13. Teil: "Fahr nach Hause, Josh.

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13. Kapitel 


"Fahr nach Hause, Josh." Lucys Mutter schließt die Tür leise hinter sich. 
Ich wage es nicht aufzusehen. Wenn ich darüber nachdenke, frage ich mich wie ich es überhaupt geschafft habe mich normal mit ihr zu unterhalten. 
Es ist meine Schuld, da bin ich mir sicher. 
Sie ist wegen mir geflüchtet, weil ich sie zu Dan gebracht habe, weil ich ihr klar gemacht habe, dass er sie mit Ann bescheißt. Es ist meine Schuld. 

"Darf ich sie nicht sehen?", frage ich, mit gedämpfter Stimme. 
"Du kannst morgen wieder kommen. Der Arzt sagte, dass heute eh nichts weiter passieren wird..." 
Ich nicke, sehe aber immer noch nicht auf. 
"Josh?" "Ja?" Mein Blick ist auf meine Füße gerichtet. 
"Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen." 

Natürlich muss ich das. Wegen mir liegt sie hier. 

"Hm...", mache ich und stelle mich nun hin. 
"Dann sehen wir uns morgen." 
Ihre Stimme klingt heiser und ich nicke einfach nur. 
Jetzt hebe ich das erste Mal meinen Kopf, um nicht irgendwo gegen zurennen, obwohl es mir recht geschehen würde. 
Vielleicht sollte ich mich ja auch vor ein Auto werfen. 

Mein Handy fängt in meiner Hosentasche anzuklingeln. Ich ziehe es heraus und gehe ran. 
"Wo bist du, Josh?" Meine Mutter klingt hysterisch. Ich atme tief durch. 
"Ich bin im Krankenhaus."
"Was machst du im Krankenhaus?" 
Mein Magen verkrampft sich. "Lucy hatte einen Unfall...Sie ist vor ein Auto gelaufen." 
"Dann...dann soll ich dich abholen?" Sie klingt nun ziemlich beunruhigt und das obwohl sie Lucy nicht leiden kann. 
"Wenns dir keine Umstände macht dann ja.", sage ich leise und stolpere durch die sterilen Gänge. 
Den Geruch von Krankenhäuser konnte ich noch nie leiden. 
"Nein, natürlich macht es mir keine Umstände. In welches Krankenhaus bist du denn?" 
"Im Stadtkrankenhaus." 
Mir kommt alles so unwirklich vor. So als wäre ich in einem Film gefangen. Einem Film der eine Mischung aus Romantik, Drama und eine Menge Trauer. 
"Ich bin gleich da." Düd, düd, düd. 
 
Mit einem Knall komme ich zurück in die Realität. Ich falle über eine nahestehende Liege die auf dem Gang steht und knalle auf den Boden. 
Ich hab nicht einmal Lust mich darüber aufzuregen und zu fluchen, Es ist eh meine Schuld. 

"Haben Sie sich was getan?" Eine brünette Krankenschwester sieht mich von oben herab an. 
"Nein, habe ich nicht!", schnauze ich. 
Ich richte mich auf, schlage mir den Dreck von den Sachen und laufe nach draußen. 

Es dauert nicht lang. Meine Mutter kommt vielleicht zehn Minuten später mit ihrem roten Mini angefahren. Ich lasse mich auf dem Beifahrersitz im Auto fallen. 
"Was ist passiert, Josh? Du siehst so blas aus..." 
"Hab ich doch gesagt. Lucy wurde angefahren." 

Ich lehne mich mit der Stirn ans Fenster und sehe hinaus. Passender Weise fängt es wie aus Kübeln zuregnen. 
"Ist dir irgendwas passiert?" H
Die Stimme meiner Mutter dringt wie durch eine Wand zu mir. 
"Nein.", lautet meine Antwort darauf. 

Als wir in unsere Einfahrt fahren, ziehe ich meine Stirn von der Scheibe und spurte aus dem Auto. 
Anstatt nach Hause zu laufen, renne ich einfach irgendwo hin. 
Ins Haus will ich nicht. Ich würde mich viel zu eingesperrt fühlen. 

Gut, das es regnet, sonst könnten die Leute noch deutlicher sehen, das ich heule. 
Lucy, im Krankenhaus, weil sie völlig wütend vors Auto gerannt ist. 
Ich hole aus und schlage mit der Hand, gegen eine Hauswand. Meine Hand fängt an zu pochen.
Schluchzend sehe ich hinab und merke wie Blut an den Fingerknöcheln hinab ringt. 

Ist mir relativ. 

Ich habe keine Ahnung wie weit ich gelaufen bin und weiß im Moment auch nicht wo ich bin, aber ich lasse mich einfach ins Gras fallen. 

Verdammt nochmal.... Was habe ich nur getan? 


Wäre ich nicht nach Hause gekommen, sondern in Collage geblieben, wäre das nicht passiert. 
Wenn ich nicht versucht hätte Lucy zurück zu gewinnen, wäre das nicht passiert. 
Wenn ich Ann nicht Dan klar gemacht hätte, dann wäre Lucy nicht so aufgebracht vors Auto gerannt. 
Wenn ich einfach nur weg geblieben wäre und nicht wieder gekommen wäre... 

Ja, dann wär alles gut. 

Lucy wäre warscheinlich immer noch glücklich mit Dan zusammen und würde nicht im Krankenhaus liegen....

Glücklich...Das ist das richtige Wort. Sie wäre glücklich und gesund... 


Ob sie mir das jemals verzeiht? 

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