Für alle, die denken, dass man mit kontinuierlichem Kopf-gegen-die-Wand-schlagen Zeit und Probleme vertreiben kann, Fehlanzeige!
"Schatz! Komm endlich aus dem Badezimmer! Die Friseuse wartet!"
Ich höre mit meiner Verzweiflungstat auf und starrte wütend in den Spiegel."Nur wenn ich den Hoodie kriege!" Meine ach so engelsgleiche Mutter hat meinen dunkelblauen Lieblinbspullover irgendwo versteckt und will ihn nicht mehr herausrücken.
"Du trägst das Kleid, das wir ausgesucht haben! Es ist dein Abiball!"
Ich drehe mich um und verschränke die Arme:
"Wieso tun alle so, als wäre es das Wichtigste der Welt! Ich habe keine Lust, dabei zu sein, wenn die ganzen Schulschlampen sich in extraenge Kleider zwängen, die alle Kurven betonen, die sie eigentlich verdecken sollten und die einzigen Körperteile, die sie betonen sollen, nämlich Brüsten und Hintern, in ihren Falten versteckt halten...""Jetzt hör mir mal zu!", unterbricht mich meine Mutter und schlägt mit der flachen Hand gegen die Tür.
"Du hast dieses bescheuerte Schulssystem ertragen zwölf Jahre lang und jetzt wirst du gefälligst denen allen zeigen, was für eine perfekte junge Frau du geworden bist!"Wütend trete ich gegen die Wand.
"Ich werde dieses Kleid nicht anziehen!", schreie ich.
"Ich brauche niemandem etwas zu beweisen und meiner Schule erst recht nicht!"Meine Mutter schlägt noch einmal mindestens genauso wütend gegen die Tür, bevor sie wegstöckelt.
'Das war nicht nett!', sagt die Stimme leise.
"Fresse halten!"
'Sie ist unsere Mutter! Es ist schon schlimm genug, dass du sie die ganze Zeit wie Dreck behandelst!'"Was heißt hier 'unsere'?", wütend sehe ich in den Spiegel vor mir. Besonders groß ist mein Bad ja nicht.
Irgendwie wirke ich aber nicht so verkniffen wie sonst, eher nachdenklich und als die Stimme wieder anfängt, sehe ich sogar viel sanfter und fast... traurig aus?'Irgendwann wirst du schon drauf kommen!'
Ich rümpfe die Nase, aber habe keine Ahnung, was ich erwidern soll.
'Du hast recht! Rot ist schon nuttig! Du brauchst was anderes!', redet die Stimme weiter.
"Seid wann hast du solche Ausdrücke drauf?", frage ich spöttisch.'Erinnerst du dich noch an das Grüne? Das, was unsere Mutter zum letzten Bankett getragen hat! Gib zu, es hat dir gefallen!'
Nachdenklich schürze ich die Lippen.
"Es sah schon nicht schlecht aus!", gebe ich zu.Dann geschieht etwas, was mir seitdem in den Knochen sitzt.
Für etwa zehn Sekunden übernimmt die Stimme Kontrolle über meinen Körper.
Sie schließt die Tür auf, schaut nach draußen und ruft:
"Ich komme, wenn ich dein grünes Kleid kriege!"Sofort schließe ich die Tür wieder, lehne mich dagegen und murmel: "Scheiße!"
"Aber natürlich, Schatz!", ruft meine Mutter. "Wenn du möchtest! Aber beeile dich!"
'Bitte! Da hast du es!'
"Ich hasse dich!"Zwei Stunden später stehe ich im stickigen Theater auf der Bühne und starre geblendet in die Reihen vor mir.
Das Blitzgewitter ist grauenhaft!
'Wenigstens hast du das Rote nicht angezogen!', flüstert die Stimme. 'Die tragen ja alle rot! Oder dunkelblau! Grauenhaft!'Unwillkürlich ziehe ich meinen Mundwinkel zu einem Schmunzeln hoch.
"Du fängst an, mir zu gefallen!"
'Und unsere Mutter freut sich auch!'
Tatsächlich sitzen meine Eltern in der vierten Reihe und strahlen um die Wette.
In diesem Moment fällt mir auf, wie glücklich meine Mutter aussehen. Es steht ihr, macht sie jünger.Draußen auf dem Platz kommt auf einmal Luise zu mir.
"Du siehst echt heiß aus!", sagt sie.
"Danke." Das wusste ich selber schon!
'Die Sitte erfordert, dass du ihr jetzt ein Gegenkompliment machst!', dringt die Stimme in mir vor.
"Aber wow... wo hast du deine... Kette her?"
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Das Suizid-Dilemma
Teen Fiction"Wenn ich ins Gras beiße, will ich einen möglichst großen Abgang haben, mit Pauken und Trompeten. Am Besten ein ganzes Orchester! Niemand wird es nachvollziehen können, wenn ich mich einfach von der Brücke stürze!" Vera will sterben. So schnell wie...