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Luna

Ich konnte nicht mehr klar denken, starrte nur auf die polierte Klinge. Was war das? Warum ein Messer?

Meine Lungen zogen sich zusammen, ich bekam nicht mehr genug Luft, krümmte mich schreiend zusammen. Durch meine Schreie wurde der Sauerstoff um mich herum immer knapper, ich hustete und japste vergeblich nach Luft. Das Messer fiel aus meiner Hand und versank in der Decke. Mir wurde schwarz vor Augen.

Chelsea

Panisch stützte ich Luna, als sie umkippte. Zu Glück fing das Bett sie weich auf, ich versuchte hysterisch, meine Gedanken zu ordnen.

„Luna!? Luna, sag doch was! Bitte!", meine Stimme klang seltsam abgehackt, ich kam mir ungewohnt hilflos vor.

Einer plötzlichen Idee zur Folge hetzte ich in die Küche und ließ Leitungswasser in das Glas laufen.
Vorsichtig balancierte ich das Glas wieder zurück ins Schlafzimmer, wo Luna heftig atmend auf dem Bett lag. Ich hob ihren Kopf etwas, und goss ihr das Wasser in den Mund. Die Hälfte ging aufs Bett, doch Luna schluckte langsam und stockend. Ich setzte das Glas ab, ratlos weil ich nicht wusste, was ich noch tun sollte.

Ich legte meine Hand auf ihre Brust und spürte erleichtert, wie ihr Herzschlag sich beruhigte und sie schließlich friedlich zu schlafen schien.

Leise seufzend setzte ich mich neben sie. Zur ersten Stunde in die Schule zu kommen war unmöglich. Dafür war es zu spät.

Luna

Ich erwachte, als ich einen Hustenreiz spürte. Meine Brust schmerzte unangenehm und ich fühlte mich zutiefst erschüttert, auch wenn ich mich nicht richtig erinnern konnte warum.

Meine Lippen waren nass. Hustend richtete ich mich auf und blinzelte. Meine Beine kribbelten und mein Kopf tat weh. Als ich etwas wacher war, sah ich auf Chelsea, die im Halbschlaf neben mir döste.

Auf der Kommode stand ein halbleeres Glas Wasser, welches wahrscheinlich auch der Grund für die Wasserflecken um mich herum war. Als ich das Gesicht wandte, sah ich es. Das Messer. Mir fiel ein, warum ich hier lag. Schnell unterdrückte ich die Panik, die in mir aufkeimte.

Alles war gut.
Behutsam nahm ich das Messer am Griff hoch und betrachtete es argwöhnisch. Auf dem Griff waren Zeichen zu sehen, ein Ying Yang und ein Wolf, dessen Augen aus blauen Saphiren bestanden. Meine Augen. Nachdenklich fuhr ich mit dem Fingernagel über die verdammt scharfe Klinge der Waffe. Trotz aller Furcht empfand ich das Messer als anziehend, geheimnissvoll.

Doch warum schickte Glendoms mir ein Messer? Was war meine Mission?

Ich griff nach der Tasche des Messers und fingerte daran herum. Tatsächlich fanden meine Finger einen zusammengerollten, staubigen Zettel.
Ich entrollte ihn, während ich versuchte, meine Angst zu kontrollieren.

Mission der Luna Kju

Ihre Mission besteht darin, den Blacker in SparkleCity zu finden und mithilfe ihres Gegenstandes zu töten. Haben sie dies getan, können sie nach Glendoms zurückzukehren und ihrem Leben einen Sinn geben. Sie werden es nicht bereuen.
Viel Erfolg.

Hauptzentrale Glendoms, Middleforest.

Das Papier fiel aus meinen Händen. Das konnte, nein, es durfte nicht meine Mission sein. Mein Kopf war wie benebelt, ich stürzte über den Bettrand, schlug mir den Kopf am Boden und blieb einfach nur liegen. Schauer liefen über meinen Körper und ich konnte nicht anders, ich musste weinen. Die Tränen kamen und liefen aus meinen Augenwinkeln Richtung Kinn, hinterließen dabei eine nasse Spur. Zitternden lag ich am Boden, konnte keine klaren Gedanken mehr fassen, während ich heftig zitterte und meinen Körper nicht in den Griff bekam.

„Luna!", rief Chelsea vorsichtig und setzte sich neben mich. Ich klammerte mich an sie, zitternd und weinend, während mein Herz schmerzte.

Es dauerte ewig, bis ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich wieder normal atmen konnte, ohne einen Heulkrampf zu kriegen. Chelsea hielt mich immer noch fest, redete mir gut zu und versuchte, mich zu trösten.
„Ich soll den Blacker töten!", brachte ich hervor und keuchte heftig.
Sie blieb still, stand irgendwann auf und half mir stumm ins Bad, wo ich mich wie hypnotisiert umzog.

Inzwischen war ich wieder in gutem Zustand, wenn auch etwas verstört. Ich musste jetzt in die Schule, wo ich keine dunklen Gedanken haben durfte. Nach tiefem Durchatmen setzte ich mich neben Chelsea ins Auto. „Tut mir Leid. Ich habe total über reagiert. Aber ich muss einen Blacker töten.", murmelte ich, als wir an einer roten Ampel standen.

„Schon okay. Weißt du, ich glaub es ist der Blacker, der mich angegriffen und sich mit Dina getroffen hat. Spike heißt er glaube ich. Du wirst sowieso irgendwann jemanden töten müssen, spätestens in Glendoms. Warum nicht jetzt? "

Ich holte tief Luft:„Er ist doch genauso wie wir! Kann es so schlimm enden, sich von Glendoms loszusagen?
Ich finde es überaus grausam. Wie können Wesen wie wir so etwas gutheißen?"

„Nicht alle. Etwa ein Drittel aller Wolfsmenschen hat sich bereits losgesagt, es werden immer mehr. Doch die meisten finden ein trauriges Ende, was die anderen davon abhalten soll, das gleiche zu tun. ", überlegte Chelsea.

„Aber... Es sind auch nur Wolfsmenschen, die Springer meine ich. Warum tun sie sowas?"

Meine beste Freundin seufzte tief. „Glendoms bricht zusammen, wird nur noch von Macht und Grausamkeit zusammengehalten wie von tückischem Klebstoff."

Ich stieg aus dem Auto, als der Wagen ein geparkt war.
„Lass uns die Sache für heute vergessen und Spaß haben!", meinte Chelsea, und mir fiel die geplante Shoppingtour heute Mittag ein. Stöhnend stimmte ich zu und machte, dass ich ins Klassenzimmer kam.

Dylan

Mir war klar, das Luna heute Nacht wirklich dagewesen war, auch wenn mein Dad und Lara mir nicht glauben wollten. Ich hatte sie gesehen und dass sie heute nicht zur Schule kam, bestätigte meinen Verdacht.
Außerdem war die Ledertasche mit ihrem Namen darauf verschwunden, wie auch der Brief. Ich hatte die beiden Sachen gestern nicht weiter inspiziert, sondern war todmüde ins Bett gefallen.

Weder mit Milan noch mit Lara oder einem meiner anderen Kumpel konnte ich darüber reden, sie würden mir nicht glauben. Nervös malte ich mit den Fingern Kreise auf den Tisch, um meine Ungeduld und Langeweile zu vertreiben.

Es läutete zur Pause, ich sprang erlöst auf und packte meine Sachen für den nächsten Kurs. Auf dem Flur erspähte ich plötzlich weiße Haare, wie die von Chelsea, Lunas Freundin.
Schnell steuerte ich auf sie zu, wobei ich einige Menschen grob zur Seite stieß.

Es war wirklich Chelsea, sie sah sich suchend um.
Ich nutzte die Chance und sprach sie an:„Suchst du was?"

„Ja, den Chemieraum Nummer 380. Er müsste hier irgendwo sein, laut Plan zumindest.", meinte sie und runzelte die Stirn. Ich nahm ihr den Plan ab und studierte ihn.

„Der ist ja unübersichtlich. Das war sicher Miss Stelz, die hat einen an der Waffel. Wenn du willst, zeig ich dir den Chemiesaal. Ich weiß wo er ist und muss sowieso in die Nähe."

Erfreut nickte sie. „Gern."

Ich nahm extra einen Umweg, um mehr Zeit zu haben. „Wo ist eigentlich Luna? Hab sie heute nicht gesehen. Krank? "

„Nein, sie ist nur etwas später gekommen. Sie hat sich nicht gut gefühlt."

„Wir geht es ihr?", rutschte es mir raus. Sie sah mich mit hoch gezogenen Augenbrauen an. „Gut. Warum willst du dass wissen?"

„Ähem. So. Einfach so.", murmelte ich.
Sie schwieg und ich war froh, als wir am Chemiesaal ankamen und unsere Wege sich trennten.

„Wehe dir, wenn du auch nur einmal ihre Gefühle verletzen solltest! ", rief sie mir noch hinterher und ich drehte mich verwirrt um.

Das wars auch schon, kleine Plan Änderung; es kommt immer Dienstags Donnerstags und Sonntag ein Kapitel. Dienstag aber nur wenn ich Zeit hab.

Der Wolf mit den blauen Augen / Luna Kju I    [ABGESCHLOSSEN]✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt