Kapitel 11

393 32 3
                                    

Wieder traf ich mich am nächsten Morgen mit den anderen am Tor. Herdur war noch nicht da und die jungen Elben spielten mit ihren Bögen.

„Morgen.", begrüßte ich sie lächelnd, doch keiner antwortete mir. Alle bis auf Lilra, wichen sie meinem Blick aus und die sah mich nur traurig an.

„Alles in Ordnung?", wollte ich wissen, doch sie antworteten mir wieder nicht. Ich gab es auf und wartete schweigend auf Herdur. Der kam dann auch schon und deutete uns, ihm in den Wald zu folgen. Diesmal liefen wir nicht so weit hinein und standen kurz darauf auf einer großen Lichtung. Am anderen Ende der Lichtung waren Zielscheiben angebracht, auf die wir vermutlich jetzt gleich schießen mussten.

„Stellt euch neben einander auf. Jeder vor eine Zielscheibe.", sagte Herdur und ich stellte mich in die Reihe. „Gut und jetzt zeigt mir doch mal, was ihr vom letzten Mal noch drauf habt."

Als alle anfingen, auf die Zielscheiben zu schießen, zog ich ebenfalls meinen Bogen aus dem Köcher. Ich nahm einen Pfeil und spannte den Bogen. Dann visierte ich die Mitte der Zielscheibe ein, atmete ruhig und ließ los. Der Pfeil trat den dritten Ring.

Doch auch bei den anderen sah es nicht viel besser aus. Ich nahm den nächsten Pfeil und schoss wieder. Diesmal traf ich den ersten Ring. Ich schoss noch ein paar Pfeile ab, bis Herdur rief: „Stopp!"

Wir liefen zu den Zielscheiben und zogen unsere Pfeile heraus, dann stellten wir uns wieder auf.

„Ihr wart alle ziemlich gut, bis auf Amalia. Aber von einer Halbelbin kann man wahrscheinlich auch nicht viel mehr erwarten. Ihr könnt schon mal alle eure Pferde holen, wir üben dann gleich weiter."

Die anderen verschwanden und ich lief zu Herdur. „Ich...", fing ich an, doch er schnitt mir das Wort ab.

„Du bleibst hier und übst erst mal richtig zu zielen. Du hast eh kein Pferd, also kann ich dich bei den anderen im Moment nicht gebrauchen. Du wirst solange üben, bis ich dich abhole, verstanden?"

„Ja.", sagte ich und unterdrückte meine Wut. Ohne ein weiteres Wort verschwand er und ließ mich allein. Wenn er mir zumindest gesagt hätte, was ich besser machen könnte. Aber nein, weil ich eine Halbelbin bin behandelt er mich unfair und hegt eine Abneigung gegen mich.

„Du musst ziemlich schlecht sein, wenn du nicht mal mit einer Handvoll Kindern mithalten kannst.", sagte Sauron.

„Du bist also auch mal wieder da. Lange nicht gesehen.", sagte ich genervt.

„Ja, ich weiß. Aber ich musste mich nach meiner Niederlage erst noch einmal sammeln. Es war kraftaufwendiger als ich dachte."

Ich schnaubte. „Wenn es so anstrengend ist, wieso machst du es dann?"

„Die Frage beantwortet sich ja wohl von selbst.", sagte er.

„Anstatt Selbstgespräche zu führen, solltest du da nicht eigentlich trainieren?", fragte mich plötzlich Legolas. Erschrocken zuckte ich zusammen. Er stand an einem Baum gelehnt und musterte mich grinsend.

„Wie lange stehst du schon da?", fragte ich und ging in Gedanken das Gespräch noch einmal durch. Ich hatte nichts gesagt, was auf Sauron oder seine Pläne hindeutete.

„Seit Herdur gegangen ist, wenn du es genau wissen möchtest.", sagte er und kam näher.

„Und was willst du von mir?", fragte ich genervt.

„Nichts. Ich wollte lediglich mal sehen wie sich eine Halbelbin wie du so macht.", sagte er. „Und wie es sich anhörte, bist du ziemlich schlecht. Durftest wohl nicht mit den anderen Schülern mit und das sind noch Kinder."

AmaliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt