Kapitel. 29

34 1 0
                                    

Was...was ist gerade passiert? Träume ich? Ist Ben wirklich gerade einfach nur...weg gegangen? Und vor allem: Wieso musste Drake das miterleben?! Ich will da niemanden einmischen. Ich will auch nicht, dass Drake davon erfährt. Jedoch lässt er mir natürlich keine andere Wahl:

"Das war doch dein Stiefvater?! Was will er von dir?"

"Nichts...", nuschelte ich und lief stur zum Auto um nicht weiter über das Thema zu reden. Doch natürlich ließ Drake nicht los und joggte mir nach.

"Genau! Wenn man nichts will dann zerrt man auch seine Tochter, damit sie gefälligst nach Hause kommt! Das glaubst du doch selber nicht!"

"Es ist nichts...", nuschelte ich wieder genervt. Jetzt hör doch auf diese Fragen zu stellen!

"Jetzt warte doch!". Er packte meine Hand, sodass ich ihm gegenüber stehe. Wütend schlug ich seinen Griff weg. "Hat dein Vater dir das angetan?!"

"Er ist nicht mein Vater!", schrie ich ihn an.

Stille.
Man kann mich beleidigen, verletzten, ignorieren, ja sogar vergessen! Aber sagen, dass Ben mein Vater ist, überschreitet meine Grenze! Nathalie ist auch nicht meine Mutter! Ich habe keine Eltern! Sie sind tot!

Bei diesem Gedanken kommen mir wieder die Tränen...

"Er ist nicht mein Vater! Es ist nichts passiert! Jetzt lass mich einfach in Ruhe!" Ich wischte mir schniefend die Tränen vom Gesicht und lief weiter zum Auto. Ich könnte jetzt einfach weg gehen. Ich will einfach weg gehen! Aber das würde nichts bringen. Drake ist zu anhänglich. Er lässt mich einfach nicht weg!
Genauso wie jetzt:

"Hör auf dich selber anzulügen! Egal ob er dein Vater ist oder nicht, er hat dir irgendetwas getan! Das kannst du doch nicht verleugnen!", hakt er nach.

"Ich soll nicht lügen!? Du lügst doch selber! Obwohl du mit Chantal zusammen bist, knutschst du mit anderen weiter! Wie viele hast du schon gef*ckt, während du Chantal gesagt hast, dass du bald bei ihr bist? Wie treu warst du ihr!?", konfrontierte ich ihn.

"Das ist ein anderes Thema!", versuchte er sich zu rechtfertigen.

"Nein! Das ist kein anderes Thema! Du lügst sie auch an! Küsst sie so, als wär sie die einzigste! Du küsst andere und schläfst mit ihnen, um sie letztendlich wie Dreck im Stich zu lassen! Du schadest Unschuldigen mit deinen Lügen!!"

"Und du schadest dir selbst!"

Stille...

Was hat er gerade gesagt? Wie...? Mit tränengefüllten Augen sah ich ihm sauer in die Augen. Er hielt weiter stand mit seinem Blick. Jedoch konnte ich ihn nicht entifizieren...

Währenddessen in Drakes Kopf

Sie ist verletzt! Merkt sie das nicht?! Jeder auf diesem Planeten würde sehen, dass etwas nicht stimmt! Sei es mit diesem Ben oder mit ihr selbst. Sie ist zerbrochen. Das ist nicht mehr die, die jeden mit der Ignoranz umbringen konnte. Jetzt steht mir ein gebrochenes, verängstigtes und schutzloses Mädchen gegenüber, die sich selber irgendeinen Quatsch einredet.

Die eiskalten Augen voller Tränen und die Hände zu Fäusten geformt, wollten wir uns gegenseitig mit unseren Blicken durchbohren. Jeder wollte die Gedanken des anderen lesen. Jeder wollte etwas. Doch was will sie? Ich weiß nicht mal was ich will!

Es stimmt, dass ich andere Mädchen habe. Nur Chantal zu haben ist langweilig! Sie ist eine typische Tusse für die Schminke ein Geschenk Gottes ist, Instagram ihr Leben bestimmt und Rummachen auf dem Tagesplan steht! Ich bin nicht der Einzige, der sowas macht! Sie schmeißt sich doch auch bei jeder Party an irgendeinen anderen und kommt dann mit verschwommenem Lippenstift wieder zu mir!

Wir sind eben kein perfektes Pärchen, das sich jeden Tag zich "Ich liebe dich!"-Nachrichten schickt und sich alles teilt! Wir sind eben das typische "Nur Sex"-Pärchen! das wird sich nicht ändern zwischen uns!

Und mit so einem Ruf bekommt man doch eh keine zweite Chance...schon gar nicht wenn die zweite Chance das perfekte Mädchen ist. Ein Mädchen, welches dich beim ersten Anblick fesselt. Ein Mädchen, das taff genug ist einen Arsch bei der ersten Begegnung zu küssen und ihn sofort wieder vergisst. Das Mädchen, welches du erst überzeugen musst. Überzeigen musst, dass du nicht der bist, den du immer zeigst. Überzeugen, dass sie sich dir anvertrauen kann.

Das Mädchen, das dich wahre Liebe fühlen lässt...

Wieder bei Sarah

Seine Worte trafen mich direkt ins Gesicht. Ich senkte meinen Blick und versteckte mein Gesicht in meinen Händen. Die Augen geschlossen, halte ich meine Tränen zurück.
Einmal tief durchatmend öffnete ich wieder meine Augen und lief zum Truck.
Drake reagierte nicht darauf und tat es mir gleich. Im Auto sitzend herrschte eine bedrückende Stimmung. Keiner wusste genau was gerade passierte. Während ich nicht darüber sprechen will, kann ich mir vorstellen, dass er nur darauf wartet alles aus mir raus zu bekommen.

Die ganze Fahrt stellte sich anstrengender raus als ich dachte. Da war ich natürlich auch mal glücklich beim Krankenhaus angekommen zu sein, dass ich Drake ignorierte und einfach rein ging. Er war schnell genug um mich noch abzufangen.

Seine Mutter wartete schon auf uns und nahm mich auch gleich mit ins Krankenzimmer. Weiter verfolgt von Drake... es ist doch alles okey! Er kann gehen! Seine Mutter hat alles im Griff!
In einem weiter gelegenen Krankenzimmer, legte ich mich auf das Bett und Drakes Mutter schaute nach dem Faden...mal wieder...

"Na Drake, wie hat sie sich heute durchgeschlagen? Ist irgendetwas Auffälliges passiert?", fragte sie Drake nach.
Wehe! Wehe du sagst irgendetwas, was mich länger hier lassen könnte!
Ich schätze mein Gesichtsausdruck sagte genau das, denn Drake nickte nur und sagte:

"Ne."

Damit hat er sein Leben gerettet!
Entspannt lehnte ich mich nach hinten, während Drakes Mutter immer noch an der zu genähten Wunde hantierte.

"So uuuuund...fertig!", verkündete sie und batschte mir noch ein großes Pflaster drauf.
"Es müsste in einer Woche verheilt sein. Falls du irgendwelche Schmerzen bekommst, ruhe dich aus oder hol dir ein schwaches Schmerzmittel."

Befreit stand ich auf und verabschiedete mich mit einem erleichterten "Danke!".

Weg hier! Einfach schnell weg! Ich brauche jetzt einfach eine Umarmung von dem Ganzen...oder eine Flasche Alkohol..., die ich danach auch umarmen werde!

Waaarte...wie-wie soll ich denn jetzt nach Hause kommen? Wo ist eigentlich mein Handy? Ich habe es seit dem Krankenhausbesuch nicht mehr gesehen oder gehört?! Soll ich vielleicht zurück gehen? Ich muss zurück. Oder ich gehe einfach. Das braucht ja eh nur...eine Stunde...den Berg hoch...nach ganz oben...toll...

Ich weiß noch wie ich einmal vom Kindergarten entschieden habe selber nach Hause zu gehen. Keine gute Idee...überhaupt nicht! Ich kam mit Fieber zu Hause an und musste erst einmal 3 Tage zu Hause bleiben!

Kleiner Tipp: Nicht bei 46° eine halbe Stunde einen Berg hoch rennen.
Noch ein kleiner Tipp: Geht nicht mit einer zugenähten Wunde eine Stunde lang den gleichen Berg hoch!

Schnaufend oben angekommen klopfte ich an der Tür, da ich auch meinen Schlüssel nicht mehr finde!

"Sarah!", entgegnete mich eine aufgelöste Effie und drückte mich so fest wie mich noch nie jemand in den letzten Jahren drückte. Ihr starker Griff erdrückte mich langsam aber sicher, sodass ich keine andere Wahl hatte als keuchend sie zu bitten mich loszulassen.

Unwillig ließ sie auch endlich loß und ich wurde in die Küche gezerrt. Dort stand Matt mit Nicole. Nicole ist so unfassbar schön geworden! Ihr schokoladenbraunes Haar lag sanft auf ihren Schultern. Die gleichfarbigen Augen, wie sie in meiner Erinnerung sind, sind geschlossen. Sie ist einen halben Kopf kleiner als Matt und umarmt ihn mit ihren zarten Armen. Ihr Kleid, welches bis zur Hüfte enganliegend und dann wellig, mit Blümchen verziehrt, ist, ziert ihren feinen Körper.

Beide sehen traurig aus. Was ist passiert?

In Your Eyes *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt