Kapitel. 18

54 3 0
                                    

Oben sind die Bilder der Villa. Natürlich ist es euch überlassen wie ihr es euch vorstellt. Für mich treffen die Bilder auch nicht richtig zu aber in so einer Art kann ich es mir vorstellen. :)

Meine Tränen flossen ohne Grund. Alles tat weh. Mein Kopf, meine Augen, mein Bauch...einfach alles. Ich dachte das wäre nur in Filmen so, dass jemand Schmerzen wegen Kerlen haben kann. Ist das überhaupt wegen den Jungs? Wie kann as sein?! Es gab schon einige Jungs, in die ich verliebt war. Und ich hatte da auch ein wundervolles Gefühl und habe nur über ihn gedacht. Innerlich geschreit, wenn er neben mir war. Geweint, als ich zu Hause war und ihn nicht sehen konnte. Und ja, ich habe sogar selber versucht mit ihnen Kontakt zu haben!

Doch es half nichts. Bis ich endlich den Mut sammelte sie anzusprechen, hatten sie schon von meinem Reichtum gehört, weswegen sie mich nur auslachten. Damit hat auch die ganze Sache mit Schule wechseln und meiner Maske angefangen.

Ich fasse es nicht, dass ich sie aufgegeben habe! Ich fasse es einfach nicht, dass ich wegen solchen Jungs meinen Verstand verliere!

Auf der einen Seite der arrogante, anhängliche Drake, der mich wahrscheinlich nur ins Bett kriegen will.
Und auf der anderen Seite der schüchterne, freundliche Theo, der ein toller Freund wäre. Ein toller bester Freund.

Mein Bauch verkrampfte und ich konnte immer noch nicht aufhören zu weinen. Ich sollte einfach...ich weiß nicht mal was ich machen soll!

Und so lag ich da. Weinend wie ein Wasserfall. Zusammengerollt mit Bauchkrämpfen. Nachdenkend wie ich das alles meistern soll. Nach 15 Minuten entschied ich mich für eine Sache, die ich lange nicht mehr gemacht habe. Erst wusch ich mein Gesicht und schminkte mich so, dass man meine roten Flecken nicht so leicht erkennen konnte.

Mit meinem Auto fuhr ich 25 Minuten zu meinem Ziel. Dem Friedhof, wo die Reste meiner Eltern vergraben waren.

Ich suchte diesen Ort nicht so oft auf. Dieser Platz war deprimierend und immer, wenn ich rein trat, fiel meine Maske. Sofort kamen mir die Tränen, wie jetzt. Die Grabsteine meiner Eltern waren separat aufgestellt. Um dort hin zu kommen, braucht man einen speziellen Schlüssel, den nur ich und der Gärtner haben.

Und da standen sie.

Mr. und Mrs. Villye. Verliebte, Freunde und Eltern.

Ich kniete mich runter und strich leicht über die Erde. Es standen ganz frische, neue Blumen vor den Steinen, auf denen ihre Gesichter abgebildet waren. Mein Mutter, wie bescheuert sie war, schielte im Bild und streckte ihre Zunge aus und mein Vater...der hatte einen Kunstschnauzer und einen mexikanischen Hut an. Ich habe die Bilder ausgesucht, weil ich wusste, dass meine Eltern wollten, dass man sie so in Erinnerung behält.

Und an meinem wackligen Grinsen erkennbar hatten diese Bilder die richtige Wirkung.

Sie ließen mich sogar auflachen, weil es so absurd war, meine Eltern so zu sehen. Sie waren sich nie zu peinlich und hatten genau deswegen die höchste Kundenzufridenheit von allen Banken weltweit. Mich schämend dastehen zu lassen, während sie ihren Hawaii-Tanz aufführten, war total okey. Oder während eines Essens in einem Restaurant die 'Susi-und-Strolch'-Nummer abzuziehen war auch überhaupt nicht peinlich!

In der 2ten Klasse schämten sie sich auch nicht mir ein Schullied vor zu singen und mich so lange fest zu halten, bis der letzte (und lauteste!) Ton zuende war!

Schwelgend in diesen wunderbaren Erinnerungen saß ich bis zum späten Abend weinend und lachend vor den Gräbern und summte ein wenig mein Schlaflied zur Entspannung.

Langsam wurde es düster und ich fragte leise meine Mutter, was ich nun tun sollte. Natürlich erwartete ich keine Antwort und stand schweren Herzens auf.

Und ich weiß, das hört sich surreal an aber...

ich spürte einen leichten Windzug an meiner Wange, der wärmer schien als er sein sollte. War das...-nä anderes Thema!

Das Tor abgeschlossen ging ich zu meinem Auto. Es war 22 Uhr und ich entschloss mich zu mir...nach Hause zu fahren.

Ich brauchte ca. 5 Minuten dort hin und stand dann vor einem eisernen Tor. An den Seiten des Tores waren zwei eckige Säulen, wo auf einer ein goldenes Schild mit dem Namen 'Villye' hing und an der anderen eine elektronische Box mit einer Überwachungskamera.

Zaghaft öffnete ich die Box indem ich erst einen geheimen Zahlencode eingeben musste und stand dann gegenüber eines Daumenabdruckgeräts. Natürlich öffnete sich das Tor gleich nachdem ich meinen Daumen drauf legte. Ich wagte es nicht einen Schritt weiter zu machen. Aber wieso? Aus Angst. Aber vor welcher Angst? Was könnte mich denn so schlimmes erwarten? Vielleicht, dass dort jetzt Einbrecher wohnten? Oder Obdachlose, die über den spitzen Zaun kletterten?

Ich ließ mein Auto hinter mir und versuchte langsam einen Schritt nach dem anderen zu setzten. Das gelang mir bis ich nach dem langen Kiesweg, der umschlungen von Blumen war, an der großen Haustür ankam. Das Haus an sich wirkte freundlich und hell aber der Gedanke, dass ich hier das letzte Mal vor 2 (?), 3 (?) Jahren war, machte mich mulmig. Kurz spielte ich mit dem Gedanken anzuklopfen und klatschte mir dann vor Dummheit auf die Stirn. Dieses Klatschen lockerte ein wenig meine Stimmung und ich öffnete mutig die Tür.

Sofort kam mir ein wohliger Duft entgegen. Es war das Putzmittel, welches meine Mutter benutzte, wenn die Putzfrau einen freien Tag hatte und selber putzen musste.
Dabei sang sie immer lautstark mit. Mein Vater hatte es einmal satt gehabt und machte seine eigene Musik noch lauter an, bis wir alle mit Taubheit zum Arzt mussten. Ich ließ die Tür sanft ins Schloss fallen und...schrie ein "Wohoo" durch das ganze Haus. Es fühlte sich toll an!

Jetzt bin ich in meinem Haus und hier habe ICH das Sagen!

Ich tanzte durch den großen Eingangsflur in die Küche und schaute in den Kühlschrank. Er war randvoll, als würde hier noch jemand leben. Wieso?

Tja Leute. Meine Eltern haben vorgesorgt ;)

Glücklich über das was ich fand, hüpfte mit einem Schokoriegel weiter von der Halle ins Wohnzimmer. Dort stand ein 77-Zoll großer Fernseher gegenüber eines strahlend weißen Sofas. Weiter hüpfend fand ich die Stereoanlage und machte die Musik laut an. Es lief 'Single Ladies' von Beyonce. Vor der großen Treppe stehen geblieben überlegte ich, ob ich wirklich bereit bin, hoch zu gehen. Mein altes Zimmer zu sehen. Den alten Flur nochmal nach gehen. Letztendlich lies ich es sein und tanzte weiter zu der Musik, bis ich in Unterwäsche mit einem gesunden (!) Apfel auf dem Sofa rum sprang.

Ich hatte seit langem nicht mehr so unfassbar viel Spaß! Ohne jeglichen Ärger oder jegliche Anspannung!

Inzwischen war es kurz nach 23 Uhr und ich entschloss die Musik aus zu machen und die Nachrichten an zu schauen. Und das was ich sah...es schockierte mich kurz aber dann musste ich los lachen.

"Die 17-jährige Sarah Villye, Tochter der Verstorbenen Villye-Milliardäre, kehrt nach langen, traurigen Stunden am Grab ihrer Eltern, zurück in ihre millionenschwere Villa. Was wird uns erwarten? Vielleicht eine neue junge Bänkerin, die den Weltmarkt noch mehr faszinieren wird, als es ihre Eltern schon taten? Oder wird sie ihren Ruf in den Ruin treiben?"

OMG!!!! Das ist so unfassbar lustig, ich kann nicht mehr! So eine detaillierte Beschreibung über - mich! Ich war zwar mal hier, mal da in den Nachrichten aber DAS habe ich noch nie erlebt! "in den Ruin treiben." Wie denn?? Indem ich über 500 Milliarden Euro -puff!- verschwinden lasse?!

Am Ende der Nachrichten war ich so schlapp vor Lachen, dass ich sogar einschlief...

In Your Eyes *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt