Sirius #8

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Ich könnte meine Hand ausstrecken und seine nehmen. Ich spürte die Luft zwischen meinen und seinen Fingern, erwähnte das Gefühl seiner Haut, aber ich konzentrierte mich auf meine Umgebung und ignorierte den Drang. Er schwieg, während ich mich zwischen den Häusern hindurch schlängelte und er mir folgte. Es wäre vielleicht leichter ihm meine Hand zu reichen, damit wir uns nicht verloren. Aber ich ignorierte den Gedanken. Er wirkte nervös und angespannt, aber weder fragte er noch sagte ich es ihm. Aus einer Nebengasse drang südländisch klingende Musik, die zum Tanzen einlud. Lange nicht mehr hatte ich so gerne tanzen wollen. Mir kam ein wirbelnder, roter Rock in den Sinn und ein kleiner Stich bohrte sich oberhalb meines Herzens, aber ich zwang mich daran nicht zu denken und hielt ihm schwungvoll die schwere Metalltüre vor uns. Er sah mich fragend an, ich bedeutete ihm einzutreten und er ging an mir vorbei, bevor ich ihm folgte. "Ich habe es vor Kurzem entdeckt und fand es so...faszinierend.", erklärte ich. Er sah dich um und schien das erste Mal seine Feindseligkeit abgelegt zu haben, während er die Eindrücke in sich einzusaugen schien. Durch die Fensterscheiben, die mit grünem Metall eingefasst waren und das Dach bildeten leuchtete die Sonne rein und es roch nach Käse, Fleisch und Fisch, Gewürze, frischem Brot und Gemüse. Ich war mir nicht sicher gewesen, ob diese Halle so eine gute Idee für ein Date war, zudem für eins mit ihm, aber nun da ich das faszinierte Glänzen in seinen Augen sah, war ich froh, dass ich mich dafür entschieden hatte. "Das ist eine Markthalle.", stellte er überrascht klingend fest, wobei es mehr wirkte, als sage er es zu sich selbst. Er schob sich zwischen einer Frau mit Kinderwagen und einem älteren Ehepaar durch und ich folgte ihm. "Ich dachte mir...", fing ich an und war mir nicht einmal sicher, ob er mich hörte oder mir zuhörte. Das Gemurmel von den vielen Menschen um uns herum lag in der Luft. "..., dass du dir vielleicht aussuchen kannst, was ich kochen soll und ich zaubere daraus etwas." Er sah kurz über seine Schulter zu mir, ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen und er nickte, bevor er sich wieder den Ständen zuwandte. Beinahe schien es als nehme er mich gar nicht mehr wahr. Als würde er all seine Aufmerksamkeit auf die Menschen um sich, die Ware, die Gerüche, das schräg einfallende Licht konzentrieren. Er roch mit geschlossenen Augen an Kräutern - mir fielen seine langen, ockerfarbenen Wimpern auf, die lange weiche Schatten über seine Wangen warfen -, unterhielt sich charmant mit einer Verkäuferin und probierte so viel, als würde er morgen nichts mehr zu essen bekommen. Er drückte mir dies und jenes in den Arm - Artischocken, gekaufter Käse, frisch duftendes Brot - und ich versuchte ihn nicht aus den Augen zu verlieren, während er durch due Menschen schon weiter getrieben wurde und ich noch zahlte. Zwar unterhielten wir uns nicht, keinen einzigen Satz, aber es kam mir wie ein Geschenk vor seine Gesichtszüge sehen zu können, wie er Dinge betrachtete und keine Spur der Feindseligkeit mehr warin zu finden sein schien. Er strahlte so viel Schönheit aus, die ich zuvor nur hatte erahnen können. Außerdem konnte man sich in dem Gedränge und den gemurmelten Gesprächen um uns herum sowieso bloß schlecht unterhalten. Ich folgte ihm an den Ständen vorbei, mit den Tüten in meinen Händen und während er ohne Widerstand zwischen den Menschen hindurch zu schweben schien, musste ich mir selbst eine Schneise durchschlagen. Ich schob den Gedanken beiseite, die Frage, ob er das mit Absicht machte. Mich zurück zu lassen mit den zu tragenden Sachen. Aber ich kannte die Antwort, er sah das hier nicht tatsächlich als Date, sondern immer noch als Methode mich loszuwerden, also schob ich das von mir und genoss es ihn sehen zu dürfen. Meistens wenn er mit mir sprach oder mich anschwieg waren seine Gesichtszüge verschlossen oder feindselig, aber sobald er mit anderen Menschen in Kontakt kam, schimmerten all die anderen Seiten durch, von denen ich nicht wusste, ob ich sie jemals sehen würden. Drei Stunden waren so wenig Zeit. Ich stellte mich zu ihm, während er einem kleinen Kind, dem seine Rassel aus dem Wagen gefallen war gerade diese wieder zurückgab und es ihm ein zahnloses Strahlen schenkte. Er lächelte herzlich und zog mich weiter. Obwohl ich die Distanz zwischen uns spürte, wollte ich dass nicht, dass die begrenzte Zeit vorbei ging. Doch je mehr ich mich an seine Gesichtsausdrücke klammerte, versuchte sie mir einzuprägen, in meinem Kopf wie auf ein Photo zu bannen, desto schneller schien alles zu verfließen und wir kamen viel zu schnell wieder aus der Halle heraus. In dem Moment schlug es viertel nach fünf. Es war schon so schnell vorbei gegangen und dabei schien so wenig passiert zu sein. "Du hast aber zugeschlagen.", sagte ich lächelnd und rückte das Papier, in das das Brot geschlagen war unter meinem Arm zurecht. Er zog eine Augenbraue hoch. Seine kühle Mauer war wieder zwischen uns. "Und du kannst tatsächlich etwas daraus kochen?" Seine Augen huschten über die Tüten, aus denen es allesamt fantastisch duftete. Ich nickte und wünschte mir eine Hand frei zu haben, um den Hut wieder zurecht rücken zu können. Er nickte, aber es wirkte nicht überzeugt. "Wohin müssen wir zu dir?" Ich lächelte ihn leicht an, natrülich erwiderte er es nicht. "Komm mit." Und er ging neben mir. So nah, dass er sich bei mir unterhaken, lachen und mich verliebt ansehen könnte. So nah, dass ich bloß den Ellenbogen von meiner Seite lösen müsste, um ihn zu streifen. Aber ich ließ meinen Ellenbogen bei mir und versuchte die Enttäuschung in meiner Brust und die vorrückende Zeit zu ignorieren.

Curiosity and Fortune.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt