36. Kapitel
Ich schwinge mich aus dem Bett. Mit leichten Schritten gehe ich hinüber ins Badezimmer.
Bevor ich die Tür öffne atme ich tief durch. Nicht nur das es im Haus stickig warm ist, nein es riecht auch noch beißend nach Zimt. Ich presse die Lippen aufeinander und stelle mich unter die Dusche.
Nach geschätzen fünfundvierzig Minuten steige ich wieder hinaus und ziehe mir Anziehsachen über.
Zögernd weigere ich den Abstieg der Treppen, zu meiner Mutter.
Verdammt, sie wird an Weihnachten immer so merkwürdig. Das könnte einem wirklich Angst machen.
Ich weiß nicht, ob das bei anderen Familien auch so ist, besonders bei anderen Müttern, aber meine Mutter dreht völlig durch.
Sie schmeißt den Kamin an, dreht alle Heizungen auf und kocht. Ich meins ernst. Mindestens vier Tage vor Weihnachten hat sie damit angefangen. Das Haus platzt vor kitschiger Deko, aber das aller schlimmste ist, dass sie gern so tut, als wären wir eine heile und makenlose Familie.
Wenn ich mich nicht irre, besteht eine Familie normalerweise aus drei Leuten, aber was solls.
"Morgen Mum!", sage ich laut und lasse mich in der Küche auf einem Stuhl nieder.
Der Geruch von Ente und Soße steigt mir in die Nase.Es ist eines der Gerichte die meine Mutter am besten kochen kann.
Schon als Kind habe ich es geliebt.
"Morgen Joshi." Sie läuft einmal um den Tresen herum und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
Ich kann nicht anders. Lauthals pruste ich los.
"Joshi?", frage ich sie. "Früher hab ich dich doch auch immer so genannt."
"Da war ich zwölf.", erkläre ich ihr.
Meine Mutter zuckt unbeholfen mit den Schultern.
"Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann wärst du immer noch zwölf, aber die Zeit rennt viel zu schnell davon." Tränen steigen ihr in die Augen.
Jetzt bin ich viel zu sehr gerüht, als sie auslachen zukönnen.
Ich werfe meiner Mutter mein unwiderstellichtes Lächeln zu und zwinkere.
"Ich bleib immer dein kleiner Joshi, denk dran."
Schon irgendwie niedlich, wie sie an einem Tag wie jedem anderen einfach von so auf so, so rührselig wird. Das kenne ich gar nicht von ihr.
Aber es ist doch wirklich so, nicht? Weihnachten ist ein Tag wie jeder andere. Nur das man Geschenke bekommt. Tja. Eigentlich gar nicht so schlecht.
Doch in meinen Gedanken schwirrt immer nur das gleiche herum.
Ich weiß ich bin schon viel zu alt, als mir über sowas Gedanken zu machen und es ist die Vergangenheit, aber es hat sich in mein Gehirn gefressen.
Mum und Dad die sich unendlich laut und endlos lang anschreien und streiten.
Sich gar nicht mehr inruhe lassen. Bis die Tür laut knallt und mein Vater weg ist.
Den ganzen Vormittag, Nachmittag und Abend. Als er dann in der Nacht zurück nach Hause kam, hat er furchtbar gerochen. Er hat getrunken, viel zu viel.Es hat mich damals wirklich verletzt, aber wenn zwei Menschen nicht miteinander auskommen ist das manchmal so. Der einzige Nachteil ist, dass ich wirklich gar nicht auf Weihnachten stehe.
Ich tippe mit den Fingerspitzen auf den Tresen und sehe mich in der Küche um.Das ist zu viel essen für zwei Personen. Meine Mutter könnte quasi die halbe Nachbarschaft einladen und es würde nicht alle werden.
"Mum...Ich bin mal für zehn Minuten ein bisschen frische Luft schnappen.", verkünde ich ihr und renne beflügelt die Treppen nach oben. Schnell greife ich mir das Geschenk für Lucy, lasse es in meiner Jackentasche verschwinden und verlasse das Haus ohne einen weiteren Ton.
Irgendwie denke ich das ich Lucy das gesamte Weihnachtsfest versauen werde, aber ich muss ihr das Geschenk bringen. Unschlüssig stehe ich vor ihrer Haustür und schabe mit dem Fuß hin und her. Was kann ich nur zu ihr sagen? Gar nichts, beschließe ich nach einiger Zeit.
Das kleine Kästchen plaziere ich so vor der Fußmatte, dass sie beim herausgehen nicht drauftritt.
Ich drücke auf die Klingel und suche das Weite. Sie kann sich bestimmt denken das es von mir ist.
Der Wind schlägt mir ins Gesicht, ist brennend kühl. Meine Haare die länger sind, als sie eigentlich sollten. Peinlicherweise fangen sie sogar ein bisschen an lockig zuwerden. Der Grund weshalb ich sie überhaupt immer so kurz trage.
Ich schließe die Haustür auf und schlage sie schnell wieder hinter mir zu.
Dann lasse ich mich erneut in der Küche nieder.
"Du kannst jetzt essen kommen, Josh!", verkündet meine Mutter.
Wir setzen uns zusammen.
"Schmeckts?", erkundigt sie sich, was ich mit einem schnellen Nicken abtue. Es schmeckt wirklich richtig gut.
"Wo warst du eben?", fragt meine Mutter nach einer Zeit des Schweigens, in der wir beide ziemlich viel essen in uns hineingeschaufelt haben.
"Bei Lucy.", sage ich knapp.
Meine Mutter erstarrt kurz in ihrer Bewegung, dann lächelt sie.
"Du scheinst sie wirklich gern zuhaben, oder?" Ich nicke.
"Ich mag sie sehr, sehr gern."
"Wieso bist du dann nicht mit ihr zusammen?", fragt sie.
"Weil ich Mist gebaut hab.", murmle ich.
"In solchen Dingen scheinst du ja wie dein Vater zu sein."
Darauf erwidere ich nichts, da es mir nur unnötig viel schlechte Laune machen würde.
Außerdem weiß ich das sie recht hat. Es stimmt.Nachdem essen räumt meine Mutter alles vom Tisch und ich gehe die Treppen nach oben.
Ich krame ihr kleines Kistchen heraus und werfe es vor mir in die Luft und fange es wieder auf.
Im Wohnzimmer gebe ich es meiner Mutter und lasse mich auf die Couch fallen.
"Ich hab auch was für dich...", sagt meine Mutter. Sie grinst breiter, als was weiß ich was.
Sie verschwindet kurz, dann kommt sie zurück.
"Wenn du Lust hast kannst du erstens die Fahrschule besuchen....und zweitens." Sie hält einen Schlüssel in der Hand und dreht ihn um ihren Finger.
"Das ist doch nicht wirklich....", fange ich fassungslos an. "Doch. Ich hab viel gespart."
Meine Mutter zwinkert mir zu, dann wirft sie mir den Schlüssel entgegen.
Ich springe auf und nehme sie in den Arm.
"Mum....Das muss dich ein Vermögen gekostet haben! Danke!", sage ich aufgebracht.
Das ist das beste Geschenk was ich jemals bekommen habe.
"Das Auto darfst du, aber erst sehen, wenn du den Führerschein wirklich in der Tasche hast.", grinst sie. "Egal....Das ist spitze!", platze ich heraus.
Dagegen sieht mein Gutschein aus wie ein Haufen Dreck, aber sie scheint sich trotzdem zufreuen.
Das ist einfach unglaublig! Ein Auto und ein Führerschein! Das ist einfach fantastisch!
Ich kann gar keine Worte finden.Nur das meine Mutter die beste ist und das auch schon immer war. Nur das ich das nie so richtig zuwürdigen weiß.... Ziemlich scheiße von mir.
Ps: Danke für 2.000 Leser! <3 danke, danke! Ich würde mal sagen, dass die Geschichte noch 1-2 Kapitel kriegt und dann ist sie auch schon vorbei.... :)
Aileen. <3
DU LIEST GERADE
Eine zweite Chance? ✔
RomantikJosh kommt in den Ferien nach Hause. Dort begegnet er Lucy Stone, seiner alten Freundin, das Mädchen für das er immer noch Gefühle hat. Aber wie steht es mit Lucy? Hat sie noch Gefühle für ihn? Oder entscheidet sie sich doch für Dan...Den bes...