Kapitel 20

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Wählen ist ein Mittel, die Schuld an gewissen Zuständen auf andere abzuwälzen. Die Gewählten sind keine Herrscher, sondern Sündenböcke. Man hatte uns keine Wahl gelassen. Nein, die hatten wir damals nicht. Heute werden wir sie auch nicht haben. Wir waren Sündenböcke. Schwarze Schafe, die unter den weißen hervorstachen.

Genau das sündigte uns. Die Herrscher waren die, die gewählt hatten. Die sich die schwarzen Schafe raus suchen, damit sie keine Wahl hatten. Damit sie niemals wählen können.

Die Vergangenheit gehört den Herrschern.

Die Gegenwart gehört den Herrschern.

Aber die Zukunft ? Nein, sie gehört uns !

Ich träumte. Während ich träumte wurde ich durch das nichts geschleudert. Es gab keine Zeit, kein Geräusch, kein Licht...kein Halt.
Ich fiel einfach. Immer weiter und weiter ; als würde es kein Ende geben. Und ich wusste es gab kein Ende.

Wieso ?

Wieso waren wir die schwarzen Schafe ?

Wieso wurden wir auserwählt ?

Wieso konnte die verdammte Erde sich nicht selber heilen ?

Die Fragen ließen keine Ruhe, da sie keine Antworten bekamen. Vielleicht war es kein Segen, es in unserem Körper zu haben. In dieser Finsternis kam es mir vor wie ein Fluch. Wir waren alle verflucht. Deswegen wurden wir gewählt. Deswegen waren wir die schwarzen Schafe, die sich von den weißen unterschieden.

Vielleicht waren die weißen die, die den Segen geerbt hatten. Und die schwarzen waren verdammt.

Ich ließ mich einfach treiben. Wehrte mich nicht gegen die Finsternis. Wehrte mich nicht gegen den harten Aufprall, die ich erwartete. Ich wollte einfach nur noch rein sein. Einer von den weißen Schafen. Möglicherweise kann mir der Aufprall helfen die Schwärze zu entziehen.

Und plötzlich sah ich es. Ein weißes Licht. Strahlender als die verseuchte Sonne. Strahlender als Lichterketten. Die Finsternis zog sich langsam zusammen. Als hätte es Angst. Als würde es wegrennen wollen.

Das Licht wurde immer heller. Immer greller. Es bereitete sich aus. Je weiter es sich ausbreitete, desto näher kam es mir. Desto näher wurde ich in ihr gezogen. Nein, ich wollte nicht dahin, auch wenn es mir Zuflucht, Wärme und Geborgenheit gab.

Ich wollte lieber in der Finsternis, in dem leeren Nichts fallen. Denn ich war dazu verdammt. Doch meine Bitte wurde nicht erhört.

Mein Herz schrie Licht.

Mein Verstand schrie Finsternis.

Es war als würde es explodieren; in trillionen von kleinen Lichtkegeln. Ich schloss meine Augen. Und mit einem Sog, war ich in dem Licht.

Ich fiel nicht mehr. Das wirbeln hörte auf. Kein Wind zog an mir. Alles stand still. Wartend blieb ich einfach stehen, damit sich meine Augen an das Licht gewöhnten. Meine Füße standen auf festen Boden. Es fühlte sich seltsam an.

Als wäre ich schon lange nicht mehr gestanden. Als hätte ich das Laufen verlernt. Behutsam öffnete ich meine Augen. Mein Blick fixierte sich auf einen Felsen. Es war rostig braun. Fast schon rot.

Die ungewöhnliche Farbe erregte meine Aufmerksamkeit, wobei ich meine Umgebung nicht wahrnahm. Es war groß, wie eine Wand. Hatte Spitze und Kantine Ecken. Kleine Löcher bohrten sich in den Felsen.

Ich strich einmal darüber. Ja, es war rau ; wie ich sie mir vorgestellt hatte. Mein Kopf drehte sich um und ich erblickte ein Mädchen oder eine Frau.

Sie saß mit ihren Rücken zu mir. Ihre von Staub verwischten Haare fielen ihr über ihre Schulter. Sie waren lang. Erreichten fast ihre Taille. Diese Haare kamen mir bekannt vor.

3.0 - I'll follow you into the DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt