#011

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Er blieb stehen und ich wusste nicht, was ich tun sollte. "Das war dein erster Kuss?", fragte er mich mit gerunzelter Strin. Ich atmete einmal tief durch und wartete einfach auf einen spöttischen Kommentar, denn ich hatte nicht vor, ihm darauf jetzt zu antworten.

So schlimm ist es doch nun auch nicht mit 16 noch nie jemanden geküsst zu haben! ... Oder? Okay, jetzt redete ich mir wahrscheinlich etwas ein. Natürlich, war das nicht normal! Aber wieso um alles in der Welt, kann ich immernoch nicht kontrollieren, was ich sage und was ich nur denke!

Nachdem ich vergebens auf seine Bemerkung gewartet hatte, drehte ich mich von ihm weg und wollte weiter gehen, doch er ergriff meine Hand und hinderte mich. Er zog mich etwas zurück, wodurch ich ihn ansehen musste.

"Das muss dir nicht peinlich sein", sagte er mit überraschend einfühlsamer Stimme.

"Ne, natürlich nicht! Voll normal, wenn man mit fast 17 noch keinen Typen geküsst hat!", erwiderte ich vor Ironie triefend und fühlte mich dabei wie die größte Zicke auf Erden. Naja, zumindest nach Nataly.

"Also ich find das süß", erwiderte er mit einem leichtem Lächeln auf den Lippen. Oh mein Gott. Diese Lippen... "Und dafür, dass es dein erster Kuss war, warst du gar nicht mal so schlecht", fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.
Okay, nein! Das war mir jetzt zu viel.

Ich steckte meine Kopfhörer wieder in meine Ohren und so mussten wir uns den restlichen Weg zur Schule wenigstens nicht mehr unterhalten. Vor dem Eingang wartete wie immer Zoe auf mich, die schon auf uns zugerannt kam, als sie uns erblickte. Ich steckte meine Kopfhörer zurück in meine Tasche und ließ mich von ihr mit einem Quieken erdrücken.

"Hey, ihr!", sagte sie etwas zu motiviert für einen Mittwochmorgen. "Hey, Schöne", erwiderte mein Nachbar daraufhin und zwinkerte ihr zu. Ich verdrehte die Augen, während Zoe ihn anstrahlte und anfing mit ihren Haaren zu spielen.

"Kommst du jetzt eigentlich am Freitag?", fragte sie ihn, während ich sie dafür verfluchte. Ich hatte echt keine Lust, dass er kommen würde. Und abgesehen davon, hatte ich ihm ja noch gar nichts davon erzählt!

"Wohin?", fragte er also irritiert. "Na zu meiner Party!", sagte sie, als wäre es das selbstverständlichste, dass jeden Freitag eine Party bei ihr steigen würde. "Ivy wollte dich doch gestern einladen!"

Ich sah sie mit einem strafendem Blick an: "Nein wollte ich nicht." Doch mein Nachbar ließ weder mir Zeit Zoe anzumeckern, noch umgekehrt. "Oh, das muss sie wohl gestern vergessen haben. Du musst wissen, wir waren anderweitig beschäftigt", erklärte er Zoe meine Vergesslichkeit, während er mir übertrieben zu zwinkerte, sodass man es einfach nicht übersehen könnte.

Zoe's neugierigen Blicken konnte ich kaum standhalten, und sah auf den Boden, während ich stotternd versuchte ihr die Situation zu erklären. "Ich... ähm... wir haben...", fing ich an, doch mein Nachbar fand anscheinend gerade seine freundliche Seite an sich und rettete die Situation, was ich echt am aller wenigsten erwartet hätte. "Ivy hat mir gestern was vorgelesen", sagte er also stolz. "Ähm... ja", erwiderte ich unsicher, während der prüfende Blick Zoe's zwischen ihm und mir hin und her ging.

Nach ein paar mal mit den Augenbrauen-wankeln ließ sie sich überraschenderweise damit zufrieden geben. Wahrscheinlich auch nur, weil sie nicht wahrhaben wollte, dass zwischen uns was laufen könnte, denn sie stand ganz offensichtlich auf ihn und sind wir mal ehrlich: Sie bekam immer, was sie wollte.

Als wir vier waren, wollten wir beide unbedingt die neue Baby Born. Sie bekam sie.

Als wir dann sieben waren, wollten wir beide einen Hund. Sie bekam einen.

Und als wir dann in der vierten Klasse waren, waren wir beide in Kyle veriebt. Und ich glaube, man kann sich denken, in wen er sich verliebt hatte.


How to rebel rightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt