Kapitel 2

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„Übst du morgen wieder mit mir?", fragte Bill mich hoffnungsvoll. Vor uns konnten wir schon Archet sehen, gleich würden wir wieder zu Hause sein. Wir waren spät dran, und der Himmel färbte sich bereits rot. Gleich würde es dunkel werden, bis dahin wollte ich zu Hause sein.

„Na gut. Du kannst es aber auch kaum erwarten oder?", fragte ich lachend. Seit ein paar Monaten brachte ich Bill den Umgang mit Pfeil und Bogen bei, der einzigen Waffe mit der ich umgehen konnte. Zwar war ich selbst nicht sehr gut, aber er hat mich solange angebettelt ihn zu unterrichten, bis ich schließlich zugestimmt hatte.

„Lass uns etwas schneller gehen, damit wir da sind bevor es dunkel wird.", fügte ich noch hinzu, als die letzten Strahlen der Sonne langsam am Horizont verschwanden.

So gerade erreichten wir unser Dorf und liefen zwischen den Häusern hindurch.

„Meinst du Mutter und Vater haben mit dem Essen auf uns gewartet?", fragte Bill und sprang neben mir her.

„Bestimmt haben sie das."

Wir liefen um die letzte Ecke und konnten schon unser Haus sehen. Genau rechtzeitig kamen wir an, als es draußen dunkel wurde.

„Wir sind wieder da!", rief Bill hinter mir und ich blieb wie angewurzelt stehen als ich sah, dass die Tür offen stand. Niemals würde Mutter sie offen lassen, Bra schon gar nicht. Sofort deutete ich Bill leise zu sein und spannte den Bogen. Vorsichtig betrat ich unser Haus. Meine Nerven war zum zerreißen gespannt, genauso wie mein Bogen. Ich ging in die Küche und zündete die Öllampe an, welche auf dem Küchentisch stand, dann viel mir auch der kaputte Krug auf dem Boden auf.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und zog Bill hinter mich.

„Versteck dich da drin und sei still. Ich bin gleich wieder da.", befahl ich Bill und half ihm in einen kleinen Schrank rein. Als ich die Tür schließen wollte, hielt er mich auf.

„Nein, bitte bleib bei mir." Ich konnte die Angst in seinen Augen sehen.

„Keine Angst. Ich bin gleich wieder da. Ich will nur schnell gucken ob noch jemand hier ist. Bleib einfach hier, ok?"

„Ok.", sagte er und ich schloss die Tür. Anschließend lief ich durch das ganze Haus, meinen Bogen immer fest in der Hand.

„Sie sind nicht mehr hier.", sagte Sauron plötzlich, weshalb ich kurz zusammen zuckte.

„Davon überzeuge ich mich lieber selber. Was ist passiert?", fragte ich.

„Orks.", sagte er nur und grinste böse. Panik kroch in mir hoch. Mutter und Bra konnten sich beide nicht verteidigen, sie wären leichte Beute. Als ich in allen Räumen nachgesehen hatte und ich sie nirgends finden konnte, rannte ich wieder in die Küche zu Bill.

„Ich sagte doch, dass sie nicht mehr hier sind.", sagte Sauron wieder, doch ich ignorierte ihn. Stattdessen öffnete ich die Schranktür und zog meinen Bruder zu mir.

„Wo sind sie?", fragte er als er sie nicht entdecken konnte.

„Keine Sorge. Sie konnten bestimmt fliehen. Ich werde sie suchen gehen, aber du bleibst hier, verstanden? Versteck dich irgendwo.", sagte ich und drückte ihn beruhigend.

„Nein, ich will mitkommen."

„Das ist zu gefährlich.", wehrte ich ab.

„Aber du gehst doch auch."

„Bitte Bill, sei vernünftig. Du kannst nicht kämpfen, wenn wirklich Orks dort draußen sind wärst du nur in Gefahr."

„Orks?", fragte er mit schreckgeweiteten Augen. „Woher weißt du, dass es Orks waren?"

AmaliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt