Dylan
Ich stürzte zurück in die Klasse.
Milan, der vor mir saß, drehte sich um und hob die Augenbrauen. Er zeigte auf Lunas leeren Platz.
Ich winkte ab und setzte mich rasch hin.
In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Noch nie hatte ich mich nach einem Kuss so komisch gefühlt.Die Tür öffnete sich und Luna trat ein. Sie sah verstört aus und flüsterte etwas mit Dina, ihrer Nebensitzerin.
Luna
Dina schien irgendwie zu wissen, was auf der Toilette passiert war, denn sie versuchte gleich, mich auszuquetschen. Ich wandte mich schnell ab, was jedoch fast unmöglich war, denn neben mir saß ja Dylan. Es konnte ja sein, dass ich mir das bloß einbildete, aber er sah verwirrt aus.
Als es endlich zur Pause klingelte, schleppte Dina mich hinter sich in eine Ecke des Hofes, um mich ihren Freundinnen Elisabeth und Lara vorzustellen, die in die Paralellklasse gingen. Elisabeth war groß und schüchtern, Lara schien ziemlich vorlaut zu sein. Dennoch fand ich die beiden auf Anhieb sympathisch.
Vielleicht tat ich das auch nur wegen ihrer Haarfarben, zumindest bei Lara, die ihre Haare lila gefärbt trug. Ich hatte eine Vorliebe für außergewöhnliches.
Da ich nichts besseres zu tun hatte, blieb ich bei Dina und den anderen beiden stehen und kaute auf einem Sandwich herum.
Es war hervorragend, in Glendoms gab es meistens Frischfleisch, dennoch schweifen meine Gedanken zu einem gewissen jungen Mann ab. Ich beobachtete ihn, wie er mit seinen Freunden herum
alberte.Dina riss mich aus meinen Gedanken: „Luna, sag mir sofort was da heute auf der Toilette passiert ist?“
Ich seufzte. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als ihnen alles zu erzählen, denn nun waren auch Lara und Elisabeth aufmerksam geworden.„Na gut. Er hat mich geküsst“, richtete ich mich an Dina.
Verwirrt sah sie mich an, dann lachte sie.
„Es ist komisch, dass er dich nur geküsst hat, normalerweise geht er es gleich richtig an.", grinste Dina.
Die Mädels lachten, ich setzte ein falsches Lächeln auf und hoffte, dass der Tag schnell vorbeiging.Nach der Schule war ich so fertig wie lang nicht mehr. Ich lag auf dem Bett und wollte nicht aufstehen. Im Unterricht hatte ich unauffällig auf Dylans Stundenplan geschaut und festgestellt, dass wir alle Kurse bis auf einen gemeinsam hatten.
Leider hatte ich morgen bis um halb vier Schule. Wie sollte ich das überstehen?In Gedanken plante ich schon mal die Nacht. Ich wollte wieder raus in den Wald, auf vier Beinen rennen, am liebsten sofort. Doch das ging nicht die Gefahr entdeckt zu werden war bei Tageslicht zu groß. Ich musste mich auf die Nacht beschränken.
Seufzend setzte ich mich an den Schreibtisch und erledigte meine Aufgaben.
Dylan
Gegen 12 Uhr startete ich meinen Wagen und fuhr zum nächsten Club. Ich brauchte unbedingt Ablenkung. Den ganzen Tag hatte ich an Luna gedacht. Verdammt, was war nur los?
Meine Finger krampften sich um das Lenkrad.
Als ich den Club erreicht hatte stieg ich aus und knallte die Tür zu. Ich betrat den Party Raum und glitt in die Musik.
Ein paar hübsche Girls bewegten sich im Takt, doch im musste sie immer wieder mit Luna vergleichen, nur um festzustellen, dass niemand mit diesem geheimnissvollen, verwirrenden Mädchen mithalten konnte.„Na, Lust zu tanzen? ", fragte ein Mädchen mich. Ich spürte einen Stich in der Brust, als mir bewusst wurde, dass Luna gestern fast dasselbe gesagt hatte.
Ich nickte kurz und stellte mich auf die Tanzfläche. Das Mädchen tanzte neben mir, aber ich kam nicht in den Takt.
Sie stellte sich als Nele vor, ich musste glücklicherweise kaum reden, da sie mich die ganze Zeit volllaberte. Als sie mich aber küssen wollte stieß ich sie weg und rannte aus dem Club. Im Auto stützte ich den Kopf in die Hände. Warum? Was war los mit mir?In diesem Augenblick wurde mir alles klar. Ich hatte mich in Luna verliebt. Luna Kju, mit den blauen Augen, die funkelten wie Saphire.
Luna
Ich stand an einer kleinen Lichtung und sah den Mond an. Sterne funkelten am Himmel und ich fühlte mich nur glücklich. Mir war, als würde meine Seele zwischen den Sternen tanzen.
Aber mir fehlte etwas. Besser gesagt, jemand.Ich sah diese wunderschönen braunen Augen vor mir, und musste mir etwas eingestehen.
Ich fand ihn sympatisch. Vielleicht empfand ich sogar etwas für ihn. Aber wie sollte das gehen? Ich war ein Wolf. Und er ein Mensch. Wenn die Springer in Glendoms etwas erfahren würden...Konnte ich ihn lieben?
Dylan, den Macho, der mich bis auf die Mädchen Toilette verfolgte?Ich musste Lächeln, als ich an ihn dachte. Und an unseren ersten Kuss. Ich war froh, dass mein erster Kuss mit Dylan war. Auch wenn nicht ganz freiwillig. Und so daß ich unter dem Sternenhimmel und ließ meine Gedanken zu den Sternen schweifen.
Etwas später saß ich in meiner Wohnung am Fenster. Die Sonne würde in ein paar Stunden aufgehen, doch ich wollte und konnte nicht schlafen.
Wenn ich ihn wirklich liebte, könnte ich ihm dann mein Geheimnis anvertrauen?
Ich legte meine Stirn an die kühle Scheibe und schloss die Augen.Ich hatte mich nie lange unter Menschen aufgehalten, es war mir unangenehm. Und nun...
Meine Welt stand von einem Augenblick auf den anderen Kopf.
Ich stand vom Fenster auf und setzte mich auf die Bettkante. Warum war alles so verdammt schwierig?Und außerdem; selbst wenn ich mich in ihn verliebt hatte, hieß dass nicht, dass er für mich genauso empfand. Er suchte nur ein Mädchen, mit dem er angeben konnte, das seine Freundin spielte und ihn auf Trab hielt. Ich hatte keine der Eigenschaften, die ein Junge sich wünschte.
Ich war nur ein Mädchen, mit blau gefärbten Haaren, einem Tattoo und vielen anderen Kleinigkeiten.
Ein Mädchen, dass lieber Hoodies anstelle von Tops trug und sich obendrein noch in einen grauen Wolf mit blauen Augen verwandeln konnte.
Verdammt.Ich sah auf den Wecker und stellte fest, dass es schon halb sechs war. Ganz plötzlich kam mir eine Idee. Ich musste mich jetzt bei jemandem ausreden, der mich verstand. Und ich wusste auch schon, bei wem.
Dina
„Dina", rief jemand und ich sah von meiner Tasche hoch. Luna, die Neue, kam herein. Ich fand sie super nett und freute mich, dass es ihr wohl genauso ging.
„Hey Luna!", begrüßte ich sie.
„Dina, du musst mir helfen! Ich... Können wir bitte reden? Allein?"
Etwas zu schnell für mich sprudelte sie diese Wörter heraus. Ich verstand nach kurzer Bedenkzeit und nickte. „Gib mit deine Handynummer, ich ruf dich an."
Luna lächelte dankbar und zückte ihr Smartphone.
Ich nickte ihr zu und sie zwinkerte verschwörerisch.
Jetzt war ich ja mal gespannt.
DU LIEST GERADE
Der Wolf mit den blauen Augen / Luna Kju I [ABGESCHLOSSEN]✓
Werewolf„Ich bin nicht normal." Luna Kju soll in der Welt der Menschen ihre Mission erfüllen. Doch als sie sich in den attraktiven Dylan verliebt, beginnt sie an ihrer Heimat und den Regeln, die dort herrschen, zu zweifeln. Um sich Antworten auf ihre Fragen...