Kapitel 7

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Es war ein komisches Gefühl, wieder von der Erde zurückzukehren. Normalerweise schlief man langsam ein und wachte Stunden später wieder auf, schläfrig, noch halb-unbewusst dessen, was im Traum passiert war. Aber Sekunden nachdem ich rekordverdächtig schnell auf der Plattform in Washington Heights weggedöst war, stand ich bei vollem Bewusstsein im Nebelraum. Nur diesmal ohne Nebel.

„Creepy, oder?", grinste Sky.

„Total." bestätigte ich verwirrt.

Wir gingen hinaus aus der Tür des Nebelraums und machten uns auf den Weg durch die Lobby.

„Wohin gehen wir?", fragte ich, während ich meinem Begleiter folgte.

„In die Dorms. Es hat niemand vor dem Fahrstuhl auf uns gewartet, deshalb waren sie entweder zu weltfremd um sich auszurechnen, wo wir sind, oder -was wahrscheinlicher und auch besser für uns ist, weil mein Mentor vieles ist, aber nicht dumm- sie haben bei dem ganzen Stress unser Fehlen noch nicht gemerkt. Drück also die Daumen."

Das erklärte natürlich einiges- Jack war Skys und Taylors Mentor.

„Also wenn wir jetzt nur noch 5min überleben würd..."

„Skipio! Ich glaube es ja nicht, Olivia geht es dir gut?!"

Sky fluchte. Wenn man vom Teufel sprach. Offensichtlich hatten wir kein Glück, denn in eben dieser Sekunde tauchte Jack auf, dicht gefolgt von Taylor.

Jetzt wo ich ihn sah, fühlte ich mich doch ein bisschen schlecht und hoffte, dass unser Handeln ihn nicht affektieren würde.

„In den Bildungs- und Trainingssektor. Alle drei. Sofort."

Wenige Minuten später saßen wir alle zusammen in einem Art Klassenzimmer, nur mit viel weniger Bänken und weit moderner eingerichtet, als meine Schule.

Jack hatte sich an einen der Tische gelehnt und wies uns an uns hinzusetzen.

Taylor und Sky warfen sich einen ziemlich wütenden Blick zu, setzten sich dann aber doch widerwillig hin.

Wow Olive, dachte ich. Erst so kurz hier und schon mitten im Chaos.

„Sky, was um Himmels Willen hattest du vor? Hast du auch nur eine Millisekunde nachgedacht? Was wäre passiert wenn ihr Körper den Sphärenwechsel nicht mitgemacht hätte?", begann Jack sobald alle ihre Plätze eingenommen hatten. Ich kannte den Blick und stellte mich schon mal auf eine Moralpredigt ein. Der Mentor schien wirklich sauer.

„Sie war ihr ganzes Leben in ihrem Seelenkörper, was hätte denn schiefgehen können?", verteidigte sich Sky.

„Woher willst du das wissen, huh? Überhaupt, es hätte euch jemand sehen können."

„Hat es aber nicht", Sky betonte jede Silbe.

Jetzt ergab es auch Sinn, warum Sky darauf bestanden hatte die Pizza alleine abzuholen, anstatt mir einen Teil der Stadt zu zeigen. Die Frage war nur...

„Warum durfte uns keiner sehen?" sprach ich Jack das erste Mal direkt an, und alle schauten in meine Richtung. Dieser sah zuerst nicht so aus, als hätte er den Nerv mir etwas zu erklären, doch dann seufzte er.

„Engel haben meist eine hohe Anziehungskraft auf Menschen. Selbst wenn wir uns in einem Schutzkörper bewegen, wird diese Wirkung zwar geschwächt, aber nicht aufgehoben. Sich im Seelenkörper draußen zu zeigen ist also ungefähr so wie als Glühbirne verkleidet durch die Stadt zu ziehen."

Okay, dachte ich ein wenig sauer, das erklärte ja wahnsinnig viel. Ich wollte aber nicht weiter nachfragen.

„Du wirst früher oder später merken warum", lenkte Jack nun ein und wollte gerade noch mehr sagen, als die Tür mit einem großen Schwung aufflog und ein etwa 16-Jähriges Mädchen hereinstürmte. Sie hob die Augenbrauen, blickte einmal in die Runde, bei dem sie jeden Anwesenden einzeln ins Gesicht blickte. Relativ schnell bekam sie ein Gefühl für die Stimmung im Raum.

Engelsflügel Du kannst Dein Schicksal nicht verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt