Sirius #7

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Musik spielt neben meinen Kopf und vermutlich sollte ich eigentlich müde sein. Sev war am frühen Abend gegangen, nachdem wir schlussendlich über alles bloß nicht mehr unsere Gefühle gesprochen und Brownies gegessen hatten. Ich hatte nicht viel getrunken, aber genug, dass mein Kopf sich wattig anfühlte und das Bild nicht schnell genug in meinem Kopf ankam, wenn ich meinen Kopf zu schnell drehte. Zwei Stunden versuchte ich ihn schon zu erreichen und er hatte jetzt wenigstens reagiert. Also schlief er doch nicht. Bob Dylan gab seinen Subterranean homesick blues zum Besten und sang eine meiner Lieblingsverse, als seine Nachricht ankam. Ich bin am Freitag um 16 Uhr vor deiner Tür. Sei pünktlich und plane etwas. Jetzt lass mich in Ruhe, ich will schlafen. Ich musste sie mir dreimal durchlesen, bevor ich sie glauben konnte. Wie kam plötzlich diese Sinneswandlung? Erst jetzt, wo er mir zugesagt hatte bemerkte ich, dass ich mittlerweile nicht mehr damit gerechnet hatte, dass er mir zusagen würde. Wobei ich nicht wusste, weshalb ich dann so hartnäckig gewesen war. Vielleicht hatte es dennoch ein bisschen Spaß gemacht oder ich hatte nicht einsehen wollen, dass ich mir so geringe Chancen eingestand. Aber mein Magen fühlte sich an, als würde etwas in ihm zum Leben erwachen und mein Mund würde trocken. Wie kam es, dass er zusagte? Er, der aussah, als hätte er so viele Prinzipien, dass er sich kaum frei bewegen konnte, ohne irgendeins mit dem Ellenbogen umzustoßen. Vielleicht würde ich es am Freitag herausfinden. Aber die Tatsache, dass er nun doch zugesagt hatte, schien mir viel wichtiger, als das kleine Detail, dieser nichtige Beweggrund. Ich seufzte, ließ mich in mein Kissen sinken und sperrte mein Handy. Davor hatte mich eine Unzufriedenheit, die meine Brust ganz eng gemacht hatte wachgehalten und umgetrieben, jetzt war es die Aufregung, die sich in meine Brust und Eingeweide krallte und mich mir zum einen wünschen ließ, dass der Freitag niemals kommen möge und zum anderen, dass er schon längst wäre. Ich schaltete das Licht und die Musik aus und Mia schmiegte sich schnrrend an meine Seite. Sie mochte es in meinem Bett zu schlafen und ich hatte es aufgeben, zu versuchen es ihr abzugewöhnen. Aber dennoch mochte sie es mehr, wenn das Licht aus war. Ich strich mit meinen Fingern durch das weiche Fell zwischen ihren Ohren und sie schmiegte ihren Kopf an meine Haut. Ein paar Lichtstreifen tanzten an der Decke über meinem Bett, obwohl ich die Fenster alle abgedunkelt hatten und ich wusste, dass ich es heute noch bereuen würde so spät erst zu Schlaf gekommen zu sein. Ich zog Mia an meine Brust, sie miaute überrascht und ich konnte mir nur allzu gut ihren genervten Gesichtsausdruck vorstellen. Ihr weiches Fell kitzelte mich am Kinn. Was stellte er sich vor? Was sollte ich für Freitag planen? Stellte er sich etwas extravagantes und spannendes vor oder ein klassisches Date mit Essen gehen und Spaziergang? War es eine Art Test? Um so herauszufinden, was mich interessierte, welche Vorstellung ich von ihm hatte und wie langweilig ich schlussendlich tatsächlich war. Oder interpretierte ich zu viel herein und er war einfach bloß der Meinung, dass derjenige, der so viel Wert auf ein Treffen gelegt hatte, es auch organisieren musste? "Was sagst du, hm?" Ich kraulte Mia sanft unter ihrem weichen Kinn, auch wenn sie nicht mehr allzu begeistert und laut schnurrte. Sie hatte noch nie so sehr darauf gestanden gekuschelt zu werden, aber sie nahm es in Kauf, wenn sie sich dafür auf der weichen Bettdecke zusammenrollen durfte. Ich schloss meine Augen und schmiegte meine Wange an Mias Kopf. Ich sollte versuchen zu etwas Schlaf zu kommen, aber mir gingen alle Ding durch den Kopf, die mir so spontan einfielen, die ich mit ihm machen könnte. Zwar hatte ich am Freitag eine Lesung, die bis 15:30 Uhr ging, aber von der Uni zu meiner Wohnung brauchte man bloß eine viertel Stunde. Ich hatte lange kein Date mehr, das ich tatsächlich ernst genommen hatte und ich spürte, dass ich mich bei ihm besonders ins Zeug hängen musste. Er schien wie jemand, der anspruchsvoll war und den es von den Füßen hauen musste, damit er sich nach einem Date noch einmal meldete. Ich wollte ihn Kennenlernen, also wäre auch Kino oder Theater das Falsche, zudem ich nicht einmal wüsste, was seinem Filmgeschmack entspräche. Vielleicht schätzte ich ihn auch vollkommen falsch ein und war nicht der Good Will Hunting, sondern eher der Django unchained Typ, auch wenn mich das sehr wundern würde. Und die Verachtung mit der er mich bei einem Irrtum und einem so konventionellen Date Vorschlag ansehen würde, wollte ich auch nicht über mich ergehen lassen. Ich seufzte, kraulte Mia und versuchte zu schlafen. Ich bezweifelte, dass um halb drei an einem Donnerstag noch die Erleuchtung für ein Date mit einem äußerst anspruchsvollen Jungen über mich kommen würde.

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Curiosity and Fortune.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt