10. Teil :"Vielleicht bist du doch nicht so ein Idiot."

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10. Kapitel

"Ja? Hallo?", fragt eine weiche Stimme am Telefon.
"Hey.", gebe ich zurück.
"Josh? Du bist es, oder?"
"Ich glaube schon.", sage ich schnell und grinse in mich hinein.
"Ha, ha, ha...Idiot.", erwidert sie mit dem altbekanntem Lucy Sarkasmus. "Was gibts denn?"
"Na ja...Ich fand den Tag schön, mit dir.", erkläre ich ihr.
Ich spüre, das sie lächelt, als sie antwortet. 
"Ja...Also das fand ich auch..." Eine gewisse Zeit lang herrscht Stille, am Telefon. 
"Hast du heute Zeit?", frage ich nun. 
"Na ja...", sagt Lucy zögernd. "Ich treff mich mit Dan und mit Ruby."
Ich runzle die Stirn, obwohl sie es nicht sehen kann. "Ruby?", hake ich nach. 
"Sie ist meine beste Freundin...Seit dem Kindergarten.", erklärt Lucy.
Wenn Dan Ruby kennt und sie gut aussieht, wird er sie bestimmt angeiern, so wie Ann. 
Darauf gehe ich jede Wette ein. "Ok...", erwidere ich gelassen. Sie atmet laut aus. 
Ich schätze das was sie jetzt fragt, kostet sie Überwindung. Nein, es sieht ihr sogar ziemlich unähnlich. 
"Willst du vielleicht mitkommen?" Ich grinse triumphierend. "Sehr gern.", gebe ich zurück. 
"Gut, dann sei um fünf bei mir..." Schon ist die Verbindung unterbrochen und ich stecke mein Handy zurück in die Tasche. Grinsend schlendere ich ins Badezimmer und stelle mich unter die Dusche. Wenn ich Lucy wieder will, muss ich wohl wieder von null anfangen, einfach so als "Freund". Und wenn das heißt das ich mit meinem Arschloch von besten Freund und Lucys bester Freundin zusammen rumhängen muss, dann hab ich kein Problem damit. 
Ich schlüpfe in eine schwarze Hose, ein weißes Shirt und in eine dunkelgraue Jacke. 

Um kurz vor fünf verlasse ich das Haus und mache mich auf den Weg zu Lucy. Sie wohnt nur eine Straße weiter, was bedeutet das ich nicht lange brauche. Vor ihrem Haus steht ein Mädchen. 
Sie hat haselnuss braunes Haar und hellgrüne Augen. Ich komme nicht darum herum, sie anzustarren. Sie ist wunderschön. 
"Gibt es irgendein Problem?", fragt sie und zieht die Augenbrauen in die Höhe. 
"Nein...", sage ich knapp und bleibe vor ihr stehen. "Dann lauf doch weiter?", sagt sie locker. 
"Dazu sehe ich keinen Grund." Trotzig verschrenkt sie die Arme vor der Brust. 
"Ich fühl mich aber belästigt." Belustigt schüttle ich den Kopf. "Ich fasse dich nicht an. Ich stehe hier, warte auf meinen besten Freund und eine gute Freundin." Sie atmet laut aus und erwidert nichts. 

Die Haustür von Lucy öffnet sich und sie und Dan kommen Hand in Hand nach draußen. 
Ich versuche so locker wie möglich auszusehen, aber es macht mich fertig Lucy und Dan zusammen zu sehen. 
"Ah, gut, ihr kennt euch also schon?", fragt Lucy. Das Mädchen mir gegenüber runzelt die Stirn. 
"Nein, er stand die ganze Zeit rum und hat mich angeglotzt." Ich grinse sie an. 
Lucy rollt die Augen in meine Richtung und erklärt: "Ruby das ist Josh. Josh das ist Ruby."
Ruby mustert mich. Dann grinst sie. "Schön, gut." 
Ich erwidere ihr Grinsen. Ich muss zu geben, ich finde sie mehr als nur heiß. 
"Was machen wir, jetzt?", fragt Dan und zwinkert mir viel versprechend zu. 
"Ins Kino...", sagt Lucy und sieht mich ziemlich eindringlich an. Mehr oder weniger nach dem Motto; 
Wenn du dir auch nur vorstellst, was mit meiner besten Freundin anzufangen, dann schneide ich dir die Eier ab. 
Ich ignoriere das einfach und sehe Ruby an. 
Dan und Lucy laufen vor und eng umschlungen und turteln miteinander. 
Ich könnte kotzen. 
"Also Josh, gehst du aufs Collage?" Ich nicke. 
"Und du, Ruby?", frage ich und schenke ihr ein charmantes Lächeln. 
"Ich geh auch aufs Collage..." 
Als wir beim Kino ankommen, besorgen wir uns Karten, Popcorn und Getränke. Ich lasse mich neben Ruby fallen. Auch wenn der Film schon angefangen hat, unterhalten wir uns noch ausgelassen. Ich spüre immer weider Lucys bösen Blicke auf mir, grinse sie jedoch nur an und wende mich wieder Ruby zu. 
Sie sieht nicht nur super gut aus, sie hat einen tollen Charakter und ist Intelligent. 

Trotzdem ist Lucy das Mädchen dem mein Herz gehört. 

Ich weiß nicht was mich dazu bringt, aber ich tue es. Wahrscheinlich das Lucy es furchtbar neidisch machen würde und es sie aufregen würde, da bin ich mir sicher. 
Ich lehne mich vor, lächle Ruby an und drücke meine Lippen auf ihre. Sie scheint kein wenig Überrascht zu sein. Ruby erwidert meinen Kuss gekonnt und auch ohne Bedenken. 
Ich fühle quasi Lucys Wut, ohne sie überhaupt zu sehen. Sie muss mehr als nur Freundschaft für mich empfinden, sonst wäre sie ja nicht so. 
Schließlich tue ich doch gerade nur das Gleiche wie sie oder? 
Ich küsse ihre beste Freundin, mehr nicht. Sie ist mit meinem besten Freund zusammen. 
Also tue ich nichts, was wirklich schlimm ist oder? 
Ruby lässt von mir ab und grinst mich amüsiert an. "Vielleicht bist du doch nicht so ein Idiot." 
Ich erwidere ihr Grinsen. Unauffählig sehe ich an ihr vorbei und schaue zu Lucy. Ihr steht der Mund offen. Sie ist sichtlich schockiert. Ich verkneife mir ein Lachen und sehe nun zum Film. 
Ich weiß genau wie wenig Beachtung Dan Lucy im Moment schenkt. Im Kino ist er immer so verdammt auf die Filme fixiert, das eine Bombe hochgehen könnte und er würde nichts mitbekommen. Dazu frisst er Popcorn in sich hinein, wie ein Schwein. 
Ich kenne ihn seit so vielen Jahren und er ist seit dem ich denken kann mein bester Freund. 
Ich denke so schnell wird sich das auch nicht ändern. 

Vorallem weil er Lucy nicht liebt und ich sie hundert prozentig zurück bekommen werde. 
Ruby lehnt sich wieder vor und küsst mich, diesmal leidenschaftlicher und tiefer. 
Nach weiteren Minuten des Küssen, lege ich meinen Arm um sie und schaue auf die Leinwand. 
Ich habe keine Ahnung worum es geht, nur das es ein Actionfilm ist und gerade eine Schießerei stattfindet.  
Nach dem Ende des Film verlassen wir vier das Kino. Lucy ist ziemlich angepisst, was mich nur umso mehr freut. 
"Was ist, Süße?", fragt Dan. "Nichts.", blockt sie ab und wirft mir einen vernichtenden Blick zu. 
Ich lächle sie an. 
"Fandest du den Film etwa schlecht? Ich nämlich fand, der ist super.", beteuert Dan und grinst mich an. "Ja, da kann ich nur zu stimmen.", sage ich mit einem verschmitzem Lächeln, auf Ruby. 
"Sehr spannend, ja.", sagt nun auch Ruby. 
Womit wir Lucy vollends auf die Palme bringen. Ich beißt sich abwesend auf der Lippe herum und knetet ihre Hände. 
War vielleicht doch ein wenig krass, Ruby zuküssen, aber es war genauso krass, das sie was mit Dan hat. 
Dan ist der Erste der sich von uns verabschiedet. Er springt in einen der Busse und fährt davon. 
Auch Ruby ist dann verschwunden und steigt in einen Bus der in die andere Richtung fährt. 
Also bleiben nur noch Lucy und ich übrig. Wir haben den gleichen Weg, da wir ja fast nebeneinander wohnen. Als Lucy sich vergewissert hat, das Rubys Bus weg ist, holt sie aus und haut mir mit voller Wucht ins Gesicht. 
Ich stolpere ein Stück zurück und starre sie an. "Spinnst du oder was?", blaffe ich. 
"Du spinnst scheinbar, Joshua!", meckert sie. "Genau deshalb wollte ich dich nicht mitnehmen. "
Sie wendet sich von mir ab und stolziert davon. Trotzdem halte ich ganz einfach mit ihr Schritt. 
"Weshalb wolltest du mich nicht mitnehmen?", frage ich, arrogant.  "Ich meine mit meiner Anwesenheit habe ich dich doch beehrt, nicht wahr?" 
Sie bleibt so schlagartig stehen das ich in sie rein renne. 
"Ehrlich gesagt hast du mit deiner Anwesenheit alles zerstört. Ich bin froh, wenn du wieder verschwindest, auf dein dämliches Collage!" 
Wow, das hat gesessen. Ich sehe sie nun eindringlich an. Eigentlich weiß ich ganz genau was sie so anpisst. 
"Was stört dich denn, bitte?", sage ich und sehe ihr tief in die Augen. 
"Du weißt was ich meine! Du kannst doch nichts mit Ruby anfangen! Das ist nicht ok!" 
Stirnrunzelnd sehe ich auf sie hinab. "Ach ja aber mit meinem besten Freund zusammen zu sein ist ok?"
Nun sieht sie funkelnd zu mir auf. "Das ist doch....das ist..." 
"Nein Lucy, das ist nichts anderes. Es ist genau das Gleiche!" 

Ich will nicht schon wieder mit ihr streiten, also schüttle ich einfach den Kopf und laufe im langsamen Schritt weiter. Lucy läuft neben mir.
Den ganz Weg über sagt keiner von uns etwas, obwohl ich spüre, dass jeder gerne viel zu viel loswerden würde.  

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