7. Ein Wesen macht sein Leben komplett| Four

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Meine Krawatte hing offen und locker um meinen Hals. Der stechende Geruch von Desinfektionsmittel ließ keine natürlichen Gerüche durch, und ich fühlte mich wie in einer anderen Welt. Die leeren, weißen Wände schienen ausdruckslos, und ließen keine Gedanken oder Emotionen zu. Das einzig farbige war die rosarote Schale mit einer Art Schokoladenpillen.
Es war mitten in der Nacht, und selten huschte eine Krankenschwester durch die Gänge. Totenstille.

Ich stand vor dem Eingang des Operationsaals. Tris war halbtot, und mit einer neuen Erfindung aus Milwaukee wurden künstliche Zellen und künstliche Haut zu ihrem Körper hinzugefügt. Aber im Moment wurde ein Notkaiserschnitt durchgeführt, damit das Baby nicht starb. Dabei sein durfte ich nicht, was mich noch mehr beunruhigte. Sie ließen mich hier warten und quälten mich mit dem Gewissen, dass wenn etwas schief ging, ich beide verlieren könnte.
Wenn Tris starb, und das Baby überlebte, war ich alleinerziehend. Und das konnte ich mir nicht vorstellen.
Ihre fließende, beruhigende Stimme lag in meinen Ohren, als wäre sie bei mir. ,,Ich liebe dich.",flüsterte ihre Stimme, und ließ mich kurzzeitig von meinen schlimmen Vermutungen abwenden.
Irgendwann schüttelte ich das Gewissen ab, dass mich plagte, und ich saß mich auf einen Wartestuhl neben dem Tisch mit den Schokoladenpillen. Ich faltete meine Hände, und lehnte mich nach vorne.
,,Mr Eaton?"
Ich hob leicht meinen Kopf, und vor mir stand Tris Hebamme, die sie die letzten Tage besucht hatte, um die Geburt zu besprechen. Sie war klein, dicklich und Anfang fünfzig. Hatte kurzes, braunes Haar und eine rundliche Brille. Ich habe sie zweimal gesehen, sie war nett und Tris vertraute ihr. Sie war normalerweise bei der OP dabei, aber sie stand vor mir.
,,Mr Eaton? Sie sind soeben Vater eines gesunden Mädchen geworden. Herzlichen Glückwunsch!",gratulierte sie mir, und gleichzeitig kamen ein paar Ärzte heraus. Eine zierliche Krankenschwester hielt ein kleines Baby, in einem rosaroten Tuch gewickelt, in der Hand. ,,Wollen Sie Ihre Tochter halten? ",fragte mich die Hebamme, ihr Name war im übrigen Melissa Corner, und ich nickte. Als ich in ihre großen grauen Augen sah, war ich sprachlos. Sie hatte schon sehr viele Haare auf dem Kopf, und sie hatte eindeutig meine Haarfarbe. Sie schloss die Augen, und ihre Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangenknochen. Volle Lippen und eine Stubsnase, wie sie auch Caleb hatte. Sie hatte Tris Augen und meine Lippen.
Als Tris und ich uns am Anfang ihrer Schwangerschaft an den Tisch gesetzt haben und uns lange Zeit Namen überlegt haben, waren wir uns lange nicht sicher. Wenn es ein Junge werden würde, hätte er Miles geheißen. Einen Mädchennamen hatten wir nicht gefunden.
Neben der Schale mit den Schokoladenpillen stand eine weiße Vase mit einer Rose. Rosen waren Tris Lieblingsblumen.
,,Rosie Natalie.",antwortete ich und sah immer noch in das Gesicht meiner Tochter. ,,Ein Doppelname?", hörte ich die Krankenschwester fragen. ,,Nein. Natalie hieß Tris Mutter. Und wenn sie nicht damals in der Revolution Tris beschützt hätte, wäre sie jetzt tot. Ihr Rufname soll Rosie sein.", antwortete ich.

Die Bestimmung / alternatives Ende / Community VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt