Kapitel 27

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Nur am Rande nahm ich wahr, wie sich die Tür öffnete und jemand sich vor mich stellte. Ich gab meine beschützende Position nicht auf. Es war mir gleichgültig was sie mit mir taten. Sie hatten mir alles genommen. Die Welt hatte mir alles genommen.

Zwei Hände schoben sich unter meine Arme und zogen sie sanft weg. Ich leistete keinen Widerstand. Warum sollte ich auch ? Langsam wurde ich auf meine Füße gezogen und ich stützte mich an der Person ab. Mein ganzes Gewicht lastete sie. Keuchend bewegte sie ihre Lippen, doch nichts drang zu mir durch. Das einzige Geräusch das ich hörte war Chulby's Geschrei, als sie sie von mir rissen und mit sich nahmen.

Wir schleppten uns voran. Leise schloss sie die Tür der Operationszimmer. Ich stand inmitten eines großen Ganges, die überflutet wurde mit Licht und Schöpfern, die wild hin und her stampften. Als ein junger Mann an mir vorbeikam begegneten sich unsere Blicke und augenblicklich weiteten sich seine Augen. Ehrfürchtig senkte er sein Kopf und verneigte sich etwas, um danach mit raschen Schritten davonzueilen. Verwirrt runzelte ich meine Stirn.

,, Sie haben Respekt vor Ihnen ", sagte jemand hinter mir und ich schreckte hoch.

Die Frau vor mir lächelte mich scheu an und tat es dem jungen Mann gleich. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Bob geschnitten und streng mit Gel auf die Seite gekämmt. Sie war etwas kleiner als ich und mir fiel auf, dass es die Frau war, die mich hochgehoben und mich bis hierhin gestützt hatte.

,, Wieso ?", fragte ich.

Sie sah sich kurz um und bemerkte die stechenden Blicke der anderen, worauf sie sich wieder mir widmete und mit den Schultern zuckte. Ihre Augen musterten mich ruhig und sie schien ihre Worte nachdenklich auszuwägen.

,, Da die Rettung der Menschheit in Ihrer Hand liegt".

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Das warme Wasser prasselte angenehm auf meinen Körper und ließ meinen angespannten Muskeln auflockern. Und alle meine Emotionen schlugen auf mich ein. Die Angst und Sehnsucht nach meiner Tochter und meine Familie raubten mir den Atem. Ich lehnte mich angestrengt gegen die kalte Marmorwand und versuchte die aufkommenden Gefühle zu unterdrücken.

Aber wie so oft wenn ich alleine war, ertrank ich in ihr. Mein Herz und mein Verstand verfingen sich ineinander. Mein Verstand zerrte mich dazu einen Schlussstrich zu ziehen und das letzte Bisschen Leben, dass noch in mir war, zu rauben. Währenddessen schrie mich mein Herz an durchzuhalten.

Ja, es gab etwas, wofür es sich lohnte zu leben. Zum Beispiel meine Familie. Meine Tochter.

Aber die Mehrheit an Dingen wog sich ins Negative. Wo sollen wir hin ? Kann ich hier überhaupt entkommen, wenn ja, wer von uns wird alles überleben ? Woher beschaffen wir uns Nahrung ? Das war das Ende der Welt.

Seufzend drehte ich das Wasser mit zitternden Händen zu. Meine Schultern sackten hoffnungslos nach unten. Ich beobachtete die letzten Blutspuren, die ins Abfluss flossen. Langsam zog ich den Vorhang auf.

Die Frau, die mich hierhergebracht hatte, wartete mit einer sauberen Ladung neuer Wäsche auf mich. Ich rollte mit den Augen. Natürlich ließen sie mich nicht alleine. Es gab immer jemanden, der mich beobachtete. Ob nun vollständig unbedeckt vor mir oder lauernd in dunkeln Schatten damit ich sie nicht sehen konnte.

,, Danke ", murmelte ich und nahm die Sachen von ihr.

Die ganzen Klamotten waren in Weiß. Sogar die Unterwäsche und Socken. So zogen sich eigentlich immer die Schöpfer an. Es verwirrte mich, dass sie es mir gestatteten, ihre Klamotten anzuziehen. Als wäre ich einer von ihnen. Vielleicht hofften sie noch, mich umstimmen zu können. Nur über meine Leiche.

3.0 - I'll follow you into the DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt