25. Teil: "Ich bin, aber in Lucy verknallt."

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25. Kapitel



Der Wecker auf dem Nachtisch fängt lärmend anzuklingeln. 
Ich hole mit der Hand aus und schlage ihn herunter. 
"Altha! Josh! Das ist ja nicht mehr normal." 

Stöhnend setze ich mich auf. 
"Was, verdammt?" 
"Du bist ziemlich...."
"Was?", falle ich ihm ins Wort und werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. 
"Aggressiv.", antwortet er knapp und kickt den immer noch laut klingelnden Wecker aus dem Weg. 

"Hm...ist klar.", murmle ich und stehe aus dem Bett auf. 
Zusammen mit meinem ganzen Kram gehe ich nach neben an. 
Dort gehe ich erst einmal ausgiebig duschen, putze mir die Zähne und mache mich fertig. 

Zurück im Zimmer ziehe ich irgendwelche Sachen aus dem Schrank und werfe sie mir über. 
Als ich damit fertig bin packe ich das Zeug was ich heute für den Unterricht brauche in eine Tasche. 
Das Handy was ich mir aus einer Schublade herausziehe hat noch genügend Akku um Lucy anzurufen. 

Ich spüre Semihs Blick auf mich. 
Angenervt drehe ich mich zu ihm. "Was glotzt du mich so an?"
"Ich weiß ja nicht was mit dir los ist, aber das ist wirklich gruselig."
"Hm...ist klar.", wehre ich ab und wähle Lucys Nummer. 

Es klingelt. Zwei, drei Mal, dann zehn, elf Mal. 
Keiner nimmt ab. 
Gerade, als ich das Handy zurück in die Schublade gleiten lassen will, höre ich ihre Stimme. 

"Lucy?", frage ich zögernd. 
Meine Hoffnung wird, jedoch sofort zerstört. 

Hey. 
Entweder bin ich zu beschäftigt oder du geht's mir auf den Sack, sodass ich extra nicht rangehe. 
Ich wünsche einen Scheißtag. 
Lucy. 


Die Mailbox. Ich starre auf das Display. 
Ich schätze das ist noch von früher. 
Schulterzuckend und gleichzeitig grinsend, verlasse ich zusammen mit Semih das Zimmer. 

"Ich hab Hunger.", sagt Semih neben mir. 
"Dir ist klar, dass du immer Hunger hast, oder? 24 Stunden am Tag. Du bist so gut wie immer am fressen."
Er lacht auf. "Na und? Fett werde ich trotzdem nicht. Außerdem bin ich kein vierzehnjähriges Mädchen, was auf ihre Linie achten muss." 
Auch das bringt mich nun zum Lachen. 
"Also lass uns was zu futtern besorgen." 
Kopfschüttelnd folge ich Semih. 

Auf dem Campus besorgen wir uns was zum Frühstücken. 
"Was hast du die Woche, denn noch so getrieben?", erkundigt sich Semih, während er sich beinahe ein ganzes Crossaint in den Mund stofft. 
Ich zucke mit den Schultern. 
"Hab versucht nen' Mädchen zu erobern."
"Hat's denn geklappt?" 

Ein erneutes Schulterzucken von mir. 
"Halb-halb. Wäre ich nicht hier her zurück geklommen hätte ich vermutlich eine Freundin." 
Semih grinst mich an. 
"Weißt du, Freundinnen werden ziemlich überbewertet. Ohne hat man viel mehr Spaß." 
Augenrollend trinke ich einen Schluck, von meinem Kaffee. 

Nachdem wir unser Frühstück beendet haben, machen wir uns auf den Weg in den Unterricht. 
Eigentlich sollte ich aufpassen. Meine Gedanken wollen, aber nicht so recht. 
Immer wieder schweifen sie ab, sodass ich einfach vor mich hinträume. 

"Mister Evens, wissen Sie was da rauskommt?" Scheiße. 
Der Kurslehrer Mister Ferrall, sieht mich herausfordernd an. 
Dieser Lehrer hasst mich, dass hat er getan seit dem ich hier angekommen bin. 
Mein Vorteil das ich gut in Mathe bin. Ich nicke stumm. 

"Dann kommen Sie nach vorne und schreiben Sie die Lösung an die Tafel."
Ich nicke. "Natürlich, werde ich das tun." 
Mit einem kecken Grinsen nehme ich ihm die Kreide, die er mir hinhält, aus der Hand und fange an los zuschreiben. 
"Bitte sehr." , erkläre ich provokant und gehe zurück zu meinem Platz. 

"Nun, gut. Das ist richtig, aber ich gebe ihnen den Tipp. Da sie die letze Woche gefehlt haben, sollten Sie sich etwas ranhalten." 
Wieder nur ein stummes Nicken. 
"Ja, ist klar." 

Der Tag zieht sich unheimlich lange hin. Ich glaube ich habe noch nie so einen langweiligen Tag erlebt. Gleichzeitig war es, aber auch (zu meiner Überraschung) ziemlich entspannend. 

Als ich am Nachmittig zurück in mein Zimmer komme, setze ich mich an den Tisch und fange mit den Hausaufgaben an. 
Eigentlich habe ich gar keinen Bock darauf, aber je früher ich das mache, desto besser. 

Noch bevor Semih überhaupt zurück ins Zimmer kommt, bin ich mit allem fertig und werfe einen Blick auf mein Handy. Akku fast alle und keine Nachricht und auch kein Anruf. 
Vielleicht hat Lucy auch einfach irgendwas zu tun? 
Vielleicht ist auch einfach ihr Handyakku leer? 

Stöhnend stecke ich das Handy an die Steckdose an und werfe mich ins Bett. 
"Kann ich das abschreiben?", kommt es von Semih, der sich einen Schokoriegel in den Mund schiebt. 
"Wenn du es nicht mit Schokolade voll saust, dann ja." 
Er grinst. "Danke, Lieblingsmitbewohner." 

Ich rolle einfach nur mit den Augen. 
Ich freue mich schon auf dem Moment, indem er nicht mehr durch den Türrahmen passt, weil er so fett geworden ist. 
Wenn das überhaupt passiert. 

Irgendwann gebe ich einfach der Stimme in meinem Kopf nach und wähle erneut Lucys Nummer. 
Und wieder geht nur ihre Mailbox ran. 
Ist ihr irgendwas passiert? 

Da ich heute morgen nicht drauf gesprochen habe, tue ich das einfach jetzt. 

"Hey Lucy... Ich weiß ja nicht, ob du sehr sauer auf mich bist, weil ich einfach weg bin, oder ob du einfach wirklich beschäftigt bist, aber ich würde mich freuen, wenn du zurück rufen würdest."

Sie müsste eigentlich nicht sauer sein. Wir sind ja im Frieden auseinander gegangen. 
Dagegen kann sie ja ehrlich nichts sagen. 
Und im Moment ist sie doch diejenige die nicht ans Telefon geht. 

"Du bist ne' richtige Pussy.", lacht Semih. 
"Na und?" 
"Ich mein, du bist sonst auch nicht so gewesen." 
"Ich bin, aber in Lucy verknallt." 

Semih runzelt die Stirn. 
"Das ist ja nicht das Problem. Du bist so weich."
Wieder zucke ich die Schultern. 

Ist mir herzlich egal....

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