11. Waffen

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Wer kennt ihn nicht, den Duft von Schweiß, dreckigen Klamotten, stinkenden Schuhen und der aus hundert verschiedenen Sorten bestehenden Deowolke, die sich langsam durch den ganzen Raum ausbreitete.

Bei diesen sonnigen Aussichten ziehe ich es doch lieber vor, meine Sportstunden in der Halle zu verbringen. Obwohl Sport bei Weitem nicht zu meinen Hassfächern gehörte.

Was den anderen Mädchen ihre Barbie war, war mir meine Hantel.
Ich habe mit ihnen gespielt, ihnen hübsche Kleider angezogen und manchmal, aber nut sehr selten, habe ich sie tatsächlich zu ihrem Daseinszweck genutzt.

Ihr Gewicht hatte mich mehr fasziniert, als mein Muskeltraining und irgendwann nahm mein Vater sie mir weg, weil ich ständig damit navh anderen Leuten geschlagen hatte.
Spielverderber!
Trotzdem war

Schulsport ist allerdings nicht damit zu vergleichen, also mache ich, wenn ich will, mit und verschwende andernfalls meine Zeit auf dem Mattenwagen.

"Dass ich dich hier sehe!"
Gut gelaunt schwingt sich Basti zu mir herauf, gerade als ich im Schneidersitz meinen hoheitsvollen Blick durch die Halle schweifen lasse.
"Hab meine Kontrolle schon hinter mir!"

Ich sehe mit hochgezogenen Augenbrauen unserem Schulmoppelchen zu, wie sie schwitzend mit einem Ball in der Hand durch die Halle rollt.
Mann, wie ich dicke Menschen hasse!
Obwohl ich eigentlich jegliche Form von Menschen hasse.

"Was hast du?" Basti lenkt mich ab, als ich versuche, meinen Hass in meinem Blick zu bündeln und die Fette mit einem Laserstrahl in ein Häufchen Asxhe zu verwandeln. Ich grunze nur abwertend zu Antwort. Er weiß ganz genau, dass ich in Basketball immer volle Punktzahl habe.

Offenbar zermartert er sich gerade das Hirn, um einen weiteren Versuch zu starten.
"Warum starrst du sie so böse an?", fragt er schließlich und deutet auf meine Mitschülerin, die gerade an die Ziellinie gekommen ist.
"Was hat sie dir denn getan?"

"Sie existiert!", schnaube ich abfällig. Ich bin kein sehr netter Mensch.
"Dafür kann sie doch nichts!" Basti sieht mich überrascht an.
"Aber sie kann es ändern!" Jetzt, da Moppelchen aus meinem Visier ist, starrte ich das nächste Mädchen an. Sie trägt ein neonpinkes Shirt.
Ich hasse Menschen, die neonpinke Shirts tragen!

Ich bemerke, dass ich von der Seite angestarrt werde. Bastie beobachtet mich mir gerunzelter Stirn.
"Hast du deine Tage?", fragt er plötzlich.
Bevor er sich wehren kann, schnelle ich zu ihm herüber, drehe ihm schmerzhaft den Arm auf den Rücken und stoße ihn von meinem Mattenwagen.

Ein lauter Pfiff zeigt mir, dass meine Lehrerin das wohl gesehen hatte.
Na super!
Basti rappelt sich mit schmerzverzerrtem Gesich auf und reckt den Daumen in die Höhe. Uns immer noch misstrauidcj beobachtend, wendet sich die Furie wieder ihrer neonfarbenen Schülerin zu.

"Was läuft falsch bei dir?!", zischt Basti mich an, während er seinen Arm vorsichtig bewegt. "Das war nur eine Frage!"
"Und das war nur eine Antwort!", knurre ich zurück. "Du nervst!"
Ihn achtlos beiseite schiebend, springe ich von dem Wagen.
"Ich geh jetzt für kleine Mädchen. Willst du da auch noch mitkommen?"

Sein Mund klappt auf und zu, dann bemerkt sein Lehrer seine Abwesenheit und pfeift ihn zu sich her. Ist ja schlimmer als bei der Hitlerjugend!
Todesblick um mich werfend marschiere ich durch die Halle in Richtung Mädchenumkleide.

Basti hat Unrecht. Ich habe nicht meine Tage. Wenn er damit meine Menstruation meint. Aber in letzter Zeit denke ich ernsthaft über Mord nach. An niemanden speziellen, versteht sich, sondern einfach nur, dass mich manchmal das Gefühl überkommt, dem Nächstbesten auf der Straße einfach im Vorbeigehen das Genick zu brechen.

Das Suizid-DilemmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt