Orphan House

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Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich es auch scheinen mag, die Wahrheit sein.

-Sherlock Holmes

Chloe P.O.V

Wie ich schon vermutet hatte stand Morgan da draußen und bewunderte die gepimpten Motorräder von Josh. Das war vermutlich ganz seine Welt und wahrscheinlich wäre es ihm auch Recht gewesen wenn Dad und ich noch etwas länger gebraucht hätten.

Lächelnd ging ich auf ihn zu und fragte als ich nur noch einen Meter hinter ihm stand:

"So begeistert von Motorrädern?"

Er gab einen leicht erschrockenen Ton von sich, der sich wie eine Mischung aus grunzendem Schwein und schreiender Frau anhörte.

Als er sich schließlich umdrehte und mich erblickte meinte er:

"Du kannst mich doch nicht so erschrecken!"

"Siehst du doch das ich das kann", grinste ich und ging auf eines der Motorräder, das einzige schwarze, zu.

"Was kannst du Chloe?", ertönte plötzlich Spencers Stimme während er die letzten Meter auf Derek und mich zulief.

"Alte Männer erschrecken", antwortete ich ihm frech und zog mir dann sofort den Motorradhelm auf.

Empört sog Morgan die Luft ein.

"Entschuldige mal! So als bin ich nun auch wieder nicht!"

"Naja im Moment bist du hier der Älteste", unterstützte Spencer mich.

Zu meiner Überraschung zog er sich ohne eine Spur von Angst den Halm über und schwang sein Bein über die Maschine. Ich hatte ehrlich gesagt eher damit gerechnet, dass er sich vor Angst in die Hose machen würde.

"Na dann mal los", kam es von Morgan der inzwischen auch auf seinem Motorrad saß.

"Tut euch bloß nicht weh Jungs", meinte ich kichernd.

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Zeitsprung Waisenheim

Gerade hatte Morgan an die zugegebenermaßen sehr marode aussehende Tür geklopft. Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass sich kleine Kinder hier wohl fühlten. Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, dann wäre ich sofort ausgebrochen.

Wenig später öffnete eine ziemlich gestresst aussehende Junge Frau mit schwarzen Haaren die Tür.

"Hallo. Was kann ich für sie tun? Oh Bitte sagen Sie mir nicht dass sie die Kleine da abgeben wollen"

Ich schnaubte verächtlich. Das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein. Nirgendwo wurde ich Ernst genommen und das regte mich langsam aber sicher richtig auf.

"Nein wo denken sie hin. Wir sind vom FBI"

Während Spencer das sagte, streckte er ihr seine Marke ins Gesicht.

"Mein Name ist Agent Reid. Das ist Agent Morgan und dieses Mädchen wollen wir nicht zu ihnen bringen sondern sie hilft uns bei einem Fall. Das ist Miss Black"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihr wütend in die Augen. Sie schien wohl zu merken, dass ich ihr das, was sie gesagt hatte übel nahm, denn sie wandte hastig den Blick ab und konzentrierte sich wieder auf die beiden Agents vor ihr.

"Es tut mir Leid ich habe nur gerade etwas viel um die Ohren. Wir haben hier an die 60 Kinder und meine Chefin hat gerade Urlaub also ist es doppelt so stressig. Kommen Sie doch rein"

Wir folgte der Frau ins Innere des Hauses und ich musste schon sagen: Es hielt was es von draußen versprach. Es war dreckig, überall lag verteilt Spielzeug und die Tapete blätterte schon von den Wänden.

Und das allerschlimmste: Es war laut. Überall schrien Kinder oder rannten durch den Gang.

"Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich das gerne hier mit ihnen Besprechen", meinte die Frau.

Ich runzelte die Stirn und sah zu Reid, nur um zu sehen, dass er das ebenfalls tat. Wir hatten wirklich mehr gemeinsam als ich am Anfang geglaubt hatte.

"Wollen Sie wirklich dass die Kinder das alles mitbekommen?", vergewissert er sich.

"Naja ich kann meine Aufsichtspflicht doch nicht verletzen", antwortete sie ihm mit einem traurigem Lächeln.

Nun schaute Spencer bittend zu mir. Ich verstand sofort was er wollte, aber ich würde das ganz bestimmt nicht machen und das sagte ich ihm auch:

"Nein. Vergiss es. Das mache ich ganz sicher nicht. Ich kann auch gar nicht mit Kindern umgehen und außerdem bin ich doch selbst fast noch ein Kind!"

"Komm schon. Du wolltest uns doch helfen oder?", versuchte er mich nun zu überreden, doch ich blieb stark.

"Ja ich wollte euch helfen aber das war auf das klären des Falls bezogen nicht darauf in einem Waisenhaus die Nanny zu spielen. Ich kann sowas einfach nicht und ich werde das auch nicht machen"

"Okay dann machen wir das jetzt anders. Du bist immernoch meine Tochter und du wirst gefälligst auf diese Kinder aufpassen!"

Oh Wow. Wenn er gerade versucht hatte den bösen Daddy zu spielen, dann war er darin echt nicht überzeugend. Okay. Also wenn er einen auf strengen Vater machen wollte, dann konnte ich genauso die verzogene, bockige, pubertäre Tochter geben.

"Ich will aber nicht!", erklärte ich nun etwas lauter und stampfte nich einmal mit dem Fuß auf um meine Aussage zu unterstreichen.

Spencer seufzte und fragte dann:

"Bitte?"

Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum. Eigentlich wollte ich Spencer die Genugtuung nicht geben, aber je länger wir hier diskutierten, desto mehr Zeit hatte der Mörder noch mehr Kinder zu entführen und umzubringen.

"Na gut. Meinetwegen. Aber du schuldest mir was", gab ich schließlich nach.

Spence fing an zu Grinsen um meinte dann noch im weggehen:

"Du wirst bestimmt ganz toll mit den Kindern umgehen!"

Ich rollte nur mit den Augen und wandte mich dann den Kindern zu. Warum hatte ich gerade ihn als Vater....

#ironie

Zögerlich betrat ich den Raum, der wie ein Wohnzimmer eingerichtet war und setzte mich dann in einen der Sessel mit einem dunkelgrünen Bezug während mich die hier anwesenden Kinder still beobachteten.

Ein paar Minuten herrschte Stille und die Kinder starrten nich einfach nur an, was langsam aber sicher echt gruselig wurde. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus und brach die für mich unerträgliche Stille:

"Okay. Wer möchte etwas von sich erzählen?"

Think like a MurdererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt