Kapitel 4

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Plötzlich durchfuhr mich ein merkwürdiges Gefühl und ich fiel neben Katie zu Boden. Sie reagierte immer noch nicht und blieb genauso liegen wie ich. Meine Augen starrten glasig durch alles hindurch und fing an unkontrolliert zu beben. Die Bilder durchzuckten mich und spielten sich immer schneller ab, bis alles miteinander verschwamm und ich auf schrie. Katie bemerkte es und legte sich stumm neben mich.

,, Lass es geschehen, Newt",weinte sie bloß und erstarrte wieder zu einer weinenden Statue. Die Lichter fielen nach und nach hin. Sie erlebten das gleiche was ich gerade durchmachte. Nur Katie blieb leise und sah mit geöffnetem Mund an die Decke.

Mein Sicht fing an zu verschwimmen. Bedrohliche schwarze Punkte zierten sich an den Rändern. Sie verdichteten sich immer weiter, bis mein Körper sich augenblicklich entspannte und ich in die Dunkelheit gesogen wurde.

,, Pscht. Hörst du das ?",fragte eine Frau neben mir lächelnd. Wir standen vor einem Meer und lauschten den Wellen dabei zu, wie sie an den Ufern brach. Weißer Schaum überschlug sich und leckte sich zu unseren Füßen. Ich fühlte wie der Wind um uns wehte. Glücklich lächelte ich die Frau an, die meine linke Hand in ihre hielt. Meine Hand war klein, wie die eines Kindes und ich sprang erfreut auf meiner Stelle. Es war das erste mal, das wir zu einem Strand fuhren und ich war aufgeregt.

,, Wollen wir schwimmen ?",wollte sie wissen. Ich nickte eifrig und starrte sehnsüchtig auf die sanften Wellen, die mich zu sich riefen schienen.

,,Ja, Mami, Ich will schwimmen",jauchzte ich. Ihre braun orangene lockigen Haare wirbelten im Wind auf, während sie sich langsam auszog. Ich tat es ihr gleich und in Badeanzügen rannten wir aufs Meer zu. Ich kreischte vergnügt auf, als mich das kühle nasse erwartete. Das prickeln auf meiner Haut war herrlich.

Mein Vater lachte Kopf schüttelnd ,der an dem Grill stand und unser Mittagessen zubereitete. Seine blonden haare glänzten förmlich in der Sonne. Wir campten in einem Wald, an einem abgelegenen Ort, um endlich mal etwas Ruhe von unseren großen Stadt zu bekommen.

Meine Mutter und ich schwammen ausgelassen, lachten und spielten miteinander. Alles schien perfekt. Die Sonne ging langsam unter. Das Meer erwachte zu einem rosaroten Farbe und die glitzerte wie tausende von Diamanten in der untergehenden Sonne. Doch plötzlich änderte sich die Stimmung schlagartig.

Mein Vater schrie ohrenbetäubend auf. Meine Mutter wirbelte herum und kreischte förmlich auf, als sie sah, was vor ihren Augen abspielte. Zwei zombie ähnliche Menschen warfen sich auf ihn und fraßen ihn langsam auf. Meine Mutter war so blind vor Trauer, dass sie zu ihnen schwamm und als sie am Ufer war zu ihnen rannte.

,, Newt bleib da wo du bist !",rief sie mir noch zu. Die Cranks sahen von meinem Vater auf. Fleisch Stückchen ragten aus ihren Mündern und mein Vater lag in seiner eigenen Blutlache, mit weit geöffneten Augen. Er lebte noch. Ich blieb erschrocken im Meer. Mein Gehirn konnte nicht fassen, was da geschah. Meine Mutter nahm ein Messer in die Hand und brachte den ersten Crank um. Doch als sie unaufmerksam war, sprang der andere auf sie drauf. Sie ging zu Boden und kreischte herzzerreißend.

,,Renn ! Renn weg, Newt !",brüllte sie.

Und ich fing an zu schwimmen. Ich schwamm hinaus und fing an zu rennen. Ich ließ weinend meine Eltern zurück, die am lebendigen Leibe aufgegessen wurden. Was waren das für Menschen ? Wieso taten sie so was und wohin sollte ich hin ? Ich rannte in den Wald.

Mehrmals stolperte ich über die raus stechenden Wurzeln und fiel hin. Als ich nicht mehr konnte, legte ich mich einfach hin und sah zu wie es Nacht wurde. Traumatisiert von den Geschehnissen konnte und wollte ich nicht schlafen. Es ging mir nicht aus dem Kopf, wie sie zerfleischt und aufgegessen wurden. Es würde mich für immer verfolgen.

Unerwartet hörte ich etwas knacken und richtete mich sogleich auf. Ein spitzer Stock lag auf den Boden und ich nahm es mit zitternden Händen entgegen.

,,Hab keine Angst. Du bist ab sofort in Sicherheit ",wisperte eine Stimme hinter mir. Ruckartig sah ich die Person an und meine Augen weiteten sich. Ein weißes reines luftiges Kleid zeichnete sich an ihren kindlichen Körper ab. Ihre braunen Haare wurden zu zwei Zöpfen gebunden und ihre Arme waren hinter ihrem Rücken verschränkt. Sie hatte ein zuckersüßes lächeln auf ihren Lippen.

,,Wer bist du ?",fragte ich stotternd.

,,Katie und du ?".

,,Newt ".

Hinter ihr trat eine Frau vor, mit blonden Haaren, die zu einem strengen Dutt gebunden wurde. Auch sie trug ein durch und durch weißes Kleid.

,,Hallo, Newt. Du bist nun in Sicherheit. Kein Grund zur Sorge. Dir wird nichts passieren. Wir werden dich zu einem besseren Ort bringen",flüsterte sie besorgt.

,,Ich will nur meine Mami und mein Dadi",weinte ich los und sah mich ängstlich um.

,,Ich hab meine Mami und Dadi auch verloren",hauchte Katie und ich blickte zu ihr. Traurig lächelnd streckte sie mir ihr Hand entgegen. Zögernd stand ich auf und sag die beiden zum letzten mal an, Bevor ich endgültig Katie's Hand ergriff und mit ihnen ging.

Meine Augen flogen auf und ich merkte, dass ich noch immer auf den Boden lag. Ich konnte mich erinnern. Einfach an alles. Und ich bereute es. Das Gekreische meiner Eltern ging mir nicht aus meinem Kopf. Wie meine Mutter um mein Vater kämpfte, aber auch daran scheiterte.

Das Gefühl, als Katie meine Hand nahm, war unbeschreiblich. Schon da als kleine Kinder schlug mein Herz rasend und ich fühlte mich wohl bei ihr, worauf ich direkt mit ihnen mit ging. Hand in Hand mit Katie.

' Katie '- flüsterte ich leise in meinen Gedanken. Obwohl sie neben mir lag, antwortete sie nicht. Ihr Blick wanderte zu mir, als ich ihr Hand drückte und sie sah mich emotionslos an.

,, Nun weiß ich alles",hauchte ich und setzte mich leicht auf. Ich lehnte mich an einer der Klappstühlen und zog Katie zu mir. Ich streckte meine Beine aus und zog sie in die Mitte. Sie lehnte sich an mein Brust und so saßen wir da. Der Rattenmann saß an einem Pult und blieb still, während er uns beobachtete.

Die Lichter lagen noch immer bewegungslos auf den Boden, als wären sie tot, doch ich wusste, dass sie gerade ihre Erinnerungen durchlebten. Ich weiß noch, dass ich einen kleinen Welpen hatte Namens Brownie. Ich spielte mit ihm Tag und Nacht. Überall wo es nur ging.

Ich vergrub mein Kopf an Katie's Halsbeuge, die nichts erwiderte. Ihr verhalten ließ mich nachdenklich werden und ich runzelte mein Stirn. Was hatte A.N.G.S.T. Ihr angetan ? Noch nie war sie so. Sanft legte ich meine Finger unter ihren kalten Kinn und drehte ihr Gesicht zu mir um. Sie sah aus wie eine lebende Leiche. So wunderschön und doch leer.

,,Was haben sie dir angetan ?",fragte ich leise, damit nur sie Verstand. Sie schüttelte nur leicht ihren Kopf und wendete sich von mir. Frustriert strich ich mir meine Haare vom Gesicht und hielt sie fester.

Ihr Körper fing wieder an zu zittern. Erschrocken sah ich sie an, als sie wieder anfing fürchterlich zu weinen. Es kam mir vor, als wäre sie gefangen. Gefangen in ihren Emotionen und Gedanken. Schnell schob ich ihre Haare weg und fing an zärtlich ihren Hals zu küssen. Ich sah aus dem Augenwinkel wie sie ihre Augen schloss und aufhörte zu weinen. Nur ab und zu kam ein Wimmern aus ihrem Mund und ich flüsterte ihr beruhigende Sache zu. So schnell wie es kam, endete es. Erschöpft sackte sie in meinen Armen ein.

,,Es ist okay, Katie",nuschelte ich und küsste noch ein Mal ihren Nacken. Wir sagten nichts mehr. Saßen einfach nur da und hoben uns in den Armen.

,, Ach du heiliger Klonk",schrie Minho laut auf und alle anderen schreckte aus ihren Erinnerungen hoch. Sie sahen sich verwirrt umher und schienen nichts mehr zu verstehen.

,, Und jetzt kommen wir zum nächsten Punkt",unterbrach Rattenmann die unerträgliche Stille. Alle blicke wanderten zu ihm.

Was kam nun auf uns zu ?

3.0 - I'll follow you into the DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt