Kapitel 3

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Am nächsten Morgen stand ich schon früh auf. Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Sobald ich die Augen schloss, sah ich wie einer der Orks meiner Mutter das Schwert durch die Brust rammte.

Ich ging nach unten und räumte erstmals die Tür wieder frei. Draußen war es bereit hell und die Sonne schien. Nichts ließ erahnen, was in der Nacht geschehen ist. Ich lief ins Dorf und klopfte bei den Nachbarn an.

„Morgen Amalia, was machst du denn so früh hier?", fragte mein Nachbar mich höflich.

„Ich brauche eure Hilfe. Wir wurden gestern von Orks überfallen. Sie haben Bra und Mutter umgebracht. Könnten du und deine Söhne mich begleiten um ihre Körper zu holen. Ich konnte sie gestern Nacht nicht mehr mitnehmen.", erklärte ich und konnte ein Zittern in der Stimme nicht unterdrücken.

„Orks!", sagte mein Nachbar entsetzt, versicherte mir aber sofort seine Söhne zu wecken und dann zu mir zu kommen. Ich ging solange wieder zurück nach Hause, da ich Bill nicht so lange allein lassen wollte. So wie es aussieht, schläft er aber noch. Ich machte Frühstück und zwang mir selbst ein paar Bissen runter. Den Rest ließ ich für Bill stehen.

„Siehst du jetzt wie schwach du bist. Nicht mal deine eigene Familie kannst du beschützen. Was machst du wenn es wieder passiert und sie den kleinen Schwächling oben angreifen? Du könntest nichts gegen sie ausrichten.", sagte Sauron, welcher in der Küche erschien.

„Verschwinde.", zischte ich. Der Hass auf ihn war im Moment unübertrefflich. Er hatte die Orks zu seiner Armee gemacht, hatte sie benutzt und durch solche Wesen hatten meine Mutter und Bra ermordet.

„Früher oder später wirst du es einsehen. Du bist ein nichts, ein niemand. Du bist weder Mensch, noch Elb. Mit meiner Hilfe wird sich das ändern. Ich könnte eine richtige Elbin aus dir machen! Ich könnte dir Mittelerde zu Füßen legen. Mit mir könnten wir alle Orks vernichten.", sagte er.

„Du willst die Orks ausmerzen?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.

„Ja, sowie alle anderen Lebewesen. Sie alle werden uns gehorchen, uns fürchten und dienen. Du wärst ihre Königin!"

„Lass mich in Ruhe Sauron.", sagte ich erschöpft. „Ich hab jetzt keinen Nerv für deine Weltherrschaftspläne und Hasstiraden."

Sauron verschwand jedoch nicht, sondern blieb die ganze Zeit in meiner Nähe.

„Amalia?", hörte ich Bill von oben rufen.

„Ich bin hier unten!", rief ich zurück, damit er sich keine Sorgen machen braucht. Kurz darauf kam er die Treppe runter und setzte sich zu mir an den Tisch.

„Hier, iss ein wenig.", sagte ich und schob ihm das Brot herüber.

„Ich hab aber keinen Hunger."

„Ich weiß, aber du musst ein wenig essen. Nur ein paar Bissen, ok?", versuchte ich ihn zu überreden.

Schweigend schnitt er sich eine Scheibe Brot ab und beschmierte sie mit Honig. Dann klopfte es an der Tür. Ich stand auf und öffnete sie. Vor mir standen mein Nachbar und seine beiden Söhne, die mich mitleidig ansahen.

„Wir können los.", sagte der Jüngste.

„Bill, ich bin mal kurz weg. Ich komme gleich wieder, du bleibst hier.", sagte ich und zog mir einen Mantel über. Meinen Bogen hing ich mir um, falls noch Orks da draußen waren.

„Wo gehst du hin?"

„Ich gehe Mutter und Bra holen.", sagte ich.

„Ich will mit."

„Nein, du bleibst hier. Ich will nicht das du sie so siehst und sie hätten das auch nicht gewollt.", sagt ich entschieden und zog die Tür hinter mir zu.

AmaliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt