Kapitel. 5

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Och Gott, es fühlte sich so gut an in dieser Geschwindigkeit auf der Straße zu fahren. So konnte ich meinen Kopf wenigstens ein wenig leeren und mich darauf zu konzentrieren, die anderen Autos zu überholen, die, nachdem ich sie überholte, anfingen zu hupen.
Das war aber mein kleinstes Problem. Und selbst wenn mich die Polizei erwischte, ich könnte die Rechnung sofort bezahlen. Im Vorwissen, dass Chantal immer noch nicht da ist, und Nathalie die einzige sein könnte die noch zu Hause ist, stellte ich entspannt mein Kätzchen in die Garage und ging ins Haus. Mein Schlüssel versteckte ich wieder in meiner Hosentasche. Kurz schaute ich mich um und ging dann kurz in die Küche um mir ein Glas Wasser zu nehmen.

Diese Abkühlung tat so gut. Sie spülte die restlichen Brotstückchen runter und es wurde ganz kühl in meinem Brustbereich. "Sarah? Chantal? Seid ihr das?", fragte die liebliche Stimme von Nathalie. Sie wirkte so zerbrechlich wie Schmetterlingsflügel.
Und trotzdem war das kein Anlass mich zu freuen. "Chantal ist noch nicht da und ich gehe auch jetzt.", sagte ich ihr mit meiner typischen jetzt-habe-ich-nicht-so-große-Lust-mit-dir-zu-reden-Stimme.

"Ou ok....". Und wieder kamen ihre Schmetterlingsflügel zum Vorschein, die ich schon längst gelernt hatte zu ignorieren.

"Warte nicht auf mich. Ich weiß nicht wie spät ich zurück komme."

Und weg war ich. Ich wollte ihre Stimme nicht hören. Ich brauche ihre Stimme nicht zu hören, die mir Ratschläge gibt oder mich tröstet. Das mach ich selber!

Ich machte sowas öfters. Einfach raus gehen. Spazieren. Die Luft einatmen. Das Gehen genießen. Nicht wissen wohin es einen treibt. Alles nochmal überdenken bis zum letzten Detail. Manchmal ging ich in den Park und lege mich auf die Wiese. Oder ich gehe auf den Friedhof, zu meinen Eltern. Doch am liebsten gehe ich zum Krankenhaus.

Ja es klingt sehr komisch. Ein 17-jähriges Mädchen geht in ein Krankenhaus uuuum....

So richtig IN das Krankenhaus ging ich nie sondern setzte mich immer auf eine Bank, die auf den Eingang/Ausgang gerichtet ist. Einfach um zu schauen was da passiert. Die glücklichen und traurigen Gesichter zu sehen, die dort rein oder raus gehen. Wenn ein Pärchen mit einem Säugling raus gehen muss ich immer kurz lächeln und wenn eine weinende Familie raus geht, stell ich mir jegliche Situationen vor, die passieren konnten.
Ein Autounfall der betrunkenen Tochter. Ein Selbstmord des depressiven Vaters. Oder ganz schlicht ein toter Großvater.

Es war ein großer Platz vor dem Krankenhaus für die einfahrenden Krankenwagen. Deswegen konnte ich auch nie zuhören, was bei den Leuten wirklich passierte.

Mein Stammplatz war mal wieder frei und ich setzte mich wartend hin. Die ersten vier Stunden bis 14.10 Uhr blieben uninteressant. Mal gingen paar Senioren raus und rauchten.
Man könnte meinen, dass mir langweilig ist aber es war ruhig. Ich konnte mich entspannen und konnte mich jetzt darauf konzentrieren und die Details zu Drake sammeln:

1. Er hielt Augenkontakt mit mir bei unserer ersten Begegnung.

2. Er küsst Chantal und hatte bestimmt schonmal etwas mit ihr.

3. Er hatte bestimmt schon OFT was mit Mädchen.

4. Er greift gerne nach Ärschen.

5. ER ZWINKERT STÄNDIG!!

6. Er küsst gut....

7. Er hat eine sexy Stimme...

8. Er hat wunderschöne Augen...

9. ICH HASSE IHN!....oder doch nicht?
---->Okey, ich schiebe diese Aussage mal in die Warteschleife.

Ich fasse es nicht wie lange ich überlegte um diese Details zusammen zu kriegen. Aber 2 Stunden sind auch schon vorbei. Und jetzt wurde es sogar interessant im Krankenhaus. Ein Krankenwagen fuhr samt Nachrichtenwagen auf den Platz. Die Reporterin kam erst aus dem Wagen gesprungen und wurde schon von der Kamera fixiert.

In Your Eyes *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt