#007

34 4 3
                                    

Er hatte mich noch bis zur Tür begleitet und wir hatten uns auf dem restlichem Weg noch einigermaßen gut unterhalten können. Er hatte sich mit den Worten 'Ich geh dann mal mein Auto holen' von mir verabschiedet und nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte musste ich bei dem Gedanken daran, dass er einfach sein Auto hatte am Straßenrand stehen lassen, um mit mir zu Fuß zu gehen, grinsen.

Ich dachte noch gefühlt den ganzen Tag über seine Worte nach. Er hatte gesagt, ich solle keine Angst vor dem Unbekanntem haben. Offener sein. Nicht mehr alles im Vorraus planen.
Woher auch immer er das alles wusste, so war ich wirklich irgendwie. Und je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger gefiel es mir. Ich riskierte nie etwas. Ich hatte immer meinen festen Plan, an den ich mich hielt. Und wenn dann etwas Unerwartetes passierte, war ich überfordert.

Ich hatte bisher nie irgendetwas angestellt oder mich komplett daneben benommen, obwohl ich es manchnmal wirklich gerne tun würde. Auf Partys war ich meistens diejenige, die nichts trank, einfach nur, weil ich die komplette Kontrolle über mich haben wollte. Weil ich mir gar nicht erst vorstellen wollte, wie es wäre, wenn ich betrunken wäre und irgendetwas peinliches anstellen würde.

Die Konjunktive in meinen eigenen Gedanken fingen langsam an, mich wirklich aufzuregen. Und wieso hatte dieser blöde Arsch eigentlich so einen Einfluss auf mich? Ich beschloss meine Gedanken für eine Zeit abzuschalten, nahm mir eine Decke, eine Flasche Wasser und ein Buch und legte mich in den Garten, um zu lesen. Ich genoss die warmen Strahlen der Abendsonne auf meiner Haut und war irgendwann vollends in mein Buch vertieft.

Schließlich riss mich ein "Hey, Kleine!" aus meinen Gedanken heraus und ich erschrak so stark, dass ich einen Schrei von mir gab. Die Stelle, die ich gerade gelesen hatte, war einfach so spannend gewesen, dass ich alles um mich herum vergessen hatte. Der Typ ohne Namen stand hinter der hüfthohen Hecke, die unsere beiden Gärten voneinander trennten, und konnte sich gar nicht mehr einkriegen vor lachen. Ich nahm meine Wasserflasche und warf sie in seine Richtung. Eigentlich wollte ich seinen Kopf treffen, traf aber nur seinen Oberkörper. Naja, immerhin besser als nichts. Er hätte wahrscheinlich nie mehr aufgehört zu lachen, wenn ich jetzt auch noch nicht getroffen hätte. Er rieb sich mit der Hand die Stelle auf seiner Brust, die ich getroffen hatte und setzte ein so schmerzverzerrtes Gesicht auf, als würde er gleich sterben. Bei dieser Grimasse verflog schließlich mein kompletter Ärger über ihn und ich musste schmunzeln.

Er kletterte über die Hecke zu mir herüber und kam auf mich zu. "Glaub aber ja nicht, dass du das nicht zurückkriegen wirst, Kleine!", sagte er noch grinsend. Kurz darauf hatte er sich auch schon neben mich auf die Decke gelegt und hatte mein Buch in die Hand genommen. "Oh Bella!", sagte er herzzerreißend leidenschaftlich, nachdem er den Titel des Buches gesehen hatte, auf dem "Biss zum Morgengrauen" stand. "Ich wusste doch, dass du zu denen gehörst, die sowas lesen", sagte er spöttisch. "Hey!", sagte ich empört und schlug ihn sanft. "Das Buch ist echt gut!" Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, so, als hätte er noch nie eine dümmere Aussage gehört. "Dann lies mir was vor", sagte er und gab mir das Buch zurück.

Er legte sich wieder zurück auf seinen Rücken und schloss die Augen, während er seine Arme unter seinem Kopf kreuzte. "Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Er öffnete eines seiner Augen für einen kurzen Moment. "Doch. Du sagst doch, dass es so gut sein soll. Also lies und beweis es mir." Naja, dann oke. Ich schlug das Buch auf der Stelle auf, an der ich gerade gestoppt hatte und begann zu lesen. Ab und zu sah ich zu ihm rüber. Sein Gesicht wurde in ein dunkles orange der Sonne getaucht und ohne seinen drei-Tage-Bart und mit geschlossenen Augen, sah er fast so aus wie ein kleiner Junge, der gerade friedlich schlief. Der niemals jemandem etwas antun konnte.

Plötzlich öffnete er seine Augen und fing an zu grinsen. "Sag mal, beobachtest du mich?" Ich sah in empört an und hoffte er bemerkte nicht, wie ertappt ich mich gerade fühlte. "Nein, ganz sicher nicht!", sagte ich etwas zickiger, als ich wollte. Sein Grinsen verließ jedoch nicht sein Gesicht. "Und warum hast du dann aufgehört zu lesen?" Oh mist. Das hatte ich gar nicht bemerkt. Wie gesagt, ich bin überhaupt nicht Multi-tasking fähig. "Keine Angst, du bist nicht die einzige, die mich immerzu heimlich beobachtet." Ich schlug ihn mit meinem Buch. "Du bist so ein eingebildetes Arschloch, weißt du das?" Doch für ihn schien das nichts Neues zu sein. "Ja, ich weiß", sagte er immernoch grinsend.

Ich stand auf und wollte wieder ins Haus gehen. Ich versuchte die Decke unter ihm weg zu ziehen, doch vergeblich. Das einzige, was passierte, war, dass er wieder einmal anfing zu lachen.

Lasst doch bitte einen Kommentar da und sagt mir, wie ihr es bisher findet! :)

How to rebel rightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt