Dylan
Sie hatte wirklich seltsame Augen. Sie waren blau, aber ich glaube kaum, dass es dieses Blau noch einmal gibt. Es war eher ein schönes saphirblau. Ihr Blick war intensiv und misstrauisch. Sie schien nicht viel Erfahrung mit Menschen zu haben. Warum starrte sie mich überhaupt so an?
Verlegen trat ich von einen Fuß auf den anderen.
Mensch, warum war ich nicht schon längst wieder auf der Tanzfläche und suchte mir ein neues Girl?Doch irgendwas hielt mich bei ihr. Sie war anders. Aber ich wusste nicht, wie anders. Mich erinnerte sie stark an ein Raubtier.
„Na, Lust zu tanzen? Ich möchte nicht die ganze Nacht an der Bar stehen bleiben!"
Ich grinste. „Na dann!"
Sie bahnte sich vor mir ihren Weg durch die Menge bis zur Tanzfläche. Die laute Musik dröhnte in meinen Ohren, aber ich war es ja gewohnt.
Fast jede Nacht feierte ich durch.Plötzlich erspähte ich meinen Kumpel Milan, der etwas weiter entfernt mit seiner Freundin stand. Er grinste und zeigte mir den erhobenen Daumen, mit einem Blick zu Luna, die jetzt anfing zu tanzen. Typisch. Er war ein Raubtier, was Frauen anbelangte.
Ihr Taktgefühl war erstaunlich gut, trotzdem fühlte sie sich sichtlich unwohl inmitten der vielen Menschen.
Ich stellte mich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.
Ich spürte wie sie zusammen zuckte und dann blitzartig herum fuhr.
Empört stieß sie mich weg.
„Sag mal, hast du sie nicht alle?", fauchte sie, drehte sich um und rannte in Richtung Ausgang.„Hey, warte! ",brüllte ich über die Musik hinweg, doch sie ignorierte mich.
Fluchend bahnte ich mir einen Weg zum Ausgang, was gar nicht so einfach war, da die Menschen sehr dicht standen.
Als ich endlich vor der Tür auf der Straße stand, konnte ich sie nicht mehr entdecken.
Niedergeschlagen lehnte ich mich an die Hauswand.Luna
Was dachte dieser Trottel sich eigentlich dabei, mich dauernd anzugrapschen.
Wir kannten uns ja gar nicht. Ich drückte wütend aufs Gaspedal, war todmüde und wollte eigentlich nur noch heim. Dylan, dieser Idiot, hatte mir den Abend verdorben.Inzwischen war es schon kurz nach eins, die Straßenlampen waren jedoch nicht die einzige Lichtquelle. In fast jeder Straße hatte ein Club offen. Ich überlegte, in einen anderen Club zu gehen, doch dann entschied ich mich dagegen. Ich war nicht so menschenfreundlich, sondern lieber allein.
Deshalb fuhr ich in den Wald. Mein Auto parkte ich auf einem schmalen Schotterweg, dann stieg ich aus und lief so weit als möglich ins Netz der Bäume. Während ich lief, verwandelte ich mich, bist ich auf vier Pfoten stand.
Ich beschleunigte schnell, bis ich meine Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte. Den Wald um mich herum nur sah ich nur noch verschwommen, während ich den Bäumen auswich. Meine blauen Augen glühten, ich fühlte mich frei, wie immer, wenn ich Wolf war.Ich kam spät nach Hause. Verschlafen blinzelte ich noch kurz auf den Wecker, es war halb vier, doch das konnte mich nicht davon abhalten, auf der Stelle einzuschlafen.
Dylan
Total ausgepowert kam ich gegen halb vier in meine Wohnung, ließ den Schlüssel und mein Handy einfach fallen und fiel ins Bett.
Bis mit einfiel, das ab 8 Uhr Schule war. Ich konnte die Highschool nicht ausstehen, was wohl größtenteils daran lag, dass ich jede Nacht durch feierte.Luna
Völlig neben der Spur stand ich um halb acht vor dem Spiegel.
Ich sah aus wie ein Zombie, hatte Augenringe und zerzauste Haare.
Erst einmal duschte ich wobei ich auf mein Tattoo aufpassen musste, da es immer noch ziemlich wehtat, dann schlüpfte ich in einen dunklen Hoodie und eine schwarze Jeans. Meine Haare ließ ich offen hängen. Ich schminkte mich mit Maskara und Lidstrich, außerdem legte ich etwas Puder auf, um die tiefen Augenringe zu verbergen. Im Flur schlüpfte ich unmotiviert in meine weißen Nikes und verließ dann die Wohnung.Ich kam gerade rechtzeitig ins Schulgebäude. Leider hatte ich gestern nicht genug Zeit gehabt, mir den Plan des Schulgebäudes einzuprägen, deshalb hatte ich keine Ahnung, wo ich hin musste.
Ich kam nur ein paar Minuten zu spät, der Lehrer trat glücklicherweise erst etwas später als ich ein.
In der letzten Reihe waren noch drei Plätze frei. Ich setzte mich auf den mittleren, da an dem Platz links von mir schon eine Schultasche lag. Nervös sah ich mich um. Die Schüler schienen ganz in Ordnung zu sein.
Gleichzeitig mit dem Lehrer trat ein rothaariges Mädchen ein, dass sich unverblümt neben mich setzte.
„Hey, ich bin Dina. Und du musst bestimmt die neue sein.", sprach mich das rothaarige Mädchen an.
Ich lächelte zurückhaltend und zwirbelte eine Strähne meiner blau - schwarz gefärbten Haare zwischen den Fingern.
„Ich bin Luna.", sagte ich leise, damit der Lehrer uns nicht hörte.Dina zwinkerte mir zu.
Der Platz neben mir blieb frei, bis Mitte der ersten Stunde, als die Tür sich öffnete und ein Junge eintrat.
Ich beachtete ihn nicht, sondern konzentrierte mich auf den Tafelaufschrieb, bis der Lehrer sagte:„Ah, da ist ja auch Mr Nilel. Hatten sie vergessen zu kommen?"„Äahem. Nein. Ich hab nur die Zeit vergessen.", murmelte jemand.
Ich schaute abrupt zur Tür, weil ich die Stimme sehr gut kannte. Kein anderer als Dylan stand in der Tür und riss die Augen auf, als er mich entdeckte. Wir starrten uns kurz an, dann setzte Dylan sich auf den einzigen noch freien Platz; neben mich.
Dylan
Ich hatte alles erwartet, nur nicht sie hier zu sehen. Luna schien genauso verblüfft wie ich. Als ich mich neben sie setzte, ließ sie ihre Haare wie einen Vorhang zwischen uns fallen, mir fiel zum ersten Mal ihre ungewöhnliche Haarfarbe auf. Blau schwarz.
Auch sonst sah sie ziemlich anders aus, als heute Nacht im Club. Anstatt einem bauchfreiem, sexy Top trug sie einen ausgeleierten dunklen Hoodie. Ihre blauen Augen fixierten mich, wenn sie dachte, ich würde es nicht bemerken.Ich konnte nicht widerstehen, ihren Blick zu erwidern.
Ausdruckslos starrte sie mich an, dann huschte ein unauffälliges Lächeln über ihr blasses Gesicht.Luna
Ich musste immer wieder zu Dylan hinüber sehen, sein Profil betrachten.
Er war wirklich ziemlich hübsch.Mitten im Unterricht schmerzte mein Tattoo heftig, also entschuldigte ich mich kurz und ging raus.
Auf dem Flur atmete ich tief durch und ging dann in die Toilette. Am Waschbecken entfernte ich erst mal die Frischhaltefolie von meinem linken Arm und hielt ihn dann unter den laufenden Wasserhahn.„Schönes Tattoo.", hörte ich plötzlich eine Stimme. Ich sah mich um. Dylan lehnte am Türrahmen, und starrte mich grinsend an.
Ich versuchte, wütend zu schauen, doch es gelang mir nicht.„Was machst du hier? Ist dir bewusst dass hier eine Mädchen Toilette ist?"
Er lächelte noch breiter, so fern das überhaupt möglich war.
„Ich weiß. Und mein Lieblings Mädchen steht da gerade drin."
Ich blitzte ihn an. Was erlaubte er sich eigentlich?
„Ich bin nicht dein Lieblings Mädchen! Hau ab jetzt."
Doch ich konnte trotz meiner Wut nicht verhindern, dass mein Herz klopfte.
Er trat langsam zu mir. Ich zog schnell meinen Arm aus dem Waschbecken und presste mich gegen die Wand.
Der Wolf in mir knurrte und drängte zum Angriff, doch mein Mensch wollte stehen bleiben, bei Dylan sein.
Er war wirklich verdammt heiß.
Schon stand er vor mir und lächelte jetzt sanft. Seine Hände legten sich um mein Gesicht, ich bekam eine Gänsehaut und ein Schauer nach dem anderen lief mir über den Rücken.
„Lass... Lass das! Bitte! ", keuchte ich, doch er beachtete den Einwand nicht.Seine Lippen kamen den meinen näher, ich bekam Panik. Völlige Verwirrung überwältigt mich. Das war mein erster Kuss.
Irgendwann wich Dylan grinsend zurück, zwinkerte und verließ die Toilette, wo ich heftig atmend stand und mein Herz Purzelbäume schlug.
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Der Wolf mit den blauen Augen / Luna Kju I [ABGESCHLOSSEN]✓
Werewolf„Ich bin nicht normal." Luna Kju soll in der Welt der Menschen ihre Mission erfüllen. Doch als sie sich in den attraktiven Dylan verliebt, beginnt sie an ihrer Heimat und den Regeln, die dort herrschen, zu zweifeln. Um sich Antworten auf ihre Fragen...