Kapitel 1

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Mein Name ist Amalia Brethil. Ich bin eine Halbelbin aus Archet, einem kleinen Dorf im Breeland. Es ist ein reines Menschendorf und ich lebe dort mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder. Meine Mutter ist ein Mensch, genauso wie mein Bruder. Mein Vater, welcher ein Elb war, hat meine Mutter noch vor meiner Geburt verlassen und sie hat ihn nie wieder gesehen. Nicht einmal seinen Namen wusste sie. Mein kleiner Bruder, ist der Sohn von Bar, dem neuen Mann meiner Mutter.

Zusammen leben wir in einem kleinen Haus in der Nähe eines kleinen Waldstücks. Mittelerde erholte sich langsam vom Krieg und blühte wieder auf. Alle wussten davon, dass die Ringgemeinschaft den Ring zerstören konnte und Sauron besiegt war. Zumindest glaubten das alle und ich würde daran so schnell nichts ändern. Zu gut war die Stimmung in Mittelerde. Auch bei uns merkte man, dass der Frieden langsam wieder eingekehrt war. Die Orküberfälle sind weniger geworden und immer mehr Pendler verirrten sich in unser kleines Dorf.

Ich verbrachte die meiste Zeit im Wald, immerhin war ich zur Hälfte Elbin. Da lag es mir einfach im Blut. Auch mein Aussehen war das einer Elbin. Ich hatte hüftlange, glatte blonde Haare, welche jedoch nicht meine spitzen Ohren versteckten. Meine Haut war frei von Unreinheiten und sah fast aus wie durchsichtig. Ich war schlank und grazil, hatte braune Augen und war, man konnte es nicht anders sagen, wunderschön. Meine Stimme war ebenso glockenklar, wie das einer Elbin. Außerdem altere ich wie ein Elb, was bedeutet das ich sehr lange lebe. Mittlerweile bin ich 42 Jahre alt, also für eine Elbin wirklich sehr jung. Trotzdem sah ich noch aus wie 19 oder 20.

Dafür hatte ich aber nicht solche geschärften Sinne. Elben konnten zum Beispiel sehr weit sehen und extrem gut hören, dass war bei mir nicht so. Auch bin ich nicht so ausdauernd oder so kräftig wie ein Elb. Ich bewegte mich nicht so elegant und leise und besitze ebenso wenig deren Geschick.

Das alles wusste ich nur dank Maereth, denn einen lebenden Elb oder eine lebende Elbin hatte ich noch nie gesehen. Die Betonung liegt auf lebende, den Maereth war ebenfalls eine Elbin. Maereth war es auch, die mich Sindarin lehrte, die Sprache der Elben.

Ich verbrachte viel Zeit dabei, durch den Wald zu laufen, von Baum zu Baum zu springen und Bogenschießen zu üben. Mithilfe von Maereth hatte ich es geschafft einen eigenen Bogen herzustellen. Er war zwar nicht perfekt, aber ich war trotzdem stolz darauf. Seit dem trug ich ihn immer bei mir.

Auch heute war ich wieder im Wald. Ich saß auf einem großen Felsen und blickte auf den kleinen Bach vor mir herunter.

„Da bist du ja.", hörte ich meinen Bruder hinter mir sagen, weshalb ich mich zu ihm umdrehte.

„Hallo Bill.", sagte ich lächelnd. Bill hatte kurze braune Haare und braune Augen. Für seine 14 Jahre war er sehr klein. Wir beide trugen schlichte Bauernkleidung, ich ein graues Kleid, welches an der Brust bis zur Taille geschnürt ist und Bill ein weites Hemd und eine Baumwollhose.

„Was machst du?", fragte er mich.

„Ich höre zu."

„Wem den?"

„Nicht wem, sondern was.", sagte ich und winkte ihn zu mir. Er setzte sich neben mich auf den Felsen. „Wenn du ganz genau hinhörst, kannst du den Wald hören."

„Den Wald? Wie das denn?"

„Na den Wind, die Tiere, das Wasser. Einfach alles.", sagte ich träumerisch. Manchmal konnte ich Stunden damit verbringen hier zu sitzen und den Stimmen des Waldes zu lauschen.

Bill fing an zu grinsen. „Da kommt wohl wieder die Elbin in dir durch."

Gespielt beleidigt knuffte ich ihm in die Seite. „Na warte!", sagte ich lachend. Bill sprang auf und rannte davon. Schnell rannte ich hinterher und wirbelte ihn durch die Luft, als ich ihn wieder eingefangen hatte.

AmaliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt