Achtung! Gefahr von Steinschlag und Schlechten Wortwitzen!

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Der nächste Morgen begann mit einem sanften Stups von Jack in meine Seite. Er war wirklich sanft, nicht so brutal wie Alex, die mich wahrscheinlich 'ausversehen' erstochen hätte.

Allerdings war ich genau dort unglaublich kitzelig, was bedeutete, dass ich mich fast selbst aufspießte.

Danach bewegte ich mich nur noch vorsichtig in Jacks Nähe. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob er mich mit Absicht gekitzelt hatte.

Alex schlief wieder mal noch halb, als wir aufbrachen. Aber diesmal würde ich sie nicht anzünden.
Zuerst schien Alex die Sache mit Jack vergessen zu haben, denn sie erschrak sich fast zu Tode, als er sie ansprach.

Jetzt redeten sie über alles mögliche (bzw. Jack redete und Alex schlief beim Gehen ein).
Ich dagegen gesellte mich zu Bilbo, der ein bisschen einsam wirkte. Der Arme, dabei war er doch so knuffig.

"Hey, Bilbo. Alles okay bei dir?", fragte ich.
"Ja...ja, mir geht's gut.", antwortete der Hobbit schnell.

"Das glaube ich dir jetzt nicht. Im Ernst, ich hab' genug Fanfiction gelesen, um zu wissen dass es Leuten, die sagen 'mir geht's gut' nie gut geht. Nie. Also, was ist los?"

"Nichts, wirklich.", sagte er beharrlich.
"Ja ne, ist klar. Ist es wegen den Zwergen?" Ich senkte meine Stimme (und meinen Kopf) und flüsterte ihm zu: "Nichts gegen Thorin, er ist bestimmt ein ganz toller Kerl, aber im Moment benimmt er sich wie ein totales Arschloch."

Bilbos Mundwinkel hoben sich ein wenig. Lächelnd fügte ich noch hinzu: "Und die Leute, die man mag, beleidigt man sowieso auch mal. Ob es ist, weil man sie vor irgendetwas beschützen will, oder weil man sich in ihrer Gegenwart sicher genug fühlt, das zu machen. Ist bei mir auch so."

Jetzt war Bilbo wieder besser gelaunt.

'Yay, Mission Hobbit aufmuntern erledigt.'

Wow, okay, ich hatte vergessen, dass ich manchmal auch intelligente Dinge sagen kann. Und dann waren sie auch noch nett! Den Tag sollte ich mir in meinem Kalender dick und rot anstreichen.
...Oh, warte, ich hatte ja gar keinen. Mist.

Der Hobbit und ich unterhielten uns noch weiterhin, während unsere kleine Reisegruppe langsam die ersten Ausläufer der Berge erreichte.

Schon bald beschwerten sich mehrere Leute (namens Kili und Alex) über den unebenen Weg, auf dem wir uns mittlerweile befanden.
Bilbo verlor kein Wort darüber, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass die spitzen Steine in seine nackten Sohlen spießten. Jack machte sich über uns alle lustig, weil er ja einfach nebenher schwebte; und ich fühlte mich eigentlich ganz wohl (aber gedisst).

Jedes mal, wenn ich mit meiner Familie wandern gewesen war, war ich immer mehrere Meter voraus gelaufen, ohne mich wirklich anstrengen zu müssen. Es war einfach...passiert.
Darum hatte ich den (blöden) Spitzname 'Bergziege' von meinem Vater verpasst bekommen, den ich wirklich nur wegen Loki tolerierte.
(Also den Spitznamen, nicht meinen Vater.)

Nachdem wir aber ewig lange geklettert waren, wurde mir bewusst, dass Alex und ich mit einem Rucksack tausend mal besser dran wären. Meine Tasche rutschte mir nämlich immer wieder von der Schulter.
Dann fing es auch noch an zu regnen und zu stürmen, was meinen Tag natürlich nur noch besser machte.

Alex wollte ihren Regenschirm aufspannen (Jetzt wusste sie, wozu sie ihn gebrauchen konnte!), aber nachdem sie wegen dem Wind fast weggeflogen wäre (Mary Poppins, sag' ich doch!), ließ sie das auch lieber sein.

Das Einzige, was das Ganze jetzt noch schlimmer machen konnte, waren die Steinriesen. Die ließen auch nicht lange auf sich warten.

Plötzlich bewegte sich der Fels unter uns. Bofur wurde fast von einem herabfallenden Stein zermatscht, aber Thorin zog ihn gerade noch rechtzeitig zurück.

Am gegenüberliegenden Berghang erwachte ein anderer Steinriese zum Leben.
Er warf noch einen Felsbrocken auf unseren Riesen.

'Hey, das war eindeutig ein Foul!'

Unter unseren Füßen bildete sich ein Spalt, der schnell breiter wurde und die Gemeinschaft teilte.
Ein Teil von uns war jetzt auf dem Knie von einem der Riesen, während wir anderen auf relativ sicherem Grund standen.

Die großen Steinklötze kämpften jetzt mit den Fäusten.
Riese Nummer 2 wurde von einem dritten, der auf einmal auftauchte, mit einem Felsbrocken getroffen und fiel in Richtung der Gruppe, die sich auf dem Knie befand.

Er krachte genau an die Stelle, wo sie vorhin noch gestanden hatten. Wenn ich mir nicht sicher wäre, dass ihnen nichts passiert war, dann wäre ich jetzt echt besorgt gewesen.

"Kili!", schrie Thorin.
"Falscher Neffe!", rief ich zurück.

Wenige Augenblicke später stellte sich, wie im Film, heraus, dass alle in Sicherheit waren.
Nur Bilbo fehlte.
"Wo ist Bilbo? Wo ist der Hobbit?", fragte Bofur laut. "Dort!", fügte er noch hinzu, als er ihn am Rand des Abgrundes hängen sah.

Zu erst versuchte Ori, ihn herauf zu ziehen, schaffte es aber nicht. Bilbo rutschte nur noch ein paar Zentimeter weiter ab.
Am Ende schwang sich Thorin mit zu ihm hinunter und beförderte den Hobbit nach oben, in Sicherheit.

Als er dabei selbst den Halt verlor, schaffte es Dwalin nur mit großer Mühe, ihn hoch zu ziehen.
"Fast hätten wir unseren Meisterdieb verloren.", meinte Dwalin.

"Ja, natürlich, aber euer Anführer ist unwichtig. Diese Logik.", sagte Jack. Wenn er Augen gehabt hätte, hätte er sie mit Sicherheit verdreht.

"Er ist schon verloren, seit wir aufgebrochen sind. Er hätte niemals von zu Hause weggehen sollen. Er gehört nicht zu uns."
Die beiden gingen weg, um eine Höhle zu suchen.

"Jetzt wird man auch noch ignoriert. Und von Höflichkeit haben Zwerge wohl auch noch nichts gehört, was?", meinte das Schwert.

Alex zuckte nur mit den Schultern. "Man gewöhnt sich dran."

Danach liefen/schwebten wir den anderen hinterher, die schon einen Unterschlupf gefunden hatten. Freude.

Bilbo sah übrigens ziemlich niedergeschlagen aus. Ich konnte es ihm keinesfalls verübeln.

"Das wird schon wieder, keine Sorge." Aufmunternd klopfte ich ihm auf die Schulter.
"Außerdem kannst du auch immer mit uns reden.", fügte Alex hinzu.
Daraufhin lächelte Bilbo auch wieder etwas.

Mann, wir sollten echt Psychologen werden. Oder waren das Psychiater? Egal. Hauptsache der Hobbit war nicht mehr so traurig.

In der Höhle war es zum Glück nicht mehr nass. Aber das war wahrscheinlich das einzige Gute: der Boden war sandig, es war eiskalt und wenn ich daran dachte, was unter uns war...

Thorin wollte noch nicht mal ein Feuer zulassen.
Aber da hatte er nicht mit Alex gerechnet, die ja sozusagen die menschliche Fackel war.

Ihr war kalt und sie tropfte vor Nässe, wie eigentlich jeder hier. Allerdings konnte sie etwas dagegen tun. Und ihr war auch scheißegal, was Thorin dazu sagte.

Da sie die von Gabriel verzauberten Klamotten trug, konzentrierte sie sich uns stand dann mit einem 'wssh' komplett in Flammen.
Sie hatte sich diesmal besser unter Kontrolle und wurde nicht panisch.

Nur den Zwergen und Bilbo, die so etwas vorher noch nie gesehen hatten, hing die Kinnlade bis zum Boden.

Alex legte grinsend den Kopf zur Seite. "Ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe einen...feurigen Charakter."

'Der war so schlecht.'

Trotzdem sagte ich: "Ja, sie ist das Mädchen, dass in Flammen steht."
Und Alex sang: "This girl is on fire..."

Dann wurden die Flammen weniger, bis Alex wieder ganz normal da stand und mich angrinste.
"I'm too hot."

Ich grinste zurück. "Hot damn...", flüsterte ich mit gespielt heiserer Stimme.

Langsam ging ich auf Alex zu und legte ihr eine Hand auf die Stirn.
"Wow, du bist echt heiß..."

"Danke, du siehst auch nicht schlecht aus."
"Oh, Alex, hör auf.", lachte ich. "Du hast so einen... trockenen Humor."

Sie grinste noch mehr. "Tut mir leid, Asche auf mein Haupt."

Dwalin schlug genervt seinen Kopf an die Höhlenwand.

Der Hobbit ◇ Sowas von deine Schuld!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt