." Ich sehe auf und grinse sie an.
"Wirklich?"
Lucy nickt leicht, wendet den Kopf aber ab. Ich lächle sie an. Wir treiben auf dem See hin und her und die Sonne scheint auf uns herunter.
"Gib es zu, Lucy.", sage ich mit einem Anflug von Arroganz in der Stimme.
"Was?" Sie dreht sich wieder zu mir und lächelt.
"Das du mich ziemlich gern hast."
"Ja...Ich habe dich ziemlich gern."
"Wie gern?"
"Ziemlich gern.", sagt sie.

Ziemlich gern heißt nicht das sie in mich verliebt ist. Was sie ohne hin nicht ist, weil sie anscheinend immer noch auf Dan steht und einfach nicht versteht, was für ein dummer Penner er ist.
Ja, klar, er ist mein bester Freund, aber er ist wirklich ein Arsch und ich finde nicht alles was er macht wirklich gut.
Nach dem Tretboot fahren, gehen wir zusammen in ein Café und unterhalten uns noch ein wenig.
Ich muss sagen es ist ein absolut toller Tag. Ein Tag an dem ich mich mal nicht mit Lucy gestritten habe. Er war einfach nur toll, so wie er war.

"Ich schätze wir sehen uns dann?", fragt sie leise.
"Ja...Ich glaube schon...Ich bin ja noch ein bisschen hier.", erkläre ich leise.
Sie macht einen Schritt auf mich zu, stellt sich auf die Zehenspitzen und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
"Vergiss nicht...Ich hab dich gern." flüstert sie, dreht sich um und schließt die Tür zu ihren Haus auf.

Dieses Mädchen bringt mich noch um den Verstand.
Alles an ihr super und toll. Ihre Augen, ihr Gesicht, ihre Person, ihr Charakter, einfach alles erdenklich ist super an ihr...

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