part 16

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"Wie lange, Edward, wie lange hat sie noch?" fragte ich meinen Mann ganz leise, für Menschen nicht hörbar. Er ging raus, vermutlich, um mit Alice zu telefonieren. Und damit ließ er mich alleine.

Ich wollte meiner Mutter noch so viele Sachen sagen, aber in dem Moment, als sie versuchte, sich aufzusetzen, brachte ich keinen einzigen Satz raus. Wörtstau in meinem Hirn.

"Wie geht es dir?" flüsterte ich endlich. Eine blöde Frage, denn jeder sah, wie es um sie stand. Es sah nicht gut aus für sie und ich war fest entschlossen, die kurze Zeit, die uns noch blieb, voll zu nutzen. Renée brachte ein kleines Lächeln zustande und log: "Seitdem du da bist, geht es mir gut" Sie merkte wohl, dass ich die Lüge durchschaute, denn sie lenkte vom Thema ab. "Auf welches College wirst du gehen, mein Schatz" Ihre Stimme war leise, für mich jedoch unüberhörbar.

Ich könnte es meiner Mutter sagen. Wenigstens für einen Moment sollte sie gewusst haben, was ich war. Sie hatte es verdient und ich wusste, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt dafür war.

Aber wenn ich es sagte, würde sie sofort wissen, dass sie starb. Ich musste mich gedulden, bis sie selbst darauf kam. "Ich gehe dieses Jahr noch nicht. Im Moment passt das einfach nicht so gut. Von dieser Krankheit, die ich letztes Jahr hatte, habe ich mich zwar gut erholt, aber mein Arzt sagt, ich soll besser erst nächstes Jahr studieren" Eine Ausrede. Ich konnte es nicht fassen, dass ich die letzten Minuten meiner Mutter mit Lügen vergeudete.

Im Raum war es still und ich merkte, wie meine Mutter schwächer wurde. Am liebsten hätte ich jetzt schon alles gesagt, was es zu sagen gab, doch damit war ich noch zu früh. Ich durfte mir nichts anmerken lassen, denn sie sollte wirklich nicht wissen, dass sie starb.

Ich fuhr herum, denn die Tür knartschte. Edward kam herein und sah mir tief in die Augen. "Drei" sagte er, mehr nicht. Doch leider wusste ich nur zu gut, was er mir damit sagen wollte. Es blieben noch drei Minuten. Drei Minuten, in denen ich meiner Mutter zum letzten Mal in die Augen sehen konnten. 180 qualvolle Sekunden voller Trauer.

Nein! Nein! Das ging nicht, das durfte so nicht passieren. Wo war das Rad, an dem ich die Zeit zurückdrehen konnte. Wo war der Knopf, der mich aus diesem Albtraum aufweckte.

Doch es war kein Traum. Es war bittere Realität: Das Leben wich aus meiner Mutter.

Edward ging wieder aus dem Zimmer. Er gab mir die Möglichkeit, meiner Mutter etwas Wichtiges zu sagen. Und damit wusste ich, dass es richtig war, wenn sie es erfuhr. Ich griff nach Renées Hand, als wenn ich diejenige wäre, die am meisten Trost brauchte.

"Ich muss gehen, meine Süße. Pass auf dich auf." murmelte sie und schloss die Augen. Doch die drei Minuten waren noch nicht um. Ihr Herz kämpfte um Leben ider Tod, aber es schlug noch. Und plötzlich prasselten die Wörter aus mir heraus.

"Mum, ich werde dir niemals in den Himmel folgen können. Ich bin unsterblich, ein Vampir. Eine von den Cullens. Du sollst es gewusst haben. Weil ich dich lieb habe"

Meine Worte ergaben kaum Sinn, sie hatten keinen Zusammenhang. Aber ich wusste, dass meine Mutter verstanden hatte, so wie sie mich immer verstanden hat. Ihr Herzschlag wurde langsamer. Ich schloss die Augen und lauschte ihrem Puls. Mit meiner kalten Hand strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht.

Genau beim letzten Schlag ihres Herzens gab ich ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Die Stirn, die in wenigen Minuten meine Körpertemperatur annehmen würde.

Dann legte ich meinen Kopf auf ihre Brust und versuchte, an nichts zu denken.

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So, ihr Lieben. Trauriges chap, was? Schreibt bitte in die Kommis ob ihr Tränen in den Augen hattet oder nicht. Ihr seit die besten,

euer honigpferd

Bis(s) in alle Ewigkeit -eine TwilightfortsetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt