Kapitel 20

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Und irgendwie schaffte ich es sogar. 

Es fühlte sich sogar ganz normal an (letztendlich konnte ich mittlerweile fast auf Knopfdruck einschlafen). Durch Mikes Geist aber hatte ich nicht nur all seine Bemühungen gesehen, selbst einzuschlafen, sondern auch die Frustration über sein Scheitern. Konnte es also wirklich sein, dass es mir gelungen war? Für einen Moment nahm ich fast an, ich würde es mir einbilden.

Ich war noch nie so glücklich darüber gewesen den Trainingsbereich zu sehen. Doch meine Freude über meinen Erfolg hielt nur kurz an. Als ich die leeren Hallen bemerkte, realisierte ich meinen Denkfehler. Ich hatte als Kind oft luzide Träume gehabt, aber in der Sphäre... Wenn ich mich recht erinnerte hatte ich in der Sphäre kein einziges Mal geträumt oder irgendjemanden über einen Traum sprechen hören. Ich überlegte, ob das mit der unheimlich kurzen Schlafzeit zusammenhing. Mittlerweile war ich aber nur zu gewöhnt daran, mir Sachen nicht erklären zu können. 

Für mich war das auch viel weniger ein Problem, als die Frage woher a) Mike gewusst hatte, dass mir gelingen würde, was er monatelang erfolglos probiert hatte und b) was mir das hier jetzt brachte. Natürlich war ich dankbar über die Pause von meiner durchaus prekären Situation, aber ich war die letzten paar Monate nur auf extreme Situationen vorbereitet worden und es ärgerte mich, jetzt rein gar nichts tun zu können. Weder etwas für Mike, für mich oder etwas gegen Maggie. 

Im Gegenteil- was tat ich? Ich schlief!

Und mal sehen für wie lange, denn irgendwann würde meine Schwester wahrscheinlich herausfinden, was ich geschafft hatte und ich war mir sicher, dass ihr jedes Mittel Recht sein würde, um mich wieder aufzuwecken.

Frustriert lief ich durch die erschreckend leeren Hallen, unschlüssig was ich mit meinem Traum anfangen sollte. Früher war ich in meinen luziden Träumen eigentlich immer geflogen, mit 200 km/h über die Autobahn gerannt, mit Delphinen geschwommen- ja, ich hatte eigentlich immer Ideen parat gehabt.

Mit schwerem Herzen fiel mir aber auf, dass es keinen Ort gab, an dem ich jetzt lieber wäre als die Sphäre. Und zwar die richtige Sphäre. Nicht diesen Quatsch, den Maggie da fabriziert hatte.

Ich war so in meine Hoffnungslosigkeit versunken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie ich in einen mir unbekannten Gang gelaufen war. 

Ich blieb stehen. 

Ich fragte mich, aus welchem unterbewussten Gedanken dieses Bild wohl kam, doch prompt fiel es mir ein. Es war der Gang, in dem ich bei meiner Ankunft in der Sphäre meine Kategorie hatte auswählen müssen. Bei der Erinnerung lief es mir kalt den Rücken runter und ich beschloss, dass die Bibliothek ein schönerer Ort war, die Pause vor meiner gestörten Schwester zu verbringen.

Doch es ging nicht.

Ich atmetet ein Paar Mal ein und aus. Ich konzentrierte mich und wiederholte immer wieder: das hier ist nur ein Traum. Doch es ging einfach nicht.

Was brachte mir ein luzider Traum, wenn man ihn nicht mehr nach belieben beeinflussen konnte?Allerdings war ich bei Bewusstsein und hatte Kontrolle über meinen Körper. Ich drehte mich um, doch wie damals blieb mir kein Ausgang aus meinem Gang der Entscheidungen. Eine Welle der Angst überkam mich. Ein luzider Alptraum war ungefähr das letzte, das ich jetzt gebrauchten konnte. Vielleicht konnte ich ja aufwachen, doch gerade als ich Begriff war diesen letzten Schritt zu verwirklichen, fiel mir etwas auf. Die Namen an den Türen. Ich hatte nicht die geringste Intention einer dieser Türen zu öffnen, aber ich war neugierig was drauf stand. Als ich näher trat, überraschte mich, dass ich sie tatsächlich lesen konnte. Ich war Expertin für luzide Träume und wenn dir in einer Sache ein Limit gesetzt wird, dann war es Folgendes: Alles was um dich geschieht muss deiner Idee entsprechen. Überraschungen oder Bücher lesen gab es also eher nicht. Allerdings kamen mir die Namen bekannt vor: Emilia Bakers, Sven Olsson. Das waren die Namen die ich lesen konnte. Der Rest verschwamm, so wie ich es erwartete und kannte.

Engelsflügel Du kannst Dein Schicksal nicht verändernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt