"Stör ich etwa?"
Die Stimme meines neuen Nachbarn ließ Jackson und mich vor Schrecken auseinanderzucken , woraufhin wir nur noch mehr lachen mussten. Naja, zumindest musste ich noch mehr lachen. Jackson hingegen unterzog Mr Unbekannt einer Musterung von oben bis unten.
Die Blicke der beiden provozierten sich gegenseitig und ich fühlte mich wie das vierte Rad an einem Dreirad. Während sie sich immernoch anstarrten, wurde mir das ganze zunehmendst unangenehmer. "Alles okay bei euch?", fragte ich.
"Kennst du den Typen etwa?", fragte Jackson mich ohne meinen Nachbar aus den Augen zu lassen. Was war denn bitte los zwischen den beiden?! Aber über die Antwort auf diese Frage war ich mir nicht sicher.
"Ähm... Er ist vor ein paar Tagen in das Haus der Lady Robertson gezogen", gab ich unsicher von mir. Mein Nachbar zog an seiner Zigarette, die mir noch gar nicht aufgefallen war, und blies langsam den Rauch in die Luft.
"Ist das dein Freund?", fragte mich Mr Charmant auf seine gewohnt charmante Art und zog direkt noch einmal an seiner Zigarette. Wie bitte? Jackson soll mein Freund sein? Es war ja nicht so, dass ich ihm heute Morgen noch erzählt hatte, dass er mein erster Kuss war. Wäre ja auch nicht komisch, wenn man mit 16 nicht mit seinem Freund rummachen würde aber stattdessen mit seinem Nachbar, den man keine zwei Sekunden kennt. Nein. Überhaupt nicht.
"Nein!", sagte ich also etwas zu schnell. "Er ist mein beser Freund", fügte ich noch hinzu. Und ein "Aber nicht, dass dich das was angehen würde", weil er durch meine schnelle Antwort nicht denken soll, dass ich ihm unbedingt sagen wollte, dass ich keinen Freund hatte und frei für ihn war. Wobei er wahrscheinlich noch nicht mal so weit denken würde.
Also, warum denke ich dann so weit?!Die Stimmung meines Nachbarn schlug augenblicklich um. Statt dem ernstem Gesichtsausdrucks, den er eben noch drauf hatte, strahlte mir jetzt ein schelmisches Grinsen entgegen. Na Super. Und warum bitte, muss er dabei so verdammt heiß aussehen?
Und was hatte dieser Typ eigentlich für Stimmungsschwankungen? Da könnte man ja meinen, er hätte seine Tage und nicht ich. In einem Moment total ernst, im nächsten wieder sein Machogehabe.
"Und du darfst jetzt auch gerne wieder gehen", entgegnete ihm Jackson. "Wir waren gerade mitten in einem Gespräch." Mein bester Freund versuchte seinen Gesichtsausdruck einigermaßen normal zu halten, doch ich sah, wie sein Kiefer sich anspannte. Das passierte ihm immer, wenn er versuchte ruhig zu bleiben, es ihm aber schwer fiel. Was war denn los mit ihm? Er war doch sonst nicht so unhöflich.
Unser Gegenüber setzte sein größtes Grinsen auf und hob beruhigend die Hände in die Höhe. "Okay, okay. Ich lass euch zwei Süßen ja gleich allein!" Dann kam er einen Schritt auf mich zu und beugte sich so hinunter, dass seine Lippen direkt an meinem Ohr war.
Sein Geruch vermischte sich mit dem des Nikotins und als sein warmer Atem mein Ohr streifte, überkam mich eine Gänsehaut. "Dann bis heute Nachmittag im Pool." Ruhig weiter atmen. Zeig ihm nicht, dass er dich so leicht aus dem Konzept bringen kann.
Er machte wieder einen Schritt zurück und ging zu den Rauchern, die wie gestern nicht weit entfernt von unserer Bank standen. Er ging und nahm seinen Geruch mit. Die Gänsehaut hingegen blieb und ich hatte mich immer noch nicht ganz erholt von seiner Nähe.
Wieso hatte dieser Type eigntlich so eine Wirkung auf mich?
"Alles oke Ivy? Was hat der Idiot gesagt?", fragte Jackson mich mit zusammengezogenen Augenbrauen und riss mich somit aus meiner Starre. "Ach, ähm... nichts", mir musste dringend eine Lüge einfallen, was mir unter solchen Umständen nie leicht fällt. "Nur, dass er mich heute Mittag dann wieder nach Hause fahren kann."
Jackson muss ja nicht wissen, dass wir zu Fuß gekommen sind.Ich wurde noch einmal von ihm gemustert, doch er ließ es sich nicht anmerken, wenn er bemerkt hat, dass ich gelogen hatte. Die Stimmung von eben war komplett versaut und das, obwohl ich eigentlich noch weiter mit ihm reden wollte.
Am anderen Ende des Schulhofs konnte ich Logan wahrnehmen, der gerade vollbepackt auf uns zu kam. Immerhin musste er gerade drei Taschen und Ordner her schleppen, die er, als er bei uns ankam, alle zusammen in einem Haufen auf den Boden fallen ließ.
"Echt jetzt Leute? Ich hab euch die halbe Pause lang gesucht, voll bepackt mit zweitausend Kilo und ihr sitzt hier seelenruhig rum?", fragte er uns aufgebracht. "Hättet ihr mir nicht wenigstens zurückschreiben können, wo ihr seid?!" Jackson und ich konnten darüber allerdings nur lachen. Logan konnte eh nicht sauer auf uns sein, dazu hatte er uns viel zu sehr lieb und das wussten wir beide.
"Kommt ihr eigentlich am Freitag?", fiel mir gerade Zoe's Party wieder ein und wechselte so geschickt das Thema. "Zoe's Eltern sind ja nicht da und sie schmeißt ne kleine Party." Die anderen beiden nickten wissend.
"Ja klar, wir sind dabei."Wenn man vom Teufel spricht... Zoe kam gerade auf uns zu, neben ihr irgendein Typ den ich nicht kannte. "Hi Leute!", begrüßte sie unsere kleine Runde. Jackson neben mir stand auf und machte Zoe Platz, sich neben mir nieder zu lassen. Er war einfach ein wahrer Gentleman, wie es sie nur noch selten gab. Er fischte sich seine Tasche und seinen Ordner aus dem Haufen und Logan tat es ihm gleich.
Zurück blieben meine Sachen."Wenn du willst, kann ich dich nach der Schule heimfahren", wandte sich Jackson wieder an mich. "Deine Eltern sind doch glaub ich auch nicht da, wir könnten zusammen was kochen, so wie früher?" Ich fing an zu grinsen. Es war immer toll mit Jackson zu kochen. Ich musste nur neben dran sitzen, konnte ab und zu was naschen und er machte die ganze Arbeit.
"Klar!", erwidere ich also fröhlich.
"Oke, super! Ich warte dann vorm Eingang auf dich. Hast du auch um vier Schluss?" Ich kramte mir meinen Ordner, der unter meiner Tasche versteckt war, heraus und sah auf meinen Stundenplan, den ich mir auf die Innenseite geklebt hatte. "Jap!"
"Oke, dann bis später!", verabschiedete Jackson sich und machte sich mit Logan und dem komischen Typen, den Zoe hierher mitgeschleppt hatte und der kein einziges Wort gesagt hatte, auf den Weg.
Jetzt bestand unsere kleine Runde nur noch aus zwei Personen: Zoe und mir.
Na toll, das wollte ich ja eigentlich vermeiden. Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. Ihre Worte verletzten mich immernoch, aber ich wollte es ihr gegenüber irgendwie nicht zeigen.
Und zum ersten Mal in meinem Leben freute ich mich darüber, dass die Schulglocke ertönte und uns zur nächsten Stunde rief.
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How to rebel right
Teen FictionLetztes Jahr ist unsere Nachbarin Lady Robertson gestorben und seit dem stand das Haus neben uns leer. Naja.. bis jetzt. Denn jetzt ist 'er' eingezogen. Und er ist eindeutig ein Problem. Ein arrogantes, nerviges, arschiges und viel zu heißes Problem...