Kapitel 6: Bonjour, Macy

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A/N: Hard Times von Paramore

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Macy:

Schon anhand meiner Stimmung von heute Morgen wusste ich, dass heute etwas anders war. Und zwar nicht nur meine Stimmung, außergewöhnlich ruhig und entspannt, sondern das Wetter draußen und... Ach keine Ahnung, irgendetwas lag in der Luft. Und nicht nur der Duft von frischen, selbst gebackenen Croissants...-Moment mal, frischgebackene Croissants?

Sofort zischte ich in einem Affentempo und immer noch im Schlafanzug die Treppen hinunter. Nach wenigen Sekunden stand ich mit großen Murmelaugen vor dem Ofen in der Küche, wo tatsächlich mein Lieblingsgebäck mich geradezu frech anblitzte und schon wie verrückt schrie: „Iss mich!" Doch dieser tollen Bitte konnte ich leider nicht mehr entgegen kommen, da mich jemand augenblicklich nach hinten zog und mit einem amüsierten Blick musterte. „Nein, nein, nein, diesen Blick kenne ich!" Mama schüttelte grinsend und leicht tadelnd den Kopf und ich könnte sie am liebsten dafür einfach zur Seite stoßen, um an das Süßgebäck hinter ihr zu kommen. Zu meiner Enttäuschung hielt sie mich weiterhin zurück und fuhr fort: „Wir wollen doch nicht, dass der liebe Besuch nicht schon am ersten Tag leer ausgeht, nur weil du ein kleiner Gierschlund bist, oder?"

Lieber Besuch? Erster Tag? Oh Shit, den Besuch von dieser französisch-kanadischen Tussi hatte ich beinahe vergessen! Und mich mental noch nicht auf die Tortur vorbereitet! Ich schüttelte nur den Kopf, obwohl ich innerlich schon vor Neugier, Übelkeit und Nervosität ausrastete. „ Sie kommt aus Quebec! Nur weil sie französisch spricht, muss sie nicht einer dieser typischen Franzosen sein, vielleicht hat sie eine Allergie..." „Gegen Schokocreme?" Fragte meine Mutter mit hochgezogenen Augenbrauen und ich nickte eifrig, immer noch in meinem Element, weiterhin zu protestieren. „Genau! Aber vielleicht doch eher eine Laktoseintolleranz!" Erwiderte ich mit einem besserwisserischen Grinsen, woraufhin Mama nur lachend den Kopf schüttelte. "Dann hätte sie das beim Steckbrief angegeben, Macy!" "Vielleicht hat sie es vergessen!" Entgegnete ich, bevor ich mit einem vorwurfsvollen Blick fortfuhr: "Du willst das arme Mädchen doch nicht leiden lassen, oder?" Meine Mutter stöhnte nur auf und gab sichtlich auf, sodass ich wenigstens noch einen Blick auf meine Schätzchen im Ofen werfen konnte, bevor sie das Blech herauszog und auf den blöden, hohen Kühlschrank stellte. Ich Knirps mit meinen 1,67m kam natürlich nicht dorthin! Hrmpf, so eine Frechheit! Mom wuschelte mir durchs Haar, wobei sie genau wusste, dass ich das nicht mochte und sprach tröstend, aber auch teils etwas amüsiert zu mir: „Keine Sorge, Macy, du kriegst auch noch etwas davon ab. Und zwar früh genug."

Sie blickte zur großen Uhr über dem Herd und seufzte auf. „Und mit früh genug meine ich, dass wir sie demnächst abholen müssen. Schon eine Viertelstunde vergangen, Gott, geht die Zeit um!" Und damit war sie schon wieder, samt mehliger Schürze im Schlafzimmer verschwunden, während ich nur mit den Schultern zuckte, einen sehnsüchtigen Blick Richtung Kühlschrank warf und nach oben ging, um mich umzuziehen. 

***

Kaum saß ich alleine am Bahnhof, hatte mir es auf einer Bank in der Nähe der Gleise bequem gemacht und einen Zeichenblock herausgeholt, nahm ich auch schon einen Kugelschreiber hervor und kritzelte darauf herum, bis ich nach ein paar Minuten seufzend aufgab. Ich sah hier lauter verschiedene Leute, viele Situationen und trotzdem kam kein Funken Inspiration für einen neuen Song hervor. Ich grübelte und starrte in die Ferne, ich hatte noch nicht viel geschrieben und doch würde es sich nach Müll anhören, wenn ich keinen passenden nächsten reimenden Vers dafür fand. Was reimte sich schon auf: „I crash to the ground, just to drown..."?

Versinken in was? In meiner Frustration oder lieber doch in den Wogen der wilden Meere, die aus meinen bitteren Tränen entstanden? Ooookay, jetzt wurde ich mir selbst unheimlich, wieso gab ich so einen Sülz von mir? Normalerweise fiel mir nichts derartiges ein, aber leider reimte sich mein spontaner Einfall auf Englisch nicht auf den ersten und garantiert letzten Vers, den ich heute garantiert schreiben würde! Urgh, ich gab auf! Sollte diese „Inspiration" halt wieder um Mitternacht kommen oder um zwanzig Uhr, wenn ich gerade einen Vampire Diaries Marathon vorhaben und dann doch stattdessen den ganzen Song samt Melodie texten würde.

My Frenemy (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt