Kapitel. 23

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Doch dieses wutentbrannte Gesicht switchte schnell in ein überfürsorgliches. Oh Gott...was mich jetzt wohl erwarten wird. Haben die Cops das nicht gesehen?!

Auch Matt war 'überrascht' von dieser raschen Wendung und versuchte mich zu beruhigen:

"Keine Sorge. Du kannst dich bestimmt verteitigen. Falls was ist, ruf mich an."

Matt stieg mit mir aus und die Polizisten gingen schon mal vor.

"Oh Gott sei Dank dir geht es gut Sarah!", jubelte er hoch auf und drückte mich fest an sich. Dabei drang sein Männerdeo in meine Nase und ließ mich noch schwerer atmen. Sein Arm auf meine Schultern gelegt stellte er mich neben sich und reichte den Beamten die Hand, die er beim Annehmen heftig schüttelte. Nachdem sie sich bedankten und weg fuhren, wurde sein Griff entspannter und er drehte sich zu Matt um ihm auf die Schulter zu klopfen.

"Matt, Matt, Matt. Lange nicht gesehen. Ich hoffe dir geht es gut. Wir müssen auch schon rein. Nathalie wartet drinnen auf uns."

So schnell er auch anfing hörte er auch schon auf mit Matt zu reden und drehte mich um, damit er mich nach vorne zur Tür schieben konnte.

Es war der Moment, nach dem Tür-zu-Klopfen, der meinen Atem stocken ließ. Es war totenstill und ich war schon bereit auf einen heftigen Streit aber es geschah nichts. Kein Matt, der versuchte mich raus zu holen, kein rumschreiender Ben, keine heulende Nathalie. Nichts. Und dann durchdrang Bens Stimme durch die Stille:

"Willkommen zurück", flüsterte er mir in mein Ohr und mich überfuhr ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er ging an mir vorbei und lächelte mich schadenfroh an. Jetzt brauche ich Matt! Oder...doch jemand anderes?

Ich bin mir doch selber nicht sicher! Immerhin geht es um ihn in dieser Geschichte!

Sofort rannte ich nach oben um mich zu sammeln. Was geht hier gerade vor?!

Oben im Zimmer angekommen setzte ich mich auf die Bettkante und saß da so weiter. Meine Gedanken waren leer. Ich wusste nicht an was ich gerade denken sollte. Was wird mich heute noch erwarten? Wird morgen alles wie vor 1 Woche weiter gehen? Was ist eigentlich mit Nathalie? Hat sie von der ganzen Sache überhaupt was erfahren?

Nach 15 Minuten ins leere Starren hörte ich eine Tür zu knallen und gleich danach Bens Stimme:

"Sarah. Kannst du kurz runter kommen?"

Wieder bekam ich einen kalten Schauer und bewegte mich wie eine Maschine vom Bett nach unten ins Wohnzimmer. Dort stand Ben und musterte mich mit den Händen in seinen Hosentaschen. Ich schaute mich ein wenig im Wohnzimmer um. Keine Spur von Nathalie oder Chantal.

"Was ist los?", hauchte ich leise die Frage, die mir auf der Zunge lag.

Er grinste halb und schaute kurz nach unten während er langsam zu mir ging. Ich stolperte leicht nach hinten um einen größeren Abstand zwischen uns zu halten. Aber wieso? Wieso habe ich so große...Angst...vor ihm? Er war immer der nette Ben, der ein grimmiges Gesicht aufsetzte und nicht viel redete. Was war jetzt? Jetzt wirkte er bedrohlich, undurchschaubar und doch hält er seine ruhige Art bei. Aber bleibt das so?

Er kam immer näher und ich stieß langsam aber sicher mit der Wand neben der Tür, durch die ich rein kam, zusammen. Immer noch grinsend stand er nun direkt vor mir. was passiert jetzt? Was wird er jetzt machen? Doch diese Frage beantwortete sich schneller als ich dachte, als seine Faust neben meinem Kopf an der Wand landete und er mich anbrüllte:

"Wie kannst du es wagen Chantal, meiner Tochter, weh zu tun!? Glaubst du das ist lustig?! Willst du vielleicht auch noch Nathalie weh tun, indem du ihr den Kopf platzen lässt?!"

Seine harte, kalte Stimme ließ mich zusammenzucken. Seine Worte taten weh. Als würde mir jemand in den Bauch schlagen. Noch bevor ich noch mehr ins Detail gehen konnte, folgte ein zweiter Schlag. Endlich realisierte ich, dass diese Schläge nichts poetisch sondern real sind.

Die Schläge kamen von Ben. Noch bevor ich zusammensackend noch einen Schlag abbekam, fing ich seine Faust mit meinen Händen auf und schubste ihn nach hinten, sodass wieder ein guter Abstand zwischen uns war. Ohne mich weiter hier aufzuhalten taumelte ich, an der Wand abstoßend, zur Eingangstür, schnappte schnell meine Schuhe und ging raus.

Erst als ich mindestens 5 Minuten weiter lief, lehnte ich mich an eine Mauer und setzte mich auf den Boden. Zum Glück hatte ich meine Schuhe schon angezogen, als ich raus ging , sonst wären meine Socken jetzt ganz dreckig.

Jedoch wäre das mein kleinstes Problem gewesen. Es war schon frostig geworden, was mich eher weniger störte. Immer noch pochte mein Bauch und ich traute mich nicht mal unter mein T-Shirt zu schauen. Trotzdem zwang ich mich meine eine Hand zu benutzen um meinen Bauch zu betrachten. Kurz wurde mir schwarz vor Augen, da ich die riesigen Blutergüsse erblickte. Schnell ließ ich mein T-Shirt wieder los und wischte mir eine Träne ab.

Meinem Körper keine Chance gebend einzuschlafen, stützte ich mich am Boden und drückte mich nach oben. Entspannt lief ich dann los...wohin? Ich weiß es nicht. Ich kann mich wegen der Schmerzen nicht richtig konzentrieren. Zum Glück hörten die Schmerzen auch nach gefühlten 10 Minuten auf und ich konnte wieder aufrecht gehen. Somit konnte ich auch endlich erkennen, wo ich mich befinde. Gleich um die Ecke ist ein Kiosk. Da kann ich mir was zu trinken kaufen, wenn ich...Geld habe!

Und zum Glück hatte ich noch 5€ in meiner Hosentasche und eine...Raupe (?), ein Kaugummi (?).

Was man nicht alles in den Hosentaschen findet...

Der Weg dauerte nicht lang, somit kam ich relativ schnell ins Warme und kaufte mir eine Flasche Wasser. Der Typ an der Kasse sah schon richtig verschlafen aus und kassierte extreeeeem langsam ab.
Kurz schnappte ich noch die Uhrzeit auf. Es war kurz nach 22 Uhr.

Draußen angekommen umarmte mich auch schon die kalte Abendluft. Ich blieb noch ein wenig vor dem Eingang stehen, bis mich plötzlich jemand mit starkem Griff in den Hinterhof zog. Sein - ich schätze mal das war ein Kerl - Gesicht, und seine Augen schon gar nicht, konnte ich nicht sehen.

Eine Alkohol-Fahne erreichte mich und im nächten Moment wurde ich von dem Kerl an die Hinterwand des Kiosks gepresst. Es war ein fetter, schleimiger Typ mit einem schlecht rasiertem Gesicht und glasigen Augen, die ich sofort fing. Als meine Kraft die richtige Wirkung zeigte hielt er sich mit den Händen an den Kopf und wollte schreien, was er sich anders überlegte, da er über einen Holzpfosten stolperte.

Was fällt ihm eigentlich ein?! Ich hab immer noch seine tätschelten Hände in meinen Erinnerungen. Wie er versuchte unter mein T-Shirt zu greifen oder meine Hose runter zu ziehen. Ekelhaft!

Aus Wut stampfte ich zu ihm und kickte auf ihn ein. Ich kickte unaufhörlich und wollte einfach nur, dass er spürt wie es ist Schmerzen abzubekommen. Wie es sich fühlt enttäuscht zu werden. Wie es ist - zu fühlen!

Vertieft ihn weiter zu kicken, bemerkte ich nicht, dass er mich auf die Knie fallen ließ und mir etwas in mein Becken rammte....

In Your Eyes *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt