Engelsflügel Du kannst Dein Schicksal nicht verändern

Kapitel 9

Und so oder so ähnlich lief es für mich für die nächsten Wochen. Zwei Stunden Schlaf im Dorm, ohne dass ich mich am nächsten Tag müde fühlte, neue Stunden, Trainer, Coaches und Fächer.

Zu den gechilltesten Fächern gehörte Teambuilding, Erste-Hilfe-Übungen (Sowohl Taylor, als auch Belle bestanden die Prüfung am Samstag morgen fabelhaft), Sprachen, Vokabeln und in den Pausen saßen wir entweder in der Bibliothek oder fuhren nach Ponza (-"richtige Ausflüge machen wir erst, wenn wir mehr Zeit haben. Sonst lohnt es sich doch gar nicht, Olive"da waren Taylor und Belle sich  ausnahmsweise einig gewesen). Ich fand alle anderen Jungengel wirklich unbeschreiblich nett und es war angenehm, ohne die Üblichen Streitereien durch den Trainingsalltag zu gehen. Nur Sky hatte sich kein einziges Mal bei mir gemeldet. Nicht, dass ich ununterbrochen auf meinen GC guckte. Neeein.

Auch heute war meine Woche wie immer unendlich toll gewesen, aber auch wahnsinnig anstrengend und ich war heilfroh, als ich kurz nach Mittagszeit endlich den Vivre-Kursraum verlassen konnte. Über meinen GC teilte mir Eudelia mit, dass meine nächste Stunde wieder ausfiel, da es Schriften waren und ich noch keine Sprachen hatte, die ein anderes Alphabet benutzen. Ich schrieb Belle meine guten Neuigkeiten.

Innerhalb weniger Sekunden antwortete sie.

Todesunfair! Und ich muss mich hier mit Japanisch rumschlagen und danach noch zwei Stunden Ausdauertraining aushalten. Üäh ;-! Ich schreib dir später... #Isabelle

Es war mittlerweile 15:57 und Zuhause hätte ich jetzt Schulschluss gehabt. Mein Stundenplan aber zeigte noch eine Doppelstunde Verteidigung an. Davor hatte ich aber eine lange Pause, sodass der Unterricht bis 22/23 Uhr auf jeden Fall ein bisschen erträglicher werden würde.

Zu Anfang war ich in allem meinen Freistunden in die Bibliothek gegangen, aber ich wollte auch keins dieser einsamen Kinder sein, die an öffentlichen Plätzen jedem unter die Nase reiben müssen, dass sie keinen Unterricht haben. Also hatte ich irgendwann die Challenge angenommen, mir alleine meinen Weg durch die endlosen Korridore der Sphäre zu bahnen. Theoretisch musste ich nur den gläsernen Fahrstuhl finden, in den 15ten Stock fahren und dort mein Zimmer finden. In Wirklichkeit sah im Wohnbereich jeder Gang jedoch gleich aus und ich hatte mich am Anfang so geärgert, dass ich nicht besser auf den Weg geachtet hatte, als Jack mich herumgeführt hatte. Damals waren mir hin und wieder andere Engel entgegen gekommen, die meisten davon freundlich grüßend und ich hatte mich angestrengt bemüht, möglichst so auszusehen, als hätte ich einen Plan wo ich hinging. Daher war ich an dem Tag mehr als überrascht gewesen, als ich mich 15min später vor meinem Zimmer wiederfand und die Tür öffnete.

Mittlerweile schaffte ich den Weg, selbst ohne Flügel in knapp 5min und dachte kaum darüber nach. Als ich in meinem Dorm angekommen war, wollte ich instinktiv unter die Dusche gehen und mich danach einfach nur ins Bett hauen, bis mir einfiel, dass meine dritte Woche noch nicht ganz zu Ende war. Stöhnend setzte ich mich also an den Schreibtisch, um auf meinem GC die übrigen Infoblätter für meine Fächer durchzugehen. Für die meisten musste ich eine ganze Reihe von Büchern abholen und lesen, für manche sogar die Bücher des letzten Jahres nachholen. Trotzdem war ich froh, dass sie mich die meisten Kurse nachholen ließen, sodass ich nicht mit den 12 Jährigen in einer Klasse sitzen musste. Auch wenn mir bewusst war wie viel Arbeit das bedeuten würde. Ich beschloss gleich meiner letzten Stunde zu Eudelia zu gehen, um für alle meine Fächer die Materialien abzuholen. Doch jetzt wollte ich erst mal ein bisschen runterkommen.

Also hing ich eine Weile an meinem GC, Videos guckend, surfend... Während ich altbekannte Apps und Accounts installierte und neu anlegen musste (Hey, Olive liegt zwar im Koma, aber sie liked alle meine Bilder), vergaß ich fast, dass ich nicht in meinem Zimmer zu Hause war und, dass ich erst vor wenigen Wochen ein völlig neues Leben begonnen hatte.