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Ich entschied mich dafür, dass die Decke es mir nicht wert war, mich vor ihm lächerlich zu machen. Ich ging also, nur mit meinem Buch bepackt, wieder rein und las in meinem Zimmer weiter.

Da lag ich also, ein paar Stunden später, immernoch auf meinem Bett, während ich mit Zoe schrieb. Eins war klar, die Party konnte ich ihr sicher nicht mehr ausreden, aber ich konnte mich immernoch weigern meinen neuen Nachbarn einzuladen, obwohl sie mich seit mehr als fünf Minuten volltextete, dass ich es tun sollte. Ich gab es auf, weiter mit ihr darüber zu diskutieren, denn meine Antwort stand fest. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass die Decke ja immernoch draußen rumlag. Mittlerweile war es schon fast zehn Uhr! Während ich runterging schrieb ich noch ein 'Neeein!!' auf Zoes 'Biiiitte!!', schmiss das Handy dann auf die Couch im Wohnzimmer und ging durch die Terrassentür hinaus in den Garten.

Ich hatte schon befürchtet, dass die Decke vielleicht nicht mehr da sein könnte, aber was ich jetzt sah, war viel schlimmer. Denn der Junge von nebenan lag immernoch darauf und schlief anscheinend seelenruhig. Ich brachte es fast nicht fertig ihn zu wecken, so niedlich sah er aus. Ich dachte sogar für einen Moment darüber nach, mich neben ihn zu legen! Aber bevor mein Verstand mich vollends verlassen konnte, kam mir doch noch eine glorreiche Idee.

Ich ging auf die Hecke zu, die die beiden Gärten voneinander trennten und dahinter lag sie: Die Flasche, mit der ich ihn zuvor abgeworfen hatte. Ich hob sie auf, öffnete sie auf den Weg zurück und auf meinem Gesicht breitete sich ein teuflisches Grinsen aus. Ich bückte mich kurz, um ihm ein leises "Guten Morgen, Sonnenschein", ins Ohr zu flüstern, nur um ihn kurz darauf mit dem Inhalt der Flasche zu begießen. Es dauerte keine Sekunde, bis er seine Augen aufgerissen hatte und komplett verwirrt um sich herum sah.

Ich setzte ein nettes Lächeln auf, warf die Flasche hinter mich und sagte: "Huch, hat es etwa angefangen zu regnen?" Er gewann erstaunlich schnell seine Fassung zurück und funkelte mich böse an, aber man sah direkt, dass es nicht allzu ernst gemeint war. Sofort war er auf seinen Beinen. "Na warte, das kriegst du zurück, Kleine!" Er kam auf mich zu und ich begann instinktiv weg zu rennen. Doch schon nach einigen Schritten packte eine starke Hand mich um meine Taille und warf mich über eine Schulter. Ich musste lachen und schlug mit meinen Händen gegen seinen Rücken, während ich gleichzeitig mit meinen Beinen rumwedelte. "Lass mich sofort runter!", schrie ich ihn lachend an. Meine Fäuste hämmerten immernoch auf seinen Rücken ein, aber ihm schien das kein bisschen weh zu tun. Plötzlich fühlte ich, wie er einmal leicht auf meinen Hintern schlug. "Hör sofort auf, Kleine!", sagte auch er mit einer amüsierten Stimme. "Schlag mir nicht auf meinen Arsch!", rief ich ihm dagegen zu und hämmerte noch zweimal auf seinen Rücken, ließ es dann aber bleiben. "Warum denn? Ich mag deinen Arsch!", sagte er eindeutig mit einem Grinsen und ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg.

Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, während ich meinen Mund öffnete und nach den passenden Worten suchte, die ich einfach nicht fand. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er mit mir über die Hecke gestiegen war und wir jetzt mitten in seinem Garten standen. Moooment mal. Hatte das Haus der alten Lady Robertson nicht einen Pool mitten im Garten, in dem ich die letzten Sommer immer schwimmen durfte? "Wehe du tust das!", schrie ich meinem Träger zu. Das Grinsen in seinem Gesicht konnte ich geradezu spüren. Er ergriff meine Hüfte und wollte mich anscheinend schon in den Pool schmeißen, aber ich versuchte das mit allen Mitteln zu verhindern.

Bevor ich wirklich wusste, was ich da tat, schlang ich in der Sekunde, bevor er mich in den Pool geschmissen hätte, meine Arme um seinen Hals und meine Beine um seine Mitte. Sein Gesicht war direkt vor meinem und seine grünen Augen funkelten mich geradzu an. Für einen kurzen Moment verlor ich mich in ihnen, doch da fiel mir plötzlich auf, wie gefährlich nahe ich ihm gerade gekommen war. Wenn er seinen Kopf nur ganz leicht nach vorne neigen würde, könnte er mich küssen. Verdammt Ivy, hör auf daran zu denken, wie er dich küsst!

Ich musste mich zwingen nicht auf seine Lippen zu sehen. Ich wollte mich schon von ihm lösen, da sah ich, dass er genau am Rande des Pools stand. Wenn ich ihn jetzt loslassen würde, würde ich im Wasser landen. Und in seinen Armen war es tausendmal besser als im Wasser. Moment, was? Was dachte ich da gerade?! Ich versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. "Kannst du mich jetzt bitte runterlassen?", fragte ich ihn und ich hasste mich dafür, dass meine Stimme so heiser klang. Jetzt bildet der sich bestimmt sonst was drauf ein!

Er grinste mich an, hielt seine Hände hoch und sagte: "Ich halt dich doch gar nicht fest." Ich sah ihn etwas panisch an. "Das ist nicht lustig! Lass mich runter!" Meine Stimme klang flehend wie bei einem kleinen Kind und schon wieder hätte ich mich dafür ohrfeigen können, dass ich in seiner Gegenwart meine Stimme einfach nicht unter Kontrolle hatte. Oder meine Gedanken. Denn diese schweiften schon wieder zu seinen Lippen. Seine vollen, rosa Lippen, die sich wahrscheinlich unbeschreiblich auf meinen anfühlen würden. "Guck mir nicht so offensichtlich auf die Lippen, wenn du schon immer zeigst, dass du mich nicht magst", erwiderte er plötzlich mit einem fetten Grinsen und riss mich somit aus meinen Gedanken, was wahrscheinlich auch besser so war.

Ich beschloss, dass ich es keine Sekunde länger aushalten würde, ihm so nahe zu sein, ohne dass ich ihm vollkommen verfallen würde, und wollte ihn gerade loslassen und mich dem Pool aussetzen. Doch da spürte ich auch schon seine Hände kurz unter meinem Hintern und eine Sekunde später war da nichts anderes als kalte Nässe. Er war mit mir zusammen vom Beckenrand in den Pool gehüpft. Gerade als ich begriff, dass wir ja jetzt ihm Wasser waren und ich ihn loslassen konnte, ohne hinzufallen, drehte er uns beide einmal und drückte seinen Körper gegen meinen und mich somit an die Wand des Pools. Ich sah ihn einen Moment komplett überrumpelt an. Vielleicht war es aber auch mehr als nur einen Moment.

Aber jetzt mal ehrlich: Was tat er da gerade?? Meine Arme waren nicht mehr um seinen Hals geschlungen und meine Beine standen wieder auf dem Boden, was ihm allerdings nicht sonderlich zu gefallen schien, zumindest seinen Taten nach zu urteilen. Denn er fuhr langsam mit seinen Händen meine Arme entlang, während ich mich darauf konzentrierte so regelmäßig wie möglich zu atmen. Als er an meinen Händen angekommen war, hob er sie hoch und legte sie um seinen Nacken. Sein Gesicht war meinem unfassbar nahe und ich konnte meinen Blick gar nicht von seinen Lippen losreißen. Jede Faser meines Körpers schrie ihn an, dass er mich verdammt nochmal endlich küssen sollte. Die Stimme meines Verstands war nur ganz leise ihm Hintergund zu hören und ich beschloss, sie zu ignorieren.

Er legte eine Hand an meine Wange und ich schmiegte mich sofort an sie. Mit der anderen Hand umfasste er meine Taille und drückte mich näher an sich. Sofort lösten sich meine Beine vom Boden und schlangen sich um ihn, was er mit einem leichtem Lächeln qittierte. Sein Becken drückte mich stärker gegen den Beckenrand und seine Hand glitt langsam an meiner Seite herab und blieb auf meiner Taille liegen. Er beugte sich leicht zu mir herüber, sodass wir nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt waren. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren, während sein Blick immer wieder zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her wanderte.

Jetzt küss mich doch endlich, verdammt noch mal!

How to rebel rightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt