[The Fighter] ☆Elftes Kapitel☆

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In diesem Kapitel enthüllt sich dann endlich mal die eigenetliche Storyline dieser Geschichte... *roll eyes* Ich musste nur erstmal überlegen, worum es überhaupt gehen soll *lach* Aber jetzt steht die Basis... grob... aber Warnung, es könnte verwirrend sein... ich musste mich beeilen weil ich gerade sonst so viel für die Schule zu tun habe *scheinheilig lächel* Naja gut, ich habe Teen Wolf geschaut. Ihr nehmt es mir nicht übel, oder? Nein, ihr nehmt es mir nicht übel *lach*
Viel Spaß euch, meine Süßen!

Es war Abend, schon spät, und außerdem schon kalt. Für die Jahreszeit war es eigentlich sogar noch zu warm, aber trotzdem fühlte ich den Winter in der Luft so deutlich, als wäre er tatsächlich greifbar. Dabei war doch gerade erst der vierte Oktober und streng genommen erst seit ein paar Wochen wirklich Herbst. Und doch war da diese Ahnung in der Luft... der Anflug eines kalten Windzuges ließ mich erschaudern und ich rückte näher an das flackernde Feuer im Kamin des Wohnzimmers heran. Im Zimmer herrschte der übliche Lärm eines Dienstagsabends, Hausaufgaben hier, ein spannendes Buch dort und eine heftige Diskussion um irgendwelchen unwichtigen Kram am anderen Ende, auf dem Sofa kitzelte irgendwer irgendwen durch. Mum saß neben mir auf den Boden und während ich versuchte, mir die Worte einzuprägen, die vor meinen Augen tanzten und bestimmt, ganz sicher sogar, irgendeinen Sinn ergaben, der sich mir bloß nicht erschloss, saß sie einfach nur da, ihr Handy auf dem Schoß, die Augen geschlossen. Ich war mir sicher, dass sie in ihrer ganz eigenen Traumwelt gefangen war und gar nicht mehr in unserer Welt. Ich lächelte. Mum. Oh, Mum.
"Was hast du denn da?", fragte sie mich, ohne die Augen zu öffnen. Ihr Atem ging langsam und ruhig und für einen Moment war ich nur von der friedlichen Auf und Ab Bewegung ihres Oberkörpers gefangen. Dann sammelte ich meine Sinne wieder zusammen und strich beinah zärtlich über den Bogen Papier, auf dem sich die Buchstaben dicht an dicht drängten, teils in großen Lettern, teils kursiv und mit tausenden von Bleistiftanmerkungen, die ich mir an den Rand gekritzelt hatte.
"Das ist das Skript", erklärte ich geduldig. Mum hatte nicht so wirklich verstanden, worum es außer Schauspielern beim Film noch ging, und die Sache mit dem Skript war ihr neu, obwohl ich es jetzt schon seit Tagen studierte. "Da steht mein Text. Und was ich machen soll. Weißt du, eigentlich habe ich das schon tausend Mal gemacht, aber diesmal kriege ich es einfach nicht hin." Verärgert pfefferte ich die losen Zettel in meine neben mir aufgeklappte Tasche und warf den Deckel zu. Heute würde ich mich damit nicht mehr quälen. "Auswendiglernen ist einfach nicht so einfach."
Mum nickte, lächelte ihr unverwechselbares Lächeln, stand auf und verschwand in der Küche. Ich hörte, dass sie telefonierte, dann klapperten Töpfe gegeneinander. Essenszeit. Ob bei Thomas jetzt auch Essenszeit war? Stand heute ein Nachtdreh an? Musste er überhaupt nachts drehen, oder war er einer dieser Charaktere, die nur tagsüber und bei strahlendem Sonnenschein in Erscheinung traten? Ich lächelte beim Gedanken daran, wie Thomas in irgendeinem Märchenfilm durch ein sonnendurchflutetes Getreidefeld oder ähnliches ging. Nein, bestimmt drehte er nachts. Und bestimmt war bei ihm noch lange nicht Essenszeit. Der Arbeitstag eines Schauspielers war lang, und er war hart, doch er gefiel mir.

Es war Vollmond, als ich das nächste Mal mit meiner Mutter sprach, eine Woche später. Es war ein anderer Dienstag, ein Dienstag näher an Thomas und gleichzeitig einer weiter weg. Seit fünfzehn Tagen waren wir jetzt getrennt und mir kam es vor wie fünfzehn Wochen. Oder fünfzehn Jahre. Im Haus war langsam Ruhe eingekehrt, und nur wir Erwachsenen saßen noch im Wohnzimmer, Jessy, Allison, Mum und ich. Jessy hatte Kekse auf den Couchtisch gestellt und wir bedienten uns alle fröhlich, während ich den anderen aus meinem Skript vorlas.
"Die Szene wird witzig", verkündete ich. "Sie ist mit Thomas." Ein verklärtes Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit und Allison warf mir ein Kissen ins Gesicht. "Unfair!", schrie ich und sprang auf. Gerade, als ich das Kissen zurückwerfen wollte, stand Mum auf und trat mir in den Weg. Sie rang sichtlich mit der Fassung, und der Griff um mein Handgelenk hatte etwas panisches. Es dauerte einige Sekunden, bis ich überhaupt begriff, dass sie es war, die mich festhielt. Erstaunt sah ich sie an. Der gesamte Raum schien für einen Wimpernschlag wie festgefroren, wie in einem einstudierten Standbild hatten wir in unserer Bewegung innegehalten, alle Blicke waren auf Mum gerichtet. Mum. Unsere ewig nette, ewig gütige Mutter hielt mich am Handgelenk fest, eisern, und eisern war auch ihr Blick. "Setzt euch", sagte sie tonlos. "Es gibt etwas, was ich euch sagen muss."
Wir sahen uns an und ließen uns dann alle nebeneinander auf dem Sofa nieder. Mum ließ mein Handgelenk los. Jessy beugte sich über mich und inspizierte die roten Spuren, die Mums Finger auf meinem Arm hinterlassen hatten. Ich sah gar nicht hin, so verwundert war ich. Ich hätte nie gedacht, dass sie zu so etwas fähig wäre, niemals. Allison legte einen Arm um mich und eine ihrer glänzenden, braunen Strähnen fiel über meine Schulter, als auch sie sich vorbeugte, um einen Blick auf die sich langsam bläulich färbende Stelle an meiner Haut zu werfen. Ich saß still, wie erstarrt, den Blick auf meine Mutter gerichtet. Sie war so stark! Warum hatte ich das nicht gewusst?
"Das da", sagte sie nun mit Grabesstimme "ist gar nichts. Überhaupt nichts." Ich runzelte skeptisch die Stirn.
"Entschuldige mal, aber was ich da sehe ist ein riesiger blauer Fleck", antwortete Allison giftig. Obwohl ich dankbar war, dass sie mich verteidigte, hätte ich sie im Moment am liebsten geohrfeigt.
"Für mich ist das etwas mehr als nichts", fügte Jessy hinzu und sie klang genauso aggressiv wie der blaue Fleck inzwischen aussah. Mittlerweile hatte er sich in Richtung lila geschlichen und im Zentrum verfärbte er sich grün-gelblich. Aua.
"Ein blauer Fleck?", wiederholte Mum. "Ein blauer Fleck?" Ihre Stimme wurde hysterisch und für einen Moment fürchtete ich, sie würde das ganze Haus aufwecken. Dann setzte sie sich auf den Sessel und sah von einer Sekunde auf die nächste plötzlich sehr, sehr müde aus. Langsam schob sie die Ärmel ihres Pullovers hoch und gab den Blick frei auf Wunden verschiedenster Art. An den Handgelenken glaubte ich, feine, weiße Narben zu erkennen, doch bei den anderen Stellen war ich mir sicher: das waren Narben. Manche dicker, manche dünner und blasser, aber erkennen konnte man sie alle. An einer Stelle am rechten Ellbogen war die Haut gerötet und rau und ich wollte gar nicht wissen, was passiert war. Nicht verwunderlich, dass es die erste Frage war, die Jessy in den Raum warf. "Wie zur Hölle ist das alles passiert?" Oh ja. Gute Frage. Sehr gute Frage.
"Das hier", sagte Mum und zeigte auf die hellen Narben an ihren Handgelenken, "war ich. Ein kleiner Anflug von Selbsthass. Nicht weiter schlimm, aber diese gottverdammten Nadeln haben ihre Spuren hinterlassen. Alles andere stammt von eurem Dad. Oder genauer: von eurem Dad und seinen Leuten. Diese hier ist von Niall. Und die hier von Scott. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass diese große am gleichen Tag entstanden ist wie die hier. Beides Daemon, ganz sicher." Sie hob den Kopf und musterte uns, ihre Töchter, aus stechend blauen Augen. "Es gibt gewisse Dinge, die ich euch erzählen muss."

"Das ist Dad?"
"Sind das alles Tattoos? Ich meine, die können doch unmöglich alle echt sein!"
"Und das? Das ist definitiv eine Narbe."
"Heilige Scheiße, was zur Hölle kann passieren, damit man so eine Narbe kriegt?"
"Will ich gar nicht wissen. Aber - Gott! Guck dir seine Haare an!"
"Eklig."
"Definitiv. Und das soll unser Dad sein?"
Allison und Jessy konnten sich gar nicht mehr einkriegen, als Mum die Fotos vor uns ausbreitete, doch ich sagte nichts. Stumm musterte ich den Mann auf den Bildern und er war mir so fremd, als würde ich ihn nicht kennen. Wir waren uns so nah gewesen. Ich saß da, still und wie angewachsen, und versuchte, eins und eins zusammenzuzählen. Was war geschehen? Was war wirklich erzählt, als man uns weisgemacht hatte, dass unsere Mutter tot war? Warum hatten wir es alle geglaubt? Und warum hatten wir jetzt, wo wir endlich die Gelegenheit dazu hatten, keine Fragen gestellt? Mit Tränen in den Augen blickte ich zu Mum hinauf. Auch ihr standen die Tränen in den Augen, und ich konnte mir denken, was sie dachte. Das da war der Mann, den sie einst geliebt hatte. Das war der Mann, der ihr so lange so viel Leid zugefügt hatte. Ich versuchte, mir vorzustellen, dass Thomas und mir einmal das gleiche passierte, scheiterte aber zum Glück. Nein, so war Tommy nicht. Er würde mir niemals wehtun.
"Was ist passiert, Mum?", flüsterte ich. Sie seufzte und schob die Ärmel ihres Pullovers nach unten. Dass es mir nie aufgefallen war, dass sie immer langärmlige Kleidung trug... ich musste blind gewesen sein.
"Ihr wisst alle, wann ich - nun ja - gestorben bin. Nur, dass ich gar nicht tot war." Sie lächelte nervös und rieb ihre Hände aneinander. "Euer Vater war schon immer gewalttätig gewesen. Er hat sich ständig geprügelt, als er jung war. Das Problem war nur, dass ich das nicht sah. Ich sah nur, dass er sich um mich prügelte. Die Tatsache, dass er anderen weh tat, war mir gleichgültig. Ich sah alles durch eine rosarote Brille, Gott, ich war so verliebt, Becky. Dann hat er mich geheiratet. Und ich war so glücklich. Er hat jeden von mir ferngehalten, der mir weh tun wollte, und ich merkte erst, dass er mich isolierte, als es bereits zu spät war. Aber ich liebte ihn trotzdem noch. Ich wollte nicht sehen, also verschloss ich meine Augen. Ich versuchte, die Jungs zu ignorieren, die nachts in meiner Küche saßen und Bier tranken und Morde planten. Ich versuchte, meinen Ehemann, meine Liebe, mein Leben, aus ihrer Mordlust heraus zu kristallieren, und es gelang mir. Ich ignorierte sie alle, Niall und Daemon und Ash und Scott. Warum sollte mein Mann auch morden? Ich fand das abwegig. Warum sollte er? Er hatte alles, was er sich wünschte, eine große Familie, mich. Warum sollte er anderen das Leben nehmen?
Aber dann fing er an, auch mich zu schlagen. Und ich fing an, ihn zu sehen. Nicht als den guten Mike, der sich damals um mich geprügelt hat, sondern als den, der mit seiner gruseligen Gang Morde plante und mir drohte, damit ich niemandem davon erzählte. Als ob ich wirklich jemanden gehabt hätte. Ich überredete ihn, aus Los Deviles wegzuziehen. Ich sagte, damit würde er den Verdacht von sich ablenken und gleichzeitig war ich so naiv, zu denken, er würde seine Gang zurücklassen. Doch das tat er natürlich nicht. Dann kam der Anschlag. Und dann kam Luke. Wir haben uns irgendwie kennengelernt und dann haben wir uns irgendwie angefreundet und dann war er plötzlich tot. Und ich habe mich gewehrt. Ich habe die Waffen ignoriert, von denen ich wusste, dass sie insgeheim alle auf mich gerichtet waren, und bin zur Polizei gegangen. "Officer", habe ich gesagt. "Mein Mann ist ein Mörder."
Und dann hat er mich gefangen genommen. Er hat mich nicht getötet. Er wollte, dass ich leide. Also habe ich gelitten. Das komische war nur, dass ich keine Angst hatte, nicht um mich. Ich berief mich auf die Liebe, die er irgendwo in seinem tiefsten Herzen noch für mich empfinden musste. Ich hatte Angst um euch. Um jeden einzelnen von euch. Also flehte ich um euer Leben. Ich habe versprochen, bei ihm zu bleiben, wenn er eurer Großmutter eine glaubwürdige Geschichte auftischt, damit sie sich euer annimmt. Das hat sie dann gottlob auch getan. Und Mike hat mit mir getan, was er tun wollte, und ich konnte nicht weg. Schließlich hatte ich es ja versprochen."

Wir schwiegen. Lange. Der Winter, dachte ich. Es ist so kalt. Und es war tatsächlich kalt. Im Kamin war das Feuer ausgegangen, doch es war eine andere Kälte, die mich zum Zittern brachte. Es war die Kälte in meinem Herzen, das mir mit jedem Schlag zuzuschreien schien, ich solle ihn doch endlich finden und ihn kalt machen, so kalt wie die Kälte in meinem Herzen. Ich atmete ein und aus und versuchte, zu verarbeiten, was Mum erzählt hatte, ohne Morddrohungen auszusprechen. Ich blieb still. Meine Schwestern blieb still. Meine Mutter blieb still. Und die Kälte in mir erstarrte zu Eis.

"Ich bin fortgelaufen", flüsterte Mum mit erstickter Stimme. "Und jetzt kommt er hierher."

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Ein fieser Cut, oder? Ja, ich weeeiiiß! Megaoberfies, aber was soll's, mir gefällt dieser Cliffhanger :D Wie gesagt, etwas verwirrend, ich hoffe ihr konntet folgen und verzeiht mir, dass Thomas nicht vorkam... und er wird auch erstmal nicht mehr vorkommen *mich vergraben geh*
Au revoir!

Newcomer ☆Abgebrochen☆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt