Sirius #2

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"Das kann doch nicht wahr sein!", brüllte ich, schickte ein paar Schimpfwörter hinterher und kickte gegen einen Stuhl, der da so doof im Weg rum stand und versuchte mich zu prvozieren. Der Stuhl fiel polternd auf den Boden und die Sachen, die ich irgendwann einmal darauf abgestellt hatte, flogen in alle Himmelsrichtungen, während ich versuchte nicht zu fluchen, da das Stuhlbein härter gewesen war als ich gedacht hatte und ich keine Schuhe trug. Mia fauchte verärgert und stolzierte elegant davon. Ich schlug die Schubladen und Türen wieder zu, die ich beim Suchen aufgerissen und offen stehen gelassen hatte. Die Müdigkeit saß in meinen Knochen und ich hatte schlechte Laune. Ich hatte nicht einschlafen können, da ich an nichts anderes hatte denken können als an den Kuss. Oder besser gesagt an die Person, die an dem Kuss beteiligt war. So viel dachte ich ja nicht einmal an Sev und ihn kannte ich schon um einiges länger und besser. Dann war heute mein Wecker zu früh gegangen und ich hatte nicht mehr einschlafen können, wozu auch Mia beigetragen hatte, da sie vorwurfsvoll und hungrig miaut hatte. Und zum krönenden Abschluss fand ich mein Portemonnaie nicht mehr. Ich hatte gedacht, ich habe es bloß vergessen, aber egal wo ich suchte, fand ich es nicht. Nicht einmal unter meinem Bett, wo normalerweise alle verloren gegangenen Dinge früher oder später auftauchten. Die ersten Vorboten von Kopfschmerzen meldeten sich und ich ließ mich fluchend auf den unförmigen Klotz, mit dem weinroten Tuch darüber, den ich Sofa nannte fallen. Schlechter konnte ein Tag gar nicht anfangen. Und dabei war es doch verdammt nochmal Samstag! Und stattdessen suchte ich seit geschlagenen zwei Stunden ein bescheuertes Portemonnaie und das ohne Kaffee. Ermattet raffte ich mich dazu auf eine Hand zu heben und die Stereoanlage neben dem Sofa anzustellen. Ich ließ seufzend meinen Kopf gegen die Lehne sinken. Wie anstrengend es sein konnte ein wenig durch die Wohnung zu rennen und Sachen zu durchsuchen, die teilweise mindestens drei Jahre lang kein Sonnenlicht mehr gesehen hatten. Als mich ein frecher, honigfarbener Sonnenstrahl blendete und ich sogar zu müde war, die Hand zu heben, um meine Augen abzuschirmen, beschloss ich dass ich augenblicklich etwas dagegen unternehmen musste. Es war immerhin schon neun Uhr und ich war seit drei Stunden auf den Beinen. Ich tappte in die Küchenecke, nachdem ich die Musik so laut aufgedreht hatte, dass sie den ganzen Raum ausfüllte und durchdrang. Mia strich mir um die Beine, brachte mich dabei beinahe zu Fall und versuchte mit ihrem mitleiderregendsten "Ich verhungere gleich"-Blick noch etwas Futter abzustauben, was aber nicht funktionierte, da ich wusste, dass sie genug zum Frühstück bekommen hatte, um nicht zu verhungern. Ich öffnete den Kühlschrank, schenkte mir ein Glas Milch ein und entwendete zwei Eier, die ich am Pfannenrand aufschlug. Es zischte leise und ihr verführerischer Duft stieg mir in die Nase. Ich hatte vorher zwar schon Apettit gehabt, aber jetzt hatte ich richtig Hunger. Mit dem Glas in der Rechten und meinen nervös auf der Arbeitsfläche klopfenden Fingern der Linken versuchte ich das Braten der Eier durch Anstarren schneller gehen zu lassen. Leider klappte es nicht und Mia bekam es doch noch hin ein wenig Trockenfutter abzubekommen. Sie aß es auf, strich mir noch einmal als Dank schnurrend um die Beine und sprang auf mein Bett, wo sie sich einrollte. Als die Eier fast fertig waren, klingelte es. Meine Laune hatte sich wieder ein wenig gehoben und ich schlenderte zur Wohnungstür. Die hölzernen Treppenstufen zur Haustüre knarrten unter meinen Schritten. Als ich die Haustüre öffnete, kam mir frühlinghafte, warme Luft entgegen. Ich brauchte einen Moment, um ihn zu erkennen. Er sah so viel besser aus als gestern in dem Stroboskoblicht der Disko. Als ich sah wer da stand, stahl sich ein strahlendes Lächeln auf mein Gesicht und in meinem Bauch begann es zu kribbeln.

Curiosity and Fortune.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt